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Der US-Boom geht zu Ende – das wird auch für Deutschlands Wirtschaft zum Problem

Weltweit verstärken sich die Risiken für einen Abschwung: Der Zollstreit mit den USA und das langsamere Wirtschaftswachstum belasten den chinesischen Außenhandel schwer. Chinas Exporte gingen im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent zurück. Die Importe verringerten sich sogar um 7,6 Prozent.

Zuvor war der chinesische Automarkt erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten eingebrochen. Der Pkw-Absatz sackte 2018 um sechs Prozent ab. „Die Beseitigung von Importzöllen und größtmögliche Verständigung über Regulierungen wären der richtige Weg“, forderte Klaus Bräunig, Geschäftsführer des Branchenverbands VDA, zum Auftakt der Autoshow in Detroit.

Betroffen von der Schwäche in Fernost ist auch nahezu die gesamte deutsche Industrie: Im November verringerten sich Deutschlands Ausfuhren im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent. Das nährt die Sorge, dass die Volkswirtschaft nach einem Minus von 0,2 Prozent im dritten Quartal auch in den letzten drei Monaten nicht gewachsen ist und so in eine Rezession gerutscht wäre. Aufschluss geben am Dienstag die Daten des Statistischen Bundesamts.

Wenig Hoffnung macht auch der lange Zeit prosperierende US-Markt. Nach Handelsblatt-Berechnungen zeichnet sich ein Ende des Gewinnbooms der amerikanischen Konzerne ab. Apple hat die Richtung bereits vorgegeben: Nach vielen erfolgreichen Jahren wird 2019 für die US-Konzerne rau.

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Anfang Januar korrigierte der iPhone-Hersteller seine Umsatzprognose für das abgelaufene Quartal deutlich nach unten. Da sich die neuen Smartphones doch nicht so gut verkaufen wie erhofft, rechnet Apple nur noch mit 84 Milliarden Dollar Umsatz statt mit 89 bis 93 Milliarden Dollar wie zuvor prognostiziert. Die Konsequenz: Anleger schickten die Apple-Aktie zehn Prozent nach unten.

Auch bei anderen Unternehmen läuft das Geschäft nicht mehr so wie erwartet. Fedex warnte im Dezember, dass sich der globale Handelsstreit auf das Geschäft auswirkt – der Handel zwischen den USA und der restlichen Welt geht zurück. Große Logistiker wie Fedex gelten als Seismograf für die Weltkonjunktur: Sobald Unternehmen weniger von anderen Firmen ordern, sinken die Frachtraten – und das spürt Fedex frühzeitig.

Analysten erwarten, dass Fedex zwar im Schlussquartal mit knapp einer Milliarde Dollar noch einmal gut verdient hat, im jetzt begonnenen ersten Quartal 2019 aber nur noch auf gut 700 Millionen Dollar kommen wird. Das wären 65 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Die guten Zeiten, in denen Amerikas Unternehmensgewinne zweistellig wuchsen, sind vorbei. Zum einen schwächt sich die Konjunktur ab. Zum anderen verunsichert der weltweite Handelskonflikt die Unternehmen, sodass sie sich mit Investitionen und Neuaufträgen zurückhalten.

Tag für Tag reduzieren sich deshalb die Gewinnschätzungen – noch bevor in dieser Woche die ersten Konzerne mit ihren Bilanzen an die Öffentlichkeit gehen. Die Analysten der Bespoke Investment Group bezeichnen die Erwartungen an die jetzt startende Bilanzsaison als „extrem niedrig“ – und verweisen auf die vielen Korrekturen bei den Gewinnschätzungen in den vergangenen Tagen.

Alarmierende Zahl der Negativ-Prognosen

Quer durch alle Branchen dämpfen die Unternehmen die Hoffnung auf noch mehr Wachstum. Besonders skeptisch sind die Energiekonzerne um Exxon, Chevron und Co. infolge der drastisch gesunkenen Ölpreise. Und diesen Prognosen folgen die Analysten.

Erwarteten sie noch vor drei Monaten, dass die 500 größten US-Unternehmen, wie sie im S & P notieren, ihre Nettogewinne im vierten Quartal 2018 um gut 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern konnten, so haben sich die Erwartungen inzwischen mehr als halbiert.

Bemerkenswert: Insgesamt haben nach Berechnungen des Finanzdatenspezialisten Factset nur 106 der 500 Konzerne überhaupt eine Ergebnisprognose für das vierte Quartal gegeben. Das sind für die Wall Street ungewöhnlich wenige.

In den USA gehört es seit vielen Jahren zum guten Ton, dass die börsennotierten Unternehmen ihre Aktionäre im Vorfeld mit – möglichst positiven – Erwartungen füttern, um so Transparenz zu schaffen und vor allem die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Von diesen 106 Unternehmen haben 72 einen negativen Ausblick gegeben und 34 einen positiven“, sagt Factset-Analyst John Butters. Das ist alarmierend, denn damit liegt die Zahl der Unternehmen mit negativen Aussichten weit über dem Durchschnitt vergangener Jahre.

Längst geht es nicht mehr nur darum, wie hoch die nur noch niedrigen Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr ausfallen, sondern ob es überhaupt noch zu einem Gewinnplus oder aber sogar zu einer Gewinn-Rezession kommen wird. Davon sprechen Marktteilnehmer, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen die Gewinne im Schnitt niedriger ausfallen als im Vorjahr – also ähnlich wie bei einer Rezession der Gesamtwirtschaft.

