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Uniper reißt Milliardenloch in die Bilanz

Eon mit hohem Verlust - Uniper reißt Milliardenloch in die Bilanz

Im September will Eon-Chef Johannes Teyssen die Scheidung von Uniper endgültig vollziehen. Dann soll das Unternehmen, in das der Energiekonzern seine konventionellen Kraftwerke, den Großhandel und die Gasproduktion abgespalten hat, an die Börse. Eon will sich danach mit ganzer Kraft dem Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien, Netzen und Vertrieb widmen.

Beide Teile gehen den Neustart aber äußerst geschwächt an. Eon hat im ersten Halbjahr einen Nettoverlust von drei Milliarden Euro verbucht, wie der Konzern in seinem Zwischenbericht mitteilte. Eon begründete den Verlust mit Wertberichtigungen und Drohverlustrückstellungen bei der Kraftwerkstochter Uniper von 3,8 Milliarden Euro. Die Aktien stürzten am Mittwoch um bis zu 6,6 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 8,81 Euro ab und waren größter Verlierer im Leitindex Dax.

Uniper dürfte parallel ebenfalls einen hohen Milliardenverlust verbucht haben. Das neue Unternehmen will am 22. August erstmals über seine Halbjahreszahlen berichten.

Das Handelsblatt hatte – der mit den jetzt vorgenommen Wertberichtigungen noch nicht erledigt sein dürfte. Hintergrund ist der Börsengang. Spätestens dann muss Eon die 47-Prozent-Beteiligigung, die der Konzern an Uniper noch hält, an den Börsenwert anpassen. Laut Spaltungsbericht hatte Eon Uniper insgesamt bislang noch mit einem Netto-Buchwert von 15,5 Milliarden Euro in den Büchern stehen, während Analysten den Börsenwert des Unternehmens allenfalls auf maximal fünf Milliarden Euro schätzen. Und auch in Konzernkreisen wird mit ähnlichen Werten kalkuliert.

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Die Kraftwerke von Uniper haben in den vergangenen Jahren eben dramatisch an Wert verloren – der Konzern kam mit dem Abschreiben gar nicht hinterher. Dadurch dürfte Eon auch das Gesamtjahr wieder mit einem Nettoverlust abschließen – wie schon 2014 und 2015

Uniper arbeitet bereits seit Anfang des Jahres selbstständig. Anfang Juni billigten die Aktionäre auf der Hauptversammlung die Trennung. Und nachdem anschließend keine Klage eingereicht wurde, steht dem Börsengang nichts mehr im Wege. Die Eon-Aktionäre erhalten für je zehn Anteilsscheine eine Uniper-Aktie.

Operativ läuft es bei Eon besser. Im neuen Kerngeschäft Energienetze, Kundenlösungen und Erneuerbare Energien lag das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit knapp 1,7 Milliarden Euro um 15 Prozent höher als ein Jahr zuvor..


Auch RWE hat ähnliche Probleme

Am Donnerstag folgt RWE mit dem Zwischenbericht. Auch der Konkurrent aus Essen steht vor einem Börsengang. Im Gegensatz zu Teyssen will RWE-Chef Peter Terium aber nicht das „alte“ Geschäft an die Börse bringen, sondern das Geschäft mit der Energiewende. Im April hat RWE die Sparten erneuerbare Energien, Netz und Vertrieb in das neue Unternehmen Innogy ausgliedert. Die RWE AG, die selbst nur noch für die konventionellen Kraftwerke und den Großhandel verantwortlich ist, will Ende des Jahres über eine Kapitalerhöhung zehn Prozent von Innogy an die Börse bringen und eventuell parallel weitere Anteile an institutionelle Investoren verkaufen. Dann will Terium komplett an die Spitze von Innogy wechseln und gibt die Führung der RWE AG an seinen bisherigen Vize Rolf Martin Schmitz ab.

Im Gegensatz zum Eon-Konzern, der mittelfristig komplett aus Uniper aussteigen will, wird RWE aber auch langfristig die Mehrheit an Innogy halten. RWE will mit dem Börsengang der Tochter neue Investoren anlocken – und mit den Einnahmen die verschuldete RWE AG sanieren.

Beide Konzerne reagieren mit der Aufspaltung auf dieselben Probleme. Nachdem Eon und RWE jahrzehntelang gut an ihren großen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken verdient hatten, kamen sie mit der Energiewende in Turbulenzen. Die konventionellen Kraftwerke wurden zunehmend von den erneuerbaren Energien aus dem Markt gedrängt, weil die per Gesetz Vorrang im Netz haben. 2011, bevor die Reaktorkatastrophe von Fukushima den Markterschütterte, kostete eine Megawattstunde Strom im Großhandel noch gut 60 Euro, aktuell sind es gerade 27 Euro. Entsprechend sind die Margen der Kraftwerke zusammen geschmolzen – und die Anlagen wurden zum Sanierungsfall.

Die Probleme hat Teyssen nun an Uniper-Chef Klaus Schäfer abgegeben. Der hat seinem Unternehmen zum Start einen harten Sanierungskurs verordnet. Uniper will bis die jährlichen Kosten um bis zu 500 Millionen Euro drücken und auch die Zahl der Mitarbeiter verringern.

Aber auch Teyssen hat ein ernstes Problem: Im Gegensatz zu den ursprünglichen Plänen hat er die Verantwortung für die Kernkraftwerke und den Atomausstieg behalten – und der wird teurer als gedacht. Die Bundesregierung will die Haftung neu regeln. Die Zuständigkeit für den Rückbau der Reaktoren soll zwar bei den Atomkonzernen bleiben. Die Zwischen- und Endlagerung soll aber von einem öffentlich-rechtlichen Fonds organisiert werden. Das begrüßt Teyssen zwar, weil er damit ein unkalkulierbares Risiko los ist. Dafür muss Eon aber den dafür vorgesehenen Teil der Rückstellungen in Höhe von rund acht Milliarden Euro mobilisieren – und noch einen Risikozuschlag von rund zwei Milliarden Euro bezahlen.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre geplanten Börsengänge voran. Eon will die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse bringen, RWE das Ökostromgeschäft Innogy im Herbst.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon bringt im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse und legt sie den eigenen Aktionären ins Depot. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE will zunächst zehn Prozent von Innogy an die Börse bringen. Zeitgleich und später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten. Analysten schätzen, dass der Konzern für das Paket von zehn Prozent rund zwei Milliarden Euro kassieren könnte.

Ausblick

Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognosen. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns an.