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Unterwegs im fliegenden Taxi – So könnte die Zukunft der Mobilität aussehen

Wie er 2032 zu den Olympischen Spielen nach Aachen reisen will, darüber hat Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) konkrete Vorstellungen: mit Rollator auf der Rückbank seines autonom fahrenden Autos – und mit einem frisch gebrühten Espresso. Altmaier meint es ernst: In der globalisierten Welt sei jeder Tag wie Olympia. Im Wettbewerb darum, wer am stärksten oder erfolgreichsten ist, müsse Deutschland seinen Spitzenplatz behalten.

Auf der Konferenz „Metropolitan Cities“ in Aachen geht es genau darum. Dafür haben die Initiatoren Günther Schuh, Geschäftsführer der RWTH Aachen Campus, und Michael Mronz, Chef der Rhein Ruhr City GmbH, ins Hotel Quellenhof nach Aachen geladen.

Zusammen mit Konzernen wie Daimler, Allianz, Evonik oder der Deutschen Post wollen sie ausloten, wie sich die Digitalisierung in allen Lebensbereichen vorantreiben lässt, wie die Mobilität der Zukunft aussehen soll und wie in der Metropolregion Rhein-Ruhr ein Ökosystem für Innovation geschaffen werden kann.

Ansporn ist für sie die Bewerbung der Region für die Olympischen Spiele 2032. Ihrem Ruf sind viele namhafte Sprecher gefolgt: Telekom-Technikchefin Claudia Nemat, Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter oder Daimler-Vorstand Ola Källenius sind darunter, aber auch Start-ups wie das Navigationssystem what3words oder die Auto1-Gruppe. Doch wie realistisch ist sie wirklich, die digitale Zukunft zwischen Rhein und Ruhr?

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Ziemlich visionär sieht diese Zukunft jedenfalls aus, mit fliegenden Taxis wie dem Volocopter oder autonomen Bussen – zumindest auf den Bildern von Mitveranstalter Schuh von der RWTH Aachen. Der Ingenieur ist kein Träumer. Er ist Mitgründer von Streetscooter, jenem Hersteller von Elektroautos, mit denen die Deutsche Post bereits Pakete ausliefert.

Er spricht in Aachen nicht nur über das, was da sein könnte, sondern auch über das, was noch immer nicht richtig läuft. An vielen Stellen hapere es noch zwischen Rhein und Ruhr: „Das fängt beim Nahverkehr an. Jeder macht sein eigenes Konzept. Das muss sich ändern“, sagt Schuh. Man solle die Region weniger als einzelne Städte, sondern als Metropole wie etwa Los Angeles begreifen.

Fliegende Taxis in Aachen

Einer, der vorangehen könnte, ist NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der glaubt als Landesvater natürlich schon an Olympia 2032 – und an die positiven Effekte, die das Mega-Event haben könnte: „Mich hat es immer fasziniert, wie München es mit den Olympischen Spielen geschafft hat, ein hochmodernes U-Bahn-System zu schaffen.“ Davon profitiere die Stadt noch heute.

So etwas mit modernster Technologie auch in NRW zu schaffen, sei das Ziel, selbst wenn es dann am Ende nicht mit den Spielen klappen sollte. Laschet will zusätzliche Mittel bereitstellen: Im Haushalt 2019 sollen zum Beispiel vier Millionen Euro für ein Testgelände der RWTH Aachen enthalten sein, bei dem Flugtaxis getestet werden. Laschet mahnt aber, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Die nötige Infrastruktur gäbe es noch nicht: „Wir kriegen noch nicht die Funklöcher zwischen Aachen und Düsseldorf beseitigt.“

Da dürfte sich Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter angesprochen fühlen. Er will aus Deutschland eine „Gigabit-Gesellschaft“ machen: „Technologie soll Menschen unterstützen.“ Die wichtigste Infrastruktur für dieses Ziel sei das Netz, und da gebe es erheblichen Verbesserungsbedarf, kritisiert Ametsreiter: „Das Kupferkabel hat ausgedient. Da wurde viel in lebensverlängernde Maßnahmen gesteckt, das ist schade.“

Die Zukunft heißt Glasfaser, und da sieht es in Deutschland mau aus: Die Bundesrepublik liegt bei entsprechenden Anschlüssen deutlich unter dem Schnitt der OSZE-Staaten. Es fehlten ein wenig die runden Tische, wie man es gerade in Frankreich gesehen hat, meint Ametsreiter. Da habe Staatspräsident Emmanuel Macron klare Ansprüche gegenüber der Industrie formuliert und gefragt, was die zur Umsetzung brauche.

