Unter #CoronaEltern machen Familien ihrem Ärger Luft
Keine Kitas, keine Spielplätze, keine Schule: Für Eltern ist die Coronakrise eine Herausforderung, die sie an den Rand ihrer Kräfte bringt. Von der Politik fühlen sie sich im Stich gelassen – und machen ihrem Ärger jetzt im Netz Luft.
Hilfen für Soloselbständige, Kredite für Unternehmen und mehr: Die Politik bringt Milliarden auf, um die Bürger gut durch die Coronakrise zu bringen. Doch eine Gruppe bleibt außen vor: die Eltern. Dabei haben es Mütter und Väter besonders schwer: Neben dem Beruf müssen sie im Home Office auch noch die Kinder entertainen und unterrichten. Und das nun schon seit gut 5 Wochen am Stück.
Erleichterung ist erstmal wohl nicht in Sicht: Die Kitas bleiben – abgesehen von einer Notbetreuung – geschlossen und auch die Schulen öffnen im ersten Schritt nur für die älteren Jahrgänge. Viele Familien kämpfen schon jetzt um ihre Existenz. Zwar hat Familienministerin Franziska Giffey mehr Unterstützung versprochen in Form von Corona-Elterngeld und Corona-Elternzeit – aber das ist den Betroffenen zu wenig.
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Stimmen verzweifelter Eltern
Sie sind wütend auf die Politik, die der Wirtschaft soviel mehr unter die Arme greift. In den sozialen Netzwerken machen Eltern deshalb ihrem Ärger unter dem Hashtag #CoronaEltern Luft. Initiiert wurde die Aktion von der Journalistin Mareice Kaiser, Mutter und Chefredakteurin von "Edition F", die damit eine regelrechte Welle lostrat.
Was machen eigentlich Eltern, die nicht mehr können?
Ich frage für, nun ja, fast alle, die ich so kenne.— Mareice Kaiser (@Mareicares) April 16, 2020
Neben Wut hört man in den Kommentaren die deutliche Verzweiflung heraus und liest von erschöpften Eltern, die heulend zusammenbrechen:
Ich habe mich gestern heulend auf den Küchenboden gelegt. Meine Zweijährige hat meinen Rücken gestreichelt und der Sechsjährige meinen Kopf. Hat etwas geholfen.
— Caroline Turzer (@cturzer) April 16, 2020
Weitermachen. Wer soll denn kommen und irgendwie helfen? Mir fällt da keine Lösung ein. 😔Leider.
— Shermin Arif (@Magic_Cauldron) April 16, 2020
Wieso kann man Läden öffnen, aber keine Spielplätze?
Die Gewichtung ist so absurd.#CoronaEltern— Alu Kitzerow - grossekoepfe (@aluberlin) April 21, 2020
Ich wünsche mir täglich, meistens nach dem Nervenzusammenbruch, dass ich das irgendwie überstehe. Ich liebe meine Kinder, aber der Zustand setzt uns schon sehr zu. pic.twitter.com/3WQ3Jjlxug
— 🦆 (@kackerina) April 16, 2020
Manche kommen auch mit konkreten Lösungsvorschlägen:
Es sollte, gerade für Einzelkinderfamilien, Alleinerziehende, ach alle belasteten Eltern, die Möglichkeit geben 1-2 direkte Sozialkontakte neben dem Haushalt zu haben. Kinder sollten auch (1-2) andere Haushalte besuchen können. Ich würde dass sogar beantragen, irre...
— Niggo Bren (@NiggoBren) April 16, 2020
Wir #Coronaeltern brauchen jetzt, ergänzend zu § 56 Abs. 1a) IfSG, eine bezahlte Corona-Elternzeit inklusive Sonderkündigungsschutz und ohne Widerspruchsmöglichkeit des Arbeitgebers.
— Sandra Runge (@smartmama_de) April 20, 2020
Initiatorin Mareice Kaiser schreibt auf “Brigitte.de“: "Mit dem Aufruf in meiner Kolumne wollte ich einen Raum erschaffen, in dem Familienstimmen gehört werden. Und das hat funktioniert. Die große Resonanz auf #CoronaEltern zeigt den Leidensdruck, unter dem aktuell alle Familien stehen, Eltern wie auch die Kinder.“ Sie hoffe, dass die vielen Stimmen jetzt von der Politik auch wirklich gehört werden.
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