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„Die werden uns hier nicht unterkriegen – wir sind Briten“

Großbritannien hat nach dem Anschlag in Manchester die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Tausende Soldaten sind auf den Straßen zu sehen. Die Reaktionen von Passanten und Touristen sind gespalten.

Die Aufforderung ist höflich, aber äußerst bestimmt: „Bitte verlassen Sie den Platz! Jetzt! In diese Richtung“, ruft der bewaffnete Polizist. Menschen, die gerade noch ihren Kaffee in einem der Restaurants in der Nähe der St.-Pauls-Kathedrale getrunken oder in einem der Liegestühle gesessen haben, stehen schnell auf und gehen in Richtung der Hauptstraße, wie es der Polizist will. Ihm folgen einige Kollegen, die sicherstellen, dass die Menschen nicht die falsche Richtung einschlagen. „Eigentlich müsste man sich sicherer fühlen angesichts der großen Zahl der Polizisten und auch Soldaten“, sagt Al Burmeister, ein amerikanischer Tourist, der sich mit dem Pulk in Bewegung setzt, „aber das verunsichert jetzt doch – so ein Befehl ganz ohne Erklärung.“

Großbritanniens Premierministerin Theresa May hat die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen und damit auf den Anschlag in Manchester reagiert, der am Montag 22 Todesopfer forderte. Deutlich mehr Polizisten als zuvor sind in den Straßen zu sehen. Bis zu 4.000 Soldaten sollen die Polizisten unterstützen – bei Großveranstaltungen oder an Orten, wo viele Menschen unterwegs sind, beispielsweise in der Nähe von Sehenswürdigkeiten wie dem Buckingham Palace. Allein in London sind offenbar fast 1.000 Soldaten im Einsatz.

Die höchste Terrorwarnstufe bedeutet, dass ein weiterer Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte. Zehn Jahre ist es her, dass das Land zuletzt so in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Nach dem Selbstmordattentat in Manchester versuchen die Ermittler herauszufinden, ob der Täter Komplizen hatte, die möglicherweise noch einmal zuschlagen könnten. Es sei möglich, dass eine größere Gruppe von Personen für den Bombenanschlag verantwortlich sei, sagte May. Gleichzeitig versuchte sie, Briten und Touristen im Land die Angst zu nehmen: „Ich will nicht, dass die Öffentlichkeit übermäßig beunruhigt ist“, sagte sie in einer Ansprache am späten Dienstagabend.

Menschen folgen ihrem Rat: „Ich mach mir keine Sorgen, der Anschlag war doch so weit weg von hier“, sagt die 19-jährige Vibin aus Thailand. Sie ist für vier Wochen nach London gekommen, um ihr Englisch aufzubessern. An diesem sonnigen Maitag ist sie mit ihrer Mutter im Innenhof von Covent Garden, einer bei Touristen beliebten Markthalle mit kleinen Ständen, Läden und Restaurants. „Man spürt schon, dass mehr Sicherheitsleute in den Straßen sind“, sagt Vibin. Es verschafft ihr offenbar ein gutes Gefühl. Ähnlich geht es einer Schulklasse aus Zwickau. Ob sie sich in der britischen Hauptstadt unwohl fühlen? Nein, die Jungs und Mädchen, viele im Alter der Opfer des Attentats von Manchester, schütteln den Kopf.

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„Die werden uns nicht unterkriegen“

Al Burmeister, der amerikanische Tourist, der sich eigentlich mit seiner Frau die St.-Pauls-Kathedrale anschauen wollte, hat sich inzwischen beruhigt und hadert nicht mehr damit, dass die Polizei ihn von dem Sakralbau wegscheuchte. Einer der Passanten liefert ihm eine recht harmlose Erklärung dafür: Die Polizisten wollten einfach vermeiden, dass sich zu viele Menschen in der Nähe der Kathedrale aufhielten. Doch später stellt sich heraus, dass offenbar die Königin einen Gottesdienst in St. Pauls besuchte und daher der Platz um die Kathedrale kurzzeitig geräumt werden sollte.

Dass bewaffnete Polizisten und Soldaten im großen Stile in den Straßen britischer Städte im Einsatz sind, das ist kein gewöhnlicher Anblick auf der Insel. Es passiert in der Regel nur bei ungewöhnlichen Ereignissen, dass die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht werden – etwa bei den Olympischen Spielen im Sommer 2012. Im Jahr 2003 ließ der damalige Premierminister Tony Blair kurzzeitig Panzer am Flughafen Heathrow in Stellung bringen ¬¬– aus der Befürchtung heraus, dass Terroristen ein Flugzeug abschießen könnten.

Bisher war die höchste Terrorwarnstufe in Großbritannien stets auf wenige Tage beschränkt. Noch ist unklar, ob das jetzt auch der Fall sein wird. Am Mittwoch meldeten die Ermittler aber weitere Fortschritte: Die Polizei bestätigte, dass man davon ausgehe, dass der Selbstmordattentäter von Manchester Helfer hatte und nicht allein handelte. „Ich glaube, es ist eindeutig, dass wir hier ein Netzwerk untersuchen“, sagte Ian Hopkins, Polizeipräsident von Manchester. Im Lauf des Tages haben die Ermittler zudem drei weitere Personen verhaftet, die angeblich mit der Tat im Zusammenhang stehen. Die erste Verhaftung gab es bereits am Vortag.

Trotz der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf der Lande und der Appelle der Politiker, sich keine Angst einjagen zu lagen – einige Menschen ändern ihre Pläne, zumindest vorübergehend. Am Wochenende habe er eigentlich auf ein Festival gehen wollen, erzählt Clinton, ein 24-jähriger Australier, der in der Nähe von Covent Garten die Sonne genießt. Das mit dem Festival, „das werde ich wohl lieber nicht tun“, sagt er. „Angst habe ich aber nicht“, schiebt er hinterher.

Sylvie, eine 50-jährige Londonerin räumt dagegen offen ein: „Ich habe Angst.“ Sie ist mit ihrer Freundin Serena aus Westsussex auf Sightseeingtour durch London. „Aber wissen Sie was: Die können mich nicht davon abhalten, dahin zu gehen, wo ich hin will!“. Die Polizei in London sei brillant, fährt sie fort und klingt immer entschlossener. „Schon meine Mutter hat sich im zweiten Weltkrieg nicht aus London vertreiben lassen. Die werden uns hier nicht unterkriegen – wir sind Briten!“