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Umstieg auf Elektroautos: Blacklane übernimmt E-Taxidienst – Uber setzt auf Wasserstoff

Der Umstieg auf die Elektromobilität ist bei viele Mobilitätsdiensten durch Corona ausgebremst worden. Nun nimmt der Wandel wieder Fahrt auf.

Der Jaguar I-Pace wird in London als elektrisches Taxi unterwegs sein. Foto: dpa
Der Jaguar I-Pace wird in London als elektrisches Taxi unterwegs sein. Foto: dpa

Eigentlich gelten die Anbieter von neuer Mobilität - Taxi-Alternativen, Carsharing oder Shuttle-Diensten - als mögliche Treiber von Elektromobilität. Tatsächlich aber sind Anbieter wie Uber, ShareNow und andere meist noch mit Verbrennern unterwegs. Und in der Coronakrise hielten sich die Anbieter mit großen Investitionen zurück.

Nun kommt der Antriebswandel auf der Straße langsam wieder in Gang: US-Riese Uber stellt in Deutschland große Teile seiner Flotte auf Wasserstoff um, und Berliner Limousinenservice Blacklane übernimmt einen Anbieter für Elektro-Taxis in London. Allerdings zeigt sich: Begrenzt wird die Umstellung von der Ladeinfrastruktur – vor allem beim Carsharing.

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Einen wichtigen Schritt unternimmt der Limousinendienst Blacklane. Für die Umstellung seines Services auf E-Mobilität übernehmen die Berliner die Mehrheit am Londoner Taxidienst Havn. Das verkündet der Premium-Taxidienst, an dem auch Daimler beteiligt ist, am Dienstag. Bislang gehörte das Angebot zum Autohersteller Jaguar Land Rover, der dafür seinen Elektro-SUV Jaguar I-Pace einsetzt. Doch die Briten müssen sparen und setzen bei den Mobilitätsdiensten an.

Blacklane, das perspektivisch an die Börse strebt, kommt das gelegen: Der Dienst wolle damit die Elektrifizierung seiner weltweiten Flotte vorantreiben, teilt das Berliner Unternehmen mit. „Bislang sind Elektrofahrzeuge eine Neuheit bei Chauffeurdiensten. Wir wollen sie zur Normalität machen“, erklärt Blacklane-Gründer Jens Wohltorf.

Bislang vermittelt sein Unternehmen Fahrten an unabhängige Chauffeurunternehmer. Mit der Beteiligung an Havn kommen in London nun die neuen Fahrzeuge hinzu. Sie sollen für beide Angebote eingesetzt werden. Havn bietet Taxifahrten per App, die eine halbe Stunde vorgebucht werden müssen. Im Gegenzug verspricht der Anbieter mehr Komfort – etwa persönliche Musik-Playlisten und individuelle Einstellungen der Klimaanlage.

Allerdings startete Havn zur falschen Zeit am falschen Ort: Der Service nahm ausgerechnet kurz vor Jahresbeginn 2020 seinen Dienst in London auf – kurz vor Beginn der Coronazeit in einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen Städte. Havn hat ähnlich wie Blacklane Geschäftsreisende als eine wichtige Zielgruppe – dürfte also seine Ziele bisher deutlich verfehlt haben.

Durch die gemeinsame Nutzung für