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Umstrittenes Werbevideo: Türkei kämpft mit allen Mitteln um Urlauber

Die Strände in Antalya sind aktuell leer: die Türkei hofft auf Touristen für diesen Sommer
Die Strände in Antalya sind aktuell leer: die Türkei hofft auf Touristen für diesen Sommer

Das Werbevideo des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus sollte eigentlich ausländische Touristen locken. Doch innerhalb kürzester Zeit wurde der Werbespot aus dem Verkehr gezogen. Grund dafür war die heftige Kritik der Opposition.

Im Video sieht man das glasklare Meer und zufriedene Hotelgäste: "Saubere Badeorte und geimpftes Personal! Wir nennen es doppelte Sicherheit für den Tourismus! Kommen Sie und genießen Sie in Ruhe." Dann sieht man Hotelmitarbeiter, die Touristen mit Masken begrüßen: "Genießen Sie es – ich bin geimpft worden".

https://twitter.com/t24comtr/status/1392930086605795334?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1392930086605795334%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.euronews.com%2F2021%2F05%2F14%2Fturkey-s-tourism-minister-faces-calls-to-resign-over-widely-criticised-video

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Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kritisierte das Ministerium in Ankara: „Jetzt haben wir endlich auch ein Ministerium, das sein eigenes Volk demütigt.“

Auch der Ex-Wirtschaftsminister kritisierte die Regierung aufs schärfste: „Wir verdienen keine Regierung, die ihre eigenen Bürger für so wertlos hält. Sie haben das Volk ohne Impfstoff gelassen. Sie versenkten das ganze Land, einschließlich der Tourismusindustrie. Das Land kann nicht durch Demütigung oder Täuschung seiner Bürger regiert werden.“

Vergangene Woche hatte der türkische Außenminister bei einem Besuch in Berlin eindringlich bei den Deutschen für Sommerurlaub in der Türkei geworben. Jeden, den Touristen zu Gesicht bekommen könnten, werde man bis Ende Mai impfen, versprach Mevlüt Cavusoglu - und löste damit gleich noch mehr Frustration aus. Die Impfkampagne in der Türkei startete mit schnellem Tempo, verläuft aber inzwischen schleppend. Bis Freitag wurde 17,4 Prozent der türkischen Bevölkerung mindestens einmal geimpft.

Tourismus ist die wichtigste Branche für die Türkei

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in der Türkei und war im vergangenen Jahr um rund 70 Prozent eingebrochen. Im Jahr vor der Pandemie erwirtschaftete die Türkei 20 Milliarden Euro mit Touristen. 2020 brachen die Einnahmen um zwei Drittel ein. Für die Regierung in Ankara ist klar, dass die ohnehin wirtschaftlich angeschlagene Türkei nicht noch mal so eine Saison verkraften kann.

Die Bevölkerung bekommt die Wirtschaftskrise am schwersten zu spüren. Die Inflation liegt aktuell bei rund 17 Prozent. Vor allem Lebensmittel werden immer teurer. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Metropoll“ gaben rund 27 Prozent der Befragten an, mit ihrem Einkommen ihre Grundbedürfnisse nicht decken zu können.

Die türkische Währung steht auch nur knapp über dem Rekordtief. Am Freitagmorgen wurden für einen Euro 10,22 Lira gezahlt, was einem Kurseinbruch von über acht Prozent entsprach.

Türken dürfen nicht raus

Die Menschen in der Türkei dürfen bis zum 17. Mai nur aus dringenden Gründen wie zum Einkaufen oder zum Arztbesuch auf die Straße. Einige Berufsgruppen und Touristen sind ausgenommen - Urlauber dürfen sich frei bewegen.

Die Türken reagierten in den sozialen Medien mit Humor auf diese Regelung der türkischen Regierung. „Türkei unbegrenzt, jetzt ohne Türken erhältlich“, heißt es auf einem Satire-Werbeplakat für Urlaub an den mediterranen Küsten des Landes.

https://twitter.com/JohannHodja/status/1389902109118799876?s=20

Hinter der umstrittenen Regelung steht der Versuch der Regierung unter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, die hohen Fallzahlen in den Griff zu bekommen. Die tägliche Zahl der Neuinfektionen lag noch Mitte April bei mehr als 60 000 Fällen in dem Land, in dem etwa gleich viele Menschen leben wie in Deutschland.

Kritiker warfen Erdogan vor, die Situation selbst verschuldet zu haben, unter anderem, weil er Parteikongresse in vollgepackten Hallen abhielt. Inzwischen sinken die Fallzahlen wieder und lagen nach offiziellen Angaben zuletzt bei unter 20 000 täglich.