Untersuchung: Dramatische Folgen für Facebook-Moderatoren
Inhalte, die Gewalt oder Pornografie zeigen, werden auf Facebook streng gefiltert. Deshalb hat das soziale Netzwerk Mitarbeiter, die sich explizit um die Moderation solcher Inhalte kümmern. Dass viele Angestellten dabei an ihre Grenzen gehen, beweist eine Untersuchung der britischen Tageszeitung “The Guardian”. Demnach haben die Facebook-Moderatoren noch Monate später mit psychischen Auswirkungen zu kämpfen.
So sollen einige Mitarbeiter, die seit Jahren im Berliner Moderations-Center von Facebook tätig sind, “süchtig” nach grafischen Inhalten geworden sein und selbst eine private Kollektion an verstörendem Bildmaterial aufbewahrt haben. Das berichten Kollegen von ihnen. Andere seien ins rechte politische Spektrum abgedriftet, da sie so viel mit Hassreden und Fake News konfrontiert waren. Das hohe Arbeitspensum habe sie zudem runtergezogen.
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Besonders schmerzliche Erinnerungen hinterließ das Abhören von privaten Konversationen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen, die vom Algorithmus als potentiell sexuell eingestuft wurden. Solche Gespräche seien “verstörend und verletzend”, sagte ein Moderator. “Es gibt weiße Männer aus Europa und den USA, die Kinder auf den Philippinen schreiben, um im Austausch für zehn oder 20 Dollar Sex-Fotos zu bekommen.”
“Verstoß gegen die Menschenrechte”
Ein anderer Mitarbeiter sprach von einem “Verstoß gegen die Menschenrechte”. “Man kann niemanden bitten, schnell zu arbeiten, gut zu arbeiten und verstörende Inhalte zu sehen. Die Dinge, die wir gesehen haben, sind einfach nicht richtig”, sagte er. Die Personen blieben anonym, da sie im Arbeitsvertrag von Facebook einen Passus unterzeichnen mussten, der es ihnen verbietet, darüber zu sprechen.
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Ein Betroffener beschrieb, dass seine Arbeit “im Prinzip ein Experiment” sei, da es so etwas zuvor noch nicht gegeben hat. Genau deshalb erhoben einige jetzt die Stimme: “Ich spreche darüber, da ich vermeiden möchte, dass andere Menschen in dieses Loch fallen.”
Das sagt Facebook zu den Vorwürfen
Im Rahmen einer “modernen Gesellschaft” gehe es nun darum, Mittel, Wege und Regeln zu finden, “um damit umzugehen.” Er möchte eine öffentliche Debatte über diesen Arbeitszweig anstoßen, da “die Menschen draußen nichts von uns und unserem Job wissen”. Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei es, mehr Mitarbeiter für diese Arbeit einzustellen.
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Facebook erklärte in einer Stellungnahme, dass es das Wohlergehen seiner Moderatoren “sehr “ernst nehme. Psychologische Unterstützung und Technologie seien ein Teil davon. “Content-Moderation ist eine neue und herausfordernde Branche, daher lernen wir ständig dazu und sind bestrebt, die Art und Weise, wie sie verwaltet wird, zu verbessern”, heißt es in der Stellungnahme gegenüber dem “The Guardian”.
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