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Unternehmen in den USA steht eine Klagewelle wegen Rassismus bevor

Morgan Stanley muss sich gegen eine Klage ihrer ehemaligen Diversity-Managerin wehren. Aber auch andere Unternehmen müssen sich auf Klagen einstellen.

Der New Yorker Investmentbank Morgan Stanley droht Ärger vor Gericht. Die langjährige Mitarbeiterin Marilyn Booker hat die Bank wegen rassistisch motivierter Diskriminierung und Vergeltung verklagt. Booker war lange Jahre als erste globale Diversity-Chefin tätig und zuletzt Managing Director in der Vermögensberatung. Im Dezember wurde sie entlassen, weil ihre Position aufgelöst wurde.

In ihrer Klage wirft die ehemalige Anwältin der Bank vor, Initiativen blockiert zu haben, die die Zahl und die Chancen von Schwarzen im Unternehmen verbessern sollten. Sie verklagt die Bank wegen Rassismus und weil sie sie wegen ihrer Aktivitäten entlassen haben soll.

Der Fall Booker ist die bisher höchstrangigste Klage gegen eine Bank. Aber Juristen gehen davon aus, dass sich auch Unternehmen in anderen Branchen auf eine Klagewelle einstellen müssen.

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Nicht nur die Banken stehen in der Kritik, Schwarze bei der bei der internen Karriere diskriminiert zu haben. Auch bei McDonald‘s klagen schwarze Ex-Manager, bei Supermarkt-Ketten und beim sozialem Medium Pinterest liegen ebenfalls Beschwerden vor.

„Im Zuge der Black-Lives-Matter Proteste sollten Arbeitgeber damit rechnen, dass sich mehr Mitarbeiter trauen werden, sich zu erheben, zu sagen, dass sie Opfer von Diskriminierung sind und zu klagen“, meint Douglas Lipsky von der auf Arbeitsrecht spezialisierten Kanzlei Lipsky Lowe in New York. „Wir haben das mit der #MeToo-Bewegung gesehen. Wenn die Menschen wissen, dass sie nicht allein sind, sind sie eher bereit, für ihre Rechte zu kämpfen“, erklärt der Jurist.

Auch der renommierte Rechtsprofessor John Coffee von der Columbia-Universität glaubt, dass Mitglieder von Minderheiten, die entlassen werden, verstärkt klagen könnten. „Dass eine entlassene Person, die einer Minderheit angehört, klagt, ist immer ein Risiko“, erklärt Coffee die generelle Lage. „Das aktuelle Umfeld erhöht dieses Risiko wahrscheinlich, da Kläger das Gefühl haben könnten, dass ihre Chancen besser stehen“.

Im Zuge der Proteste wegen Polizeigewalt und Rassismus verurteilen zwar auch immer mehr ‧Unternehmen und Banken die Diskriminierung von schwarzen Amerikanern. Doch wenn man sich die Chefetagen der Fortune 500-Unternehmen anschaut, sind die meisten überwiegend weiß und männlich.

Gerade einmal vier schwarze CEOs gibt es derzeit unter den S & P 500 Unternehmen. Dazu gehören der Pharmakonzern Merck mit Kenneth Frazier, die Baumarktkette Lowe’s mit dem ehemaligem JC Penney-CEO Marvin Ellison, der Finanzdienstleister TIAA mit Roger Ferguson und das US-Luxushaus Tapestry mit Jide Zeitlin.

An Bekenntnissen mangelt es nicht. Egal ob Citi, JP Morgan, Starbucks, Nike oder Adidas: Viele Unternehmen haben nach dem Video von der brutalen Tötung von George Floyd die Polizeigewalt gegen Schwarze verurteilt.

Jack Dorsey, der CEO von Twitter und Square, hat Juneteenth, den 19. Juni zum Unternehmens-internen Feiertag erklärt, um dem Ende der Sklaverei zu gedenken. Reddit-Gründer Alexis Ohanian, der mit dem Tennis-Star Serena Williams verheiratet ist, hat seinen Board-Posten geräumt, um Platz für das erste schwarze Mitglied in dem Gremium zu machen.

