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Unverpackt-Läden gestärkt in der Coronakrise

Können Unverpackt-Läden in der Coronakrise Hygiene sicherstellen? Sie können, sagt Gregor Witt, Präsident des Unverpackt-Verbands. Während andere Geschäfte schließen müssen, steigern Unverpackt-Läden sogar ihre Umsätze.

Umweltbewusstes Einkaufen. Das versprechen Unverpackt-Läden durch den möglichst vollständigen Verzicht auf Einwegverpackungen. Damit heben sie sich deutlich von den klassischen Supermärkten und Discountern ab. Statt die Packung Haferflocken zu kaufen, werden sie eigenständig abgefüllt – ein wenig wie früher im Tante-Emma-Laden. Nur dass hier Selbstbedienung herrscht. In Zeiten von Corona könnte man meinen, dass dies den Läden nun zum Nachteil gereicht. Meiden Kunden nun die Geschäfte, weil sie sich um Hygiene und Ansteckung sorgen? Weit gefehlt, meint Gregor Witt, Vorsitzender des Unverpackt-Verbands und Unverpackt-Ladenbesitzer in Köln.

WirtschaftsWoche: Herr Witt, wie hat die Coronakrise die Unverpackt-Läden getroffen?
Gregor Witt: Wir sind alle in Aufruhr, wie überall im Land. Bei Bedarf entscheiden wir gerade tagesaktuell neu und legen neue Maßnahmen fest. In Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise seit Montag die Corona-Schutzverordnung, in der steht, dass sich maximal ein Kunde pro zehn Quadratmeter im Laden aufhalten darf. Darauf muss dann schnell reagiert werden – neuer Aushang, entsprechend angepasste Kundenansprache. Das ist alles nicht so einfach, aber bislang gelingt uns das ganz gut.

Unverpackt steht nicht nur für Verpackungs-, vor allem Plastikverzicht, sondern auch für Selbstfüllung. Ich drehe einen Hahn um mir selber Nudeln, Linsen, Waschpulver in meine eigenen Dosen abzufüllen… Genau solche Berührungspunkte sind dieser Tage ja mehr als unangenehm. Wie sorgen Unverpackt-Läden hier für sichere Bedingungen?
Als Verband fokussieren wir uns bei unseren Beratungen und Empfehlungen vor allem auf die Händehygiene, betonen nochmal die Niesetikette. Den Läden empfehlen wir gerade, dass die Kunden am Eingang die Hände desinfizieren müssen.
Darüber hinaus haben wir die Empfehlung herausgegeben, dass die Läden die Mindestsumme für bargeldloses Bezahlen heruntersetzen sollten, um dies möglichst vielen Kunden zu ermöglichen, weil die Kartenzahlung in Viruszeiten den Menschen ein besseres Gefühl verleiht.

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Ansonsten sind wir hygienetechnisch im Normalfall auch schon so ausgestattet, dass wir keine Kreuzkontamination haben. Alle Lebensmittel sind abgedeckt, sodass nichts passiert, wenn jemand quer durch den Laden niest.

Und die neuen Vorschriften?
Zudem gelten die gleichen Regeln wie aktuell anderswo: Abstandsregeln, zahlenmäßig beschränkter Kundenzugang, Barriere zwischen Mitarbeiter und Kunden an den Kassentheken. Außerdem werden die häufig berührten Flächen zwischendesinfiziert, obgleich eine Infektion auf diesem Weg überhaupt nicht stattfindet. Ich habe teilweise auch den Eindruck, dass wir einfach mehr machen, weil die Menschen sich dann besser, vor allem sicherer fühlen.

Nutzen Sie denn die Möglichkeit der längeren Öffnungszeiten?
Der Verbandsvorstand hat den Mitgliedern zunächst empfohlen den Sonntag frei zu halten, um auch den Mitarbeitern Verschnaufpausen zu geben. In unserem Geschäft in Köln haben wir unsere Öffnungszeiten auch noch gar nicht erweitert – so schließen wir samstags um 15 Uhr. Sollten wir durch die Kundenbegrenzung im Laden deutlich längere Wartezeiten für Kunden haben, halten wir möglicherweise demnächst länger auf, damit auch alle versorgt werden können, die kommen.

Wie sind denn die Kundenreaktionen?
Die Rückmeldungen sind sehr nett und liebevoll. Heute Morgen hing bei uns beispielsweise ein Zettel mit Herzchen an der Ladentür auf dem stand „Vielen Dank, dass ihr weitermacht“.

Kommen den überhaupt noch viele Kunden?
Einen Einbruch an Kunden, weil so mancher aus hygienischen Gründen jetzt womöglich lieber in einem klassischen Supermarkt kauft, können wir nicht verzeichnen. Im Gegenteil! Die meisten Unverpackt-Läden verzeichnen sogar einen enormen Zuwachs an Neukunden. Und denen können wir auch unser gesamtes Sortiment anbieten, denn wir haben in sämtlichen Unverpackt-Läden auch alle noch Toilettenpapier, Mehl, Haferflocken, Nudeln und Seifen – und dass, trotz der Mehrkunden – und der Hamsterkäufe, die es auch bei uns gibt.

Das heißt, Waren-Nachschub ist bei Ihnen auch gar kein Problem. Die Lieferketten funktionieren?
Richtig. Weil wir in Großgebinden kaufen, belastet uns die jetzige Situation vorläufig nicht. Auf meiner Einkaufsliste stehen beispielsweise 10-Kilo-Papiersäcke Nudeln. Die landen nicht bei Rewe, Edeka oder Aldi, sondern werden in der Regel etwa im Gastrobereich. Da es dort Einbrüche wegen Schließungen gibt, müssen wir uns wohl auch in nächster Zeit eben keine Sorge um Engpässe machen. Damit bleiben wir lieferfähig – ein Vorteil, der leider auf Kosten vieler anderer geht.
Wir spüren in den Zahlen einen ganz klaren Aufschwung. Man könnte vorsichtig sogar sagen, wir profitieren von der Situation. Denn beim Umsatz sehen wir aktuell vielerorts sehr deutliche Zuwächse.

Das heißt, sie können möglicherweise sogar darauf hoffen, gestärkt aus dieser Krise herauszukommen. Das bedeutet, die Stimmung unter den Unverpackt-Ladenbesitzern dürfte eigentlich noch vergleichsweise positiv sein.
Nichtsdestotrotz gibt es auch für die Unverpackt-Läden viele offene Fragen. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit allen anderen voran. Einige bereiten sich auf mögliche Kurzarbeit vor. Insgesamt ist es aber recht ruhig, weil es aktuell in unserem Bereich eben noch so gut läuft. Ich weiß noch von keinem Unverpackt-Laden, der nicht kostendeckend arbeitet.

Sollten sich die Maßnahmen allerdings noch weiter verschärfen, könnte es natürlich sein, dass der ein oder andere Laden vorläufig schließen muss. Dies würde dann vor allem die Unverpackt-Läden treffen, die noch kein Jahr eröffnet sind. Bei denen dürften entsprechende Rücklagen noch gar nicht gebildet sein und Inhaber im Fall des Falls in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das wäre heikel, denn von diesen noch sehr jungen Unverpackt-Läden gibt es einige. Ich hoffe, wir kommen alle mit einem blauen Auge davon.