„Sie können sicher sein, dass dieses Szenario auf dem Radar ist“, urteilt Hugh Johnson, Investmentchef der Beratungsfirma Hugh Johnson Advisors. Denn nicht nur das abgelaufene vierte, auch das angebrochene erste Quartal 2019 verheißt Enttäuschungen angesichts der Schwäche in China, dem abflauenden Boom in den USA und der neuerlichen Schwäche in Europa – also den drei großen Handelsregionen der Welt.

Alle Branchen betroffen

Die größten Enttäuschungen drohen ausgerechnet in der lange Zeit boomenden Hightech-Branche. Der Telekommunikationsriese AT & T und der Mobilfunkbetreiber Verizon müssen mit Gewinnrückgängen von mehr als 50 Prozent rechnen. Besonders hart trifft es Halbleiterproduzenten wie Broadcom mit Einbußen von voraussichtlich mehr als 75 Prozent. Weltweit sinken angesichts der geringeren Nachfrage in allen Industriezweigen die Chippreise. Überkapazitäten aus den vergangenen Boomzeiten verschärfen den Einbruch.

Betroffen von der schwächeren Weltwirtschaft sind alle Branchen. Der Ölriese Exxon dürfte angesichts rapide gesunkener Ölpreise – der Rohstoff wird billiger, weil Marktteilnehmer weltweit auf eine schwächere Konjunktur und damit einen sinkenden Verbrauch spekulieren – vor einem Gewinneinbruch von 40 Prozent stehen. Bei den Autobauern sind die Verkäufe, vor allem in China, zuletzt dramatisch eingebrochen. Ford-Aktionäre stellen sich auf einen Gewinnrückgang von mehr als 40 Prozent ein.

Im Einzelhandel warnte Macy’s kürzlich, dass das Weihnachtsgeschäft doch nicht so gut wie erwartet gelaufen ist – und zog damit die Aktienkurse des gesamten Sektors hinunter. Gerade beim Einzelhandel wird sich zeigen, ob sich die Verbraucher von der zurückhaltenden Stimmung der Unternehmen anstecken ließen – aber auch, wer den Übergang ins digitale Zeitalter geschafft hat und mit originellen Angeboten die Konsumenten in seine Läden lockt und den Handel nicht Amazon überlässt. Auch der Corona-Brauer Constellation Brands und der Kreuzfahrtkonzern Carnival haben schlechtere Ergebnisse in Aussicht gestellt.

Keith Parker, Chef-US-Aktienstratege der Großbank UBS, rechnet insgesamt mit „gemischten Ergebnissen und Ausblicken“. Schon das aber wäre ein negativer Trendwechsel. Denn nach dem Boomjahr 2017 hatten Amerikas Unternehmen in den ersten drei Quartalen 2018 ihre Gewinne jeweils um knapp 25 Prozent gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen gesteigert.

Das war der stärkste Boom seit dem ersten Erholungsjahr nach der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Treiber waren die robuste Weltwirtschaft mit großer Nachfrage in den drei großen Weltregionen Asien, Europa und Amerika.

„Peak Earnings“

Als größtes Geschenk für die Unternehmen hatte sich indes Amerikas Steuerreform entpuppt. Von ihr profitierten fast alle Unternehmen, Banken und Versicherungen. US-Präsident Donald Trump hatte die Unternehmensteuer in den USA von 35 Prozent auf 21 Prozent gesenkt.

Analysten gehen davon aus, dass sich die Gewinne der 500 größten US-Konzerne ohne den Steuereffekt „nur“ um rund zehn bis fünfzehn und nicht wie tatsächlich um knapp 25 Prozent in den ersten drei Quartalen verbessert hätten.

Davon kann nun keine Rede mehr sein. Zwar sparen die Unternehmen auch weiterhin Jahr für Jahr Milliarden an Steuern, aber der daraus resultierende Effekt mit rasant steigenden Gewinnen ist einmalig – und auf das vierte Quartal 2017 sowie die ersten drei Quartale 2018 beschränkt.

Wohl auch daraus resultieren nun Gewinneinbrüche im vierten Quartal von 60 und mehr Prozent, wie etwa bei der Kaffeehauskette Starbucks, dem Ketchuphersteller Kraft Heinz, dem Zigarettenriesen Altria oder dem Pharmakonzern Pfizer. Im Vorjahr hatten die Firmen oftmals Milliardengewinne aus Steuernachlässen oder -ersparnissen verbucht. Dieser Effekt bleibt einmalig.

Beobachter sprachen deshalb bereits im vergangenen Jahr von „Peak Earnings“ – also Gewinnen, die schon am höchsten Punkt angekommen sind und nicht mehr weiterwachsen können. Und auch Caesar Maasry sollte recht behalten: Der Marktanalyst von Goldman Sachs mahnte schon vor mehr als einem halben Jahr seine Kunden, dass das globale Wachstum zwar stark sei, sich aber verlangsame.

Beide Prognosen gehen nun auf – auch deshalb sinken die Aktienkurse. Ob sie weiter fallen, erfahren Anleger, wenn Microsoft, IBM, Pfizer und Co. ihre Bilanzen vorlegen und auf das begonnene Jahr blicken.

Das alles sind keine positiven Aussichten für Deutschlands exportstarke Unternehmen, die im Boom ihre Kapazitäten ausgebaut haben. Anleger haben sich auf das Szenario indes schon eingestellt: Binnen eines Jahres verlor der Dax 18 Prozent.