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Der globale Reichtum stagniert, während die Schulden steigen

Erstmals seit der Finanzkrise ist das Vermögen weltweit leicht gesunken. Auffällig sind das deutsche Sparverhalten und die Schuldenquote in China.

Das weltweite Vermögen hat sich um 0,1 Prozent verringert – vor allem wegen Kurseinbrüchen an den Börsen. Foto: dpa
Das weltweite Vermögen hat sich um 0,1 Prozent verringert – vor allem wegen Kurseinbrüchen an den Börsen. Foto: dpa

Überall auf der Welt war 2018 ein schlechtes Jahr für die Vermögensbildung. Das ergibt eine Untersuchung des Versicherungskonzerns Allianz. Das Bruttogeldvermögen ging weltweit im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent auf 172,5 Billionen Euro zurück. Damit sind die Vermögen der Privathaushalte das erste Mal seit der Finanzkrise gesunken, wenn auch nur minimal. Abzüglich der Schulden liegt das Nettovermögen zum Vorjahr sogar bei minus 1,9 Prozent und 129,8 Billionen Euro.

Grund dafür sind laut Studie die politischen Konflikte wie der Handelsstreit zwischen China und den USA sowie die Brexit-Querelen. Das führte zu einem schwachen Börsenjahr. „Global gaben die Aktienkurse zwölf Prozent nach,“ heißt es in der Studie, „dies schlug direkt auf die Vermögensentwicklung durch.“

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Für 2019 gab Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, aber Entwarnung. Entwickeln sich die Börsen weiter so wie bis zur Mitte dieses Jahres wird das Vermögen steigen. „Die Treiber sind eindeutig die USA,“ fügte Arne Holzhausen, Leiter Insurance and Wealth Markets der Allianz, hinzu. Der Aktienmarkt habe sich 2019 erholt. Einen positiven Einmaleffekt hatte auch die US-Steuerreform. Dadurch konnten die US-Haushalte 46 Prozent mehr sparen als noch 2017.

US-Bürger sind im Schnitt am reichsten

Das hat das Reichen-Ranking der Allianz ein wenig verändert. Demnach leben nun Pro-Kopf gerechnet die reichsten Menschen in den USA statt wie im Vorjahr in der Schweiz. Ein US-Bürger besitzt demnach im Schnitt netto 184.410 Euro. Ein Schweizer besitzt 173.840 Euro. Neu auf Platz drei ist Singapur. Das Land ist um 13 Plätze nach oben gerutscht. Dort haben Bürger ein Vermögen von durchschnittlich 100.370 Euro. Deutschland landet in der Statistik unverändert auf Platz 18 und einem Vermögen von 52.860 Euro pro Kopf.

Betrachtet man die Vermögensverteilung nach dem Median, also dem mittleren Verteilungswert, ergibt sich ein anderes Bild. Die reichsten Menschen leben in der Schweiz, Japan und den Niederlanden. Die USA landen auf Platz zwölf, Deutschland zwei Plätze weiter auf Rang 20. „Das ergibt sich aus der starken Ungleichheit der Vermögen“, erläutert Holzhausen. In Deutschland und den USA ist die Verteilung also eher ungerecht.

Deutsche sparen gegen Niedrigzins an

Auffällig ist, dass in allen Industrie- und Schwellenländern die Vermögen im Jahr 2018 gesunken sind – außer in Deutschland und Norwegen. „Die Deutschen sparen gegen den Niedrigzins an“, sagte Heise. Mit einem Sparvermögen von 244 Milliarden Euro haben Deutsche etwa so viel auf ihren Bankkonten geparkt wie alle anderen europäischen Bürger zusammen. Damit haben die Deutschen den allgemeinen Trend für sich umgekehrt und die Verluste an den Aktienmärkten mehr als wettgemacht. Anders als in den anderen Schwellen- und Industriestaaten stieg das Vermögen hierzulande um 2,2 Prozent.

Sparen und Investieren: So klappt es mit dem Reichtum

Private Verschuldung in China ist beunruhigend

In anderen Ländern, allen voran China, steigen hingegen die Schulden. Laut Studie nahmen die Verbindlichkeiten 2018 um 5,7 Prozent zu. Doch diese Zahl ist auf alle 53 untersuchten Staaten heruntergerechnet. Beunruhigend sei die „starke Dynamik in Asien“, schreibt Ko-Autorin Patricia Pelayo Romero. Ihren Daten zufolge ist die Schuldenquote in China um 15 Prozent gestiegen. „Das letzte Mal, dass wir so eine rasanten Anstieg der privaten Verschuldung gesehen haben, war in den USA, Spanien und Irland kurz vor der Finanzkrise.“ Ohne staatliche Regulierung bestehe die Gefahr einer chinesischen Schuldenkrise.

„Auf Schulden gebautes Wachstum ist nicht nachhaltig“, heißt es in dem Bericht. Der Einbruch der Vermögen mit 5,7 Prozent in den Schwellenländern und minus 1,1 Prozent in den Industriestaaten sind Folgen dieser Entwicklung.

Der weltweit größte Versicherer untersucht jährlich, wie sich die Vermögensbildung in 53 Ländern entwickelt. Den gesamten afrikanischen Kontinent vertritt Südafrika. „Das ergibt sich aus der Datenlage“, sagte Holzhausen. Um die Daten über Bargeld, Bankeinlagen und Wertpapieren genau zu ermitteln, greifen sie nur auf offizielle Statistiken zurück. Anders als in der EU, wo die EZB die Zahlen ermittelt, sind diese Informationen aus anderen Regionen häufig nur über verschiedene Statistiken von Pensionskassen oder Banken zu bekommen.

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