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Under-Armour-Chef Patrik Frisk: „Rennt an die Wahlurnen, Amerikaner!"

Der neue Chef des Sportkonzerns sorgt mit einer ebenso politischen wie persönlichen Kampagne für Schlagzeilen. Ein geschickter Vorstoß des gebürtigen Schweden.

Stellenabbau, Umsatzeinbruch und tiefrote Zahlen: Patrik Frisk hatte seit seinem Amtsantritt im Januar kaum einmal etwas Positives mitzuteilen. Seit ein paar Tagen ist das anders: Da startete der neue Chef von Under Armour eine Werbekampagne, um die Amerikaner an die Wahlurnen zu locken. „Rennt zum Wählen“, lautet der Slogan.

Das passt nicht nur gut zu dem Turnschuh-Hersteller aus Baltimore. Der 57-Jährige verbindet die Initiative geschickt mit seinen eigenen persönlichen Erfahrungen: Denn der gebürtige Schwede wurde vergangenes Jahr in den USA eingebürgert und darf daher jetzt zum ersten Mal mitentscheiden, wer neuer Präsident wird.

In seiner skandinavischen Heimat sei es einfach gewesen zu wählen, erinnert sich der Manager. Ganz anders in den USA: „Wir machen es den Leuten in diesem Land wirklich schwer“, ärgert sich Frisk. Den 10.000 Mitarbeitern des Konzerns in Amerika gewährt er daher drei Stunden bezahlten Urlaub, um vor Ort oder per Briefwahl abzustimmen. Termin ist der 3. November.

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Zudem hat er eine Internetseite bauen lassen, wo genau erklärt wird, wie die Präsidentschaftswahl in Amerika funktioniert. Das ist ihm ein persönliches Anliegen: „Du kannst natürlich den Kopf in den Sand stecken und sagen: ,Ich bin hier, um eine Firma zu führen und Shirts und Schuhe zu verkaufen.' Oder du akzeptierst, dass wir noch einen höheren Zweck verfolgen.“

Frisk hat es mit seiner Initiative geschafft, den Konkurrenten der deutschen Sportkonzerne Adidas und Puma endlich einmal in ein positives Licht zu rücken. Die amerikanische Presse hat ausführlich und wohlwollend über das Engagement berichtet, vom Lokalblatt „Baltimore Sun" bis zur renommierten „New York Times". Mit dabei ist auch der von Under Armour gesponserte Basketballstar Stephen Curry. Das sorgt für Aufsehen unter Fans.

Das ist durchaus eine Leistung, denn gute Nachrichten von Under Armour waren die vergangenen Jahre selten. Auch Frisk selbst hatte einen schwierigen Start als CEO, und das hatte nichts mit Corona zu tun.

Der Manager hat erst im Januar Konzerngründer und Großaktionär Kevin Plank abgelöst. Er übernahm damit einen der herausforderndsten Jobs, die die Sportbranche derzeit zu vergeben hat. Denn die Firma von der amerikanischen Ostküste fällt gegenüber der Konkurrenz immer weiter zurück.

In den Konzernzentralen von Portland, wo Nike sitzt, bis Herzogenaurach, der Heimat von Adidas und Puma, sehen sie den Fall des Labels mit besonderer Genugtuung. Denn jahrelang brüstete sich Milliardär Plank mit seinen zweistelligen Wachstumsraten – und das lautstark und mit vielen Seitenhieben auf die Rivalen. Bis es mit dem Aufschwung 2017 abrupt vorbei war und aus der strahlenden Marke ein Sanierungsfall wurde.

Frisk hat er selbst vor drei Jahren vom kanadischen Schuhhändler Aldo abgeworben, um das Tagesgeschäft zu übernehmen; zuvor war der erfahrene Manager bei der VF Corp., dem Eigentümer von North Face und Timberland. Plank lobte Frisk als außergewöhnlich guten Partner während des „Kapitels der stärksten Umgestaltung“ in Under Armours Geschichte.

Bei den positiven News aber wird es nicht bleiben, so viel steht fest. Denn Under Armour steht nicht nur wirtschaftlich schwach da und kämpft mit Verlusten. Auch an anderer Stelle wird es ungemütlich. Die Firma hat Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC. Diese droht Ex-Chef Plank mit rechtlichen Konsequenzen, auch Finanzvorstand David Bergman ist betroffen.

Verträge mit Universitäten gekündigt

Under Armour steht unter Verdacht, den Umsatz in den Jahren 2015 und 2016 durch Bilanztricks aufgebläht zu haben. Plank steht seit seinem Rückzug vom CEO-Posten an der Spitze des Verwaltungsrats. Außerdem ist er Großaktionär. Vergangenes Jahr hatte der Konzern erklärt, sich keiner Schuld bewusst zu sein.

Das ist noch nicht alles. Um zu sparen, hat Frisk hochdotierte Ausrüsterverträge mit amerikanischen Universitäten dieses Frühjahr kurzerhand gekündigt. Das sorgte für Schockwellen unter den US-Unis – und brachte dem Konzern im August eine Klage der University of California, Los Angeles, ein. Die Kalifornier wollen den 280 Millionen Dollar schweren Deal, der sich bis 2032 erstreckt, nicht so einfach sausen lassen.

Jetzt geht es Frisk aber erst mal um die Wahl. Sein erklärtes Ziel: 90 Prozent seiner US-Angestellten sollen sich beteiligen. Das wäre sogar besser als die 82 Prozent, die im Schnitt in Schweden ihre Stimme abgeben, einem der Länder mit der höchsten Wahlbeteiligung weltweit.