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Unruhe bei der Lufthansa – Wird der Vorstand umgebaut?

Am Dienstag tagt der Aufsichtsrat von Europas größter Airline. Dabei soll es auch um die Zukunft von Personalchefin Bettina Volkens gehen.

Wenn am Dienstag die Kontrolleure von Lufthansa zusammenkommen, ist es keine Routinesitzung. Die Unruhe bei Europas größter Fluggesellschaft ist groß. Das Management hat mit seinen Umbauplänen die Arbeitnehmer gegen sich aufgebracht. Die Aufsichtsräte haben einiges zu besprechen.

Da ist etwa der vor wenigen Tagen angekündigte Verkauf des europäischen Geschäfts der Cateringtochter LSG Skychefs an die Schweizer Gategroup. Der Deal sorgt für Unruhe in der Belegschaft. Die Sorge ist, dass der neue Eigentümer die Löhne kürzen wird. Verdi sagte zwar am Sonntag einen geplanten Streik ab, weil Lufthansa der Gewerkschaft entgegengekommen sei. Am 4. Dezember soll weiterverhandelt werden. Dennoch dürfte es Gesprächsbedarf geben, auch im Kontrollgremium.

Da ist aber vor allem der Dauerstreit mit der Kabinengewerkschaft UFO. Der Zickzackkurs der letzten Wochen mit einer Mischung aus Gesprächen und Gesprächsabsagen könnte personelle Konsequenzen haben.

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Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, soll auf der Sitzung am Dienstag unter anderem über die Zukunft von Personalvorständin Bettina Volkens gesprochen werden. Es sei weniger die Frage, ob die 56-Jährige ihren Posten räumen muss, als vielmehr, wie und wann dies geschieht, heißt es. Lufthansa will sich zu dem Thema auf Anfrage nicht äußern.

Kritik am Zickzackkurs

Volkens hat aus Sicht vieler Führungskräfte unglücklich in der Auseinandersetzung mit der UFO agiert. So ließ sie sich kürzlich mit Nicoley Baublies ablichten, einem Vertreter der UFO. Der ist nicht nur in den Reihen der Kabinenmitarbeiter umstritten, da gegen ihn die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Verfehlungen in seiner Zeit als UFO-Chef ermittelt; er selbst weist die Vorwürfe mit Nachdruck zurück.

Baublies ist auch für viele Lufthansa-Manager ein rotes Tuch. Dem früheren Kabinenchef (Purser) von Lufthansa wurde sogar gekündigt. Doch bei der Kabinengewerkschaft UFO ist Baublies weiter die treibende Kraft.

Das ist für die Lufthansa ein Problem. Denn die UFO mit Co-Chef Daniel Flohr und Baublies als Berater an seiner Seite will und muss wegen der internen Krise Stärke zeigen. Und das bedeutet vor allem eines: eine hohe Streikgefahr. Kürzlich hatten die Mitarbeiter der Kabine ihre Arbeit niedergelegt und damit den Flugbetrieb der Kernmarke Lufthansa für zwei Tage weitgehend stillgelegt. Zehntausende Fluggäste waren betroffen.

Für das Unternehmen wiederum war es mehr als ein Ärgernis, das man in einem Tarifstreit hinnehmen muss. Innerhalb der obersten Führung der Lufthansa hat Vorstandschef Carsten Spohr die Losung ausgegeben, dass die Prognose für dieses Jahr nicht erneut kassiert werden darf. Zweimal schon musste Lufthansa bei der eigenen Vorhersage nachjustieren.

Gerade erst hat das Management wieder Vertrauen bei den Investoren und Analysten aufgebaut. Eine dritte Warnung vor verfehlten Zielen wäre ein Debakel. „Die zwei Milliarden Euro beim operativen Gewinn müssen stehen“, sagte ein mit den Vorgängen vertrauter Manager. Streiks sind aber teuer, erst recht, wenn sie in die Reisezeit um Weihnachten fallen sollten.

Volkens sei der Streik der UFO-Mitglieder zwar nicht anzulasten, heißt es in Unternehmenskreisen. Allerdings sei die Strategie und Kommunikation gegenüber der UFO völlig unklar gewesen – anders als etwa beim Tarifstreit mit der Pilotengewerkschaft VC, bei der die „Hansa“ klare Kante gezeigt habe. Gerade erst wurde Volkens deshalb Vorstandskollege Detlef Kayser zur Seite gestellt, der die Verhandlungen nun weitgehend übernommen habe, ist aus dem Unternehmensumfeld zu hören.

Auch der weitere Umbau der Billigtochter Eurowings wird ein Thema beim Treffen der Kontrolleure sein. Der defizitäre Ableger soll sich auf den Europaverkehr konzentrieren. Zwar wird es zunächst weiterhin Langstreckenflüge unter der Marke Eurowings geben.

Doch die kommerzielle Verantwortung übergibt Eurowings an die Kernmarke Lufthansa. Durchgeführt werden die Flüge von Sunexpress, einem Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines sowie den beiden Lufthansa-Töchtern Brussels Airlines und Cityline.

Neue Langstrecken-Marke

Doch auch das will Konzernchef Spohr ändern. Bei der Vorstellung der Zahlen für das dritte Quartal hatte er vor wenigen Wochen den Aufbau einer neuen Produktlinie für die touristische Langstrecke angekündigt, die auch einen neuen Namen tragen soll. Die neue Marke werde klar innerhalb der Lufthansa-Gruppe abgegrenzt, so Spohr. Bis 2022 soll dann auch der Flugbetrieb konsolidiert werden, es sollen dann nicht mehr drei Betriebe die Langstrecke bedienen.

Das erhöhe die Flexibilität und die Wettbewerbsfähigkeit, so Spohr. Gleichzeitig will Lufthansa Kapazitäten aufbauen, um den Vertrieb im Tourismusmarkt zu stärken. Vorbild ist hier Edelweiss. Die Schwestergesellschaft von Swiss ist in diesem Feld sehr erfolgreich unterwegs.

Hintergrund des Vorhabens: Der Vorstand hat erkannt, dass im Ferienfluggeschäft große Wachstumsraten schlummern. Diese haben sich durch das Ausscheiden des Reiseriesen Thomas Cook sogar noch erhöht. Davon wollen alle profitieren. Erst vor wenigen Tagen hat auch die deutsche Tuifly den Start einer eigenen Langstrecke mit zunächst zwei Boeing 787 (Dreamliner) bekanntgegeben.

Das bisherige Konstrukt der „Hansa“ für die touristische Langstrecke ist aber komplex und damit teuer. Teilweise fliegen die drei Flugbetriebe Maschinen mit unterschiedlichen Triebwerken. Ein Austausch untereinander ist nicht möglich. Auch können die Crews zwischen den drei Marken nicht so ohne Weiteres wechseln. Alles das schränkt die Flexibilität ein. Gerade auf der Langstrecke erschweren die langen Flugzeiten und Planungsvorläufe es schon per se, bei Problemen gegenzusteuern.

Beide Ankündigungen – die von Lufthansa und die von Tuifly – werden in der Branche auch als klares Signal an potenzielle Bieter für Condor interpretiert. Die Tochter von Thomas Cook sucht gerade mit Hochdruck einen Investor, um sich von Thomas Cook freizuschwimmen und den Flugbetrieb langfristig zu sichern. Der immer stärker werdende Wettbewerb macht eine Entscheidung von Interessenten nicht gerade einfacher.