Bank of America hat versprochen, in den kommenden vier Jahren eine Milliarde Dollar zu spenden, um die Ungleichheit zu bekämpfen, die von Corona noch verstärkt wird. Jamie Dimon, der CEO von JP Morgan, ließ sich knieend mit Maske vor einer Filiale fotografieren.

Morgan Stanley weist Vorwürfe zurück

In ihrer Klage gegen Morgan Stanley wirft Booker dem CEO James Gorman vor, nach der Tötung von George Floyd die Inklusion von Schwarzen zwar zu versprechen, aber zuvor genau diese blockiert zu haben. „Was noch besorgniserregender ist: Morgan Stanley hat, in wahrer Scheinheiligkeit, aktiv versucht, jene zum Schweigen zu bringen, die sich für Wandel stark gemacht haben, wenn es um das Thema Diversität und Inklusion ging“, heißt es in der Klage. „Marilyn Booker war eines dieser Morgan-Stanley-Opfer“. Weil sie sich für die Rechte der Schwarzen in der Bank eingesetzt habe, habe sie ihren Job verloren.

Die Bank, deren Belegschaft nur zu 2,2 Prozent Schwarze sind, wirft die Vorwürfe zurück: „Wir werden uns in den zuständigen Foren mit aller Kraft verteidigen“, heißt es in einer Mitteilung der Bank. Man habe bereits Fortschritte gemacht, die Diversität der Mitarbeiter zu verbessern, auch wenn man realisiere, dass weitere Fortschritte nötig seien.

Auch McDonald’s muss sich derzeit vor Gericht gegen die Anschuldigung verteidigen, rassistisch zu sein. Dort haben zwei ehemalige Senior-Manager geklagt. Sie werfen McDonald’s vor, schwarze Manager und schwarze Franchise-Nehmer zu verdrängen.

Der Vorstandsvorsitzende Chris Kempczinski, der in der Klage namentlich genannt ist, sagte am Dienstag dieser Woche, die Fast-Food-Kette habe „mehr schwarze Millionäre geschaffen als alle anderen Unternehmen“. Aber auch er räumt ein, dass es immer noch „Raum für Verbesserung“ gebe, was die ethnische Diversität angeht.

Die Liste der inzwischen Beklagten ist lang: Bei der Supermarktkette Fred Meyer, die zum Kroger-Konzern gehört, klagt ein ehemaliger Mitarbeiter auf zwei Millionen, weil er entlassen wurde, nachdem er sich über Rassismus beschwert hat.

Beim Online-Photo-Dienst Pinterest haben zwei schwarze Frauen und ehemalige Google-Mitarbeiterinnen sich öffentlich beschwert, dass sie diskriminiert und bei Beförderungen übergangen wurden. Die Organisation „Color of Change“ verlangt nun eine Entschuldigung und dass die Frauen entschädigt werden.

Der deutsche Sportartikel-Hersteller Adidas war im Zuge der Proteste ebenfalls unter Druck geraten. Intern haben Mitarbeiter das männlich und weiß dominierte Management dazu gedrängt, sich klar zu positionieren.
Ein schwarzer Designer verlangte eine Entschuldigung. Als Antwort darauf hat das Unternehmen hat nach den Protesten angekündigt, dass in Zukunft 30 Prozent der Neueinstellungen in den USA Schwarze und Latinos sein müssen.

Für die Wirtschafts-Professorin Ella Bell Smith vom renommierten US-amerikanischen Dartmouth College ist die geringe Präsenz von Schwarzen in den Chefetagen der US-Unternehmen vor allem eine Frage der Pipeline. „Schwarze werden oft bei Beförderungen nicht berücksichtigt. Man gibt ihnen keine Aufgaben, mit denen sie sich hervortun können. Sie haben weniger Mentoren, und sie sind nicht Teil der wichtigen informellen Netzwerke“, sagt Smith.

Die Unternehmen sprächen zwar viel über Diversität und änderten auch ihre Einstellung, beobachtet Smith. „Aber sie müssen sich anschauen, wie in ihren Organisationen die Menschen nach oben kommen“. Sonst gingen sie das Thema nicht langfristig an, ist die Wissenschaftlerin überzeugt.