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Umweltbundesamt: Unternehmen sollten künftig umfassend über Klimarisiken berichten

Nur eine Minderheit von Unternehmen berichtet über ökonomische Risiken wegen des Klimawandels, zeigt eine Studie. Dabei können die Folgen gewaltig sein.

Niedrigwasser: Nach monatelanger Dürre war 2018 der Pegel des Rheins auf einen Tiefstand gefallen. Foto: dpa
Niedrigwasser: Nach monatelanger Dürre war 2018 der Pegel des Rheins auf einen Tiefstand gefallen. Foto: dpa

Das Umweltbundesamt (UBA) fordert, Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen: Sie sollen künftig umfassend und öffentlich zu Klimarisiken berichten. „Wenn Unternehmen die Folgen des Klimawandels auf ihre Lieferketten und Anlagen nicht berücksichtigen, kann das nicht nur die Produktion und Logistik massiv beeinträchtigen, sondern auch Investitionen gefährden und Unternehmenswerte vernichten“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner dem Handelsblatt.

Anlass für Messners Forderung ist eine Studie, die die Behörde an diesem Montag veröffentlicht. Es geht darin um die Frage, wie die Wirtschaft über Klimarisiken berichtet. Das Ergebnis hält der UBA-Chef für ernüchternd. So zeigt die Studie, dass nur etwa die Hälfte der Dax-30-Unternehmen öffentlich über die Folgen von Klimawandel und Klimapolitik berichten. Zudem sehen sich die Unternehmen deutlich stärker von den Folgen einer effektiven Klimapolitik und Dekarbonisierung betroffen als von den physischen Folgen des Klimawandels.

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Zu Unrecht, meint UBA-Chef Messner. Der Klimawandel wirke sich immer stärker auf die Wirtschaft aus. „Sei es im Inland, als der Schiffsverkehr teils zum Erliegen kam, weil die Flüsse infolge der Trockenheit nicht genug Wasser führten. Sei es im Ausland, wenn etwa eine Flutkatastrophe in Asien dazu führt, dass Lieferketten unterbrochen werden und die heimische Produktion stillsteht.“

Volkswirtschaftliche Untersuchungen des UBA zeigten, dass die Auswirkungen für deutsche Unternehmen erheblich sein könnten, heißt es. So verteilten sich sechs Prozent der deutschen Importe und vier Prozent der Exporte auf Länder und Regionen, die als besonders verwundbar gegenüber dem Klimawandel gelten.

„Mich erstaunt daher, dass viele Unternehmen sich offenbar nicht ausreichend mit den finanziellen Risiken des Klimawandels für ihr Geschäft auseinandersetzen und Klimafolgen langfristig unter die Lupe nehmen“, sagte Messner.

Daten der 100 größten deutschen Unternehmen

Grundlage für die Studie waren Nachhaltigkeitsberichte und nicht-finanzielle Erklärungen der 100 größten deutschen Unternehmen. Außerdem wurden die Berichterstattung der Dax-30-Konzerne in der Datenbank „Climate Change 2019“ der Ratingagentur CDP sowie die Nachhaltigkeitsberichte einiger ausgewählter mittelständischer Unternehmen analysiert. Insgesamt wurden 143 Berichte von 85 Unternehmen ausgewertet.

Wenn Unternehmen aufgrund der Klimakrise finanzielle Einbußen erleiden oder gar illiquide würden, betreffe dies auch ihre Kapitalgeber, heißt es in dem unter anderem von der Frankfurt School of Finance & Management erstellten Bericht. „Dieses Risiko lässt sich reduzieren, indem Banken und Investoren Klimarisiken systematisch berücksichtigen.“

Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, stimmt dem zu, auch er konstatiert erhebliche Lücken. „Eine verbindliche und vergleichbare Berichtspflicht gibt es so gut wie gar nicht, bislang läuft alles auf freiwilliger Basis“, sagte Bals. Es gebe zwar international, in der EU und in Deutschland eine Reihe von Bemühungen, das Thema Berichtspflicht zu strukturieren. „Aber es gibt auch viel Widerstand, zu einer einheitlichen Struktur und Verbindlichkeit zu kommen.“ Bals lehnt das ab: „Es darf nicht sein, dass ein Unternehmen selbst entscheiden kann, ob und wie es über welche Klimarisiken berichtet.“

Bals stört sich zudem an der unzureichenden Langfristbetrachtung: „Wenn beispielsweise heutige Öl-Unternehmen nicht vergleichbar berichten, welche Klimaziele sie an welchen zukunftsgerichteten Meilensteinen orientiert umsetzen wollen, kann der Finanzmarkt nicht zwischen Vorreitern und Blockierern unterscheiden.“ Notwendig sei darum eine integrierte Berichterstattung im Geschäftsbericht, die es erlaube, Unternehmen anhand klimapolitischer Kennzahlen unmittelbar miteinander zu vergleichen.

„Klimarisiken sind auch Finanzrisiken“, erklärt Lukas Köhler, klimapolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, und warnt indes vor weiterer staatlicher Regulierung. „Grundsätzlich sind Standards nicht verkehrt, wir dürfen Unternehmen aber bürokratisch nicht überfordern.“ Wenn sich etwa Vermögensverwalter mit den Unternehmen einigten, wie Klimarisiken ins Reporting eingespeist würden, sei das ausreichend. „Ich sehe keinen Mehrwert für den Staat, das zu regulieren.“

Nachholbedarf sieht Köhler auch bei den physikalischen Risiken aufgrund des Klimawandels. „Hier steht die Berichterstattung aufgrund der Komplexität noch ganz am Anfang.“