Start-up-Standort NRW

Dabei schaut an Rhein und Ruhr manch einer in Sachen Innovation nicht nur neidvoll nach Frankreich, sondern nach Berlin als Deutschlands Hotspot in Sachen Start-ups. Aus der deutschen Hauptstadt kommt auch Hakan Koc, dessen einstiges Start-up Auto1 nicht nur Europas größte Gebrauchtwagenplattform ist, sondern sich auch zum erlesenen Klub deutscher Einhörner zählen darf, also Start-ups mit einer Unternehmensbewertung mehr als einer Milliarde Euro.

Was können andere Gründer von der rasanten Erfolgsgeschichte lernen, will Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe im Bühnengespräch von Koc wissen? Der ist sich sicher: „Ein Schlüssel ist, sehr technologisch an Prozesse ranzugehen. Ich könnte heute noch das erste verkaufte Auto nachschlagen.“ Auto1 habe sich von Anfang als Daten-Company begriffen und so das Geschäftsmodell aufgebaut.

Auf Technologie setzen auch die Start-ups, die sich auf der Bühne in Aachen präsentieren. Alle versuchen sich an neuen Mobilitätskonzepten: Zum Beispiel Getaway, das eine Plattform und eine Rundum-Lösung für privates Carsharing bietet – beispielsweise in Essen. Oder das Aachener Start-up Sonah, das mittels optischen Sensoren smarte Infrastruktur schaffen will und so zum Beispiel Stadtplanern sagen will, wo Zebrastreifen sinnvoll wären oder wo Gefahrenzonen für Fußgänger sind.

Die neue Rolle der Automobilkonzerne

Lösungen, wie diese Mobilität aussehen könnte, zeigt auch Daimler-Forschungsvorstand Ola Källenius. Das Unternehmen steht hinter Apps wie dem Limousinenservice Blacklane, Mytaxi oder der Mobilitätsplattform Moovel. Källenius spricht über menschenzentrierte Innovation für die Mobilität in Metropolen.

Man habe die Welt durch das Auto verändert, sagt Källenius: „Aber jetzt stehen wir davor die Welt wieder zu verändern.“ Es sei klar, dass es in Zukunft darum gehen würde, die Bewegungsfreiheit zu gestalten. Die Kombination aus Individualität und ÖPNV müsse stimmen: „Wir müssen den Dialog zwischen Mobilitätsdienstleistern, Autoherstellern und Städten suchen und gestalten.“

Die Aufgabe der Hersteller sei es dabei, die Technologie zu entwickeln. Das sei ein Kernelement der vernetzten Stadt. Für die Technologie der E-Mobilität brauche es zum Beispiel die Kooperation zwischen Industrie und Politik.

Beim autonomen Fahren forscht Daimler zum Beispiel an hochpräzisen Navigationslösungen zusammen mit dem Hersteller Here. Weltweit testet der Konzern zudem an den lernenden Systemen, damit der Computer am Ende Entscheidungen treffen kann.

Die Investments in Dienste wie Moovel sind für Källenius nicht nur Wagniskapital: „Wir denken, dass Mobilitätsdienstleister eine Hauptschnittstelle zum Kunden werden.“ Am Ende werde es natürlich nicht nur die Mobilität geben, sondern auch immer noch die Freiheit der Selbstbestimmung. Jeder könne selbstverständlich mit dem AMG zum See fahren, sagt Källenius.

Zum Schluss will ein Fahrschullehrer aus Gera vom versammelten Panel aus Källenius, Mobilitätsexperte Schuh, Allianz-Chef Joachim Müller und Sixt-X-Bereichsvorstand Nico Gabriel wissen, wann er sein Geschäft eigentlich zuschließen muss?

Källenius meint: „Die entsprechenden Geschäftsmodelle entstehen erst in großen Städten – es wird also noch länger dauern.“ Experte Schuh ergänzt: „Heute keinen Führerschein zu machen, ist in etwa so intelligent wie kein Englisch zu lernen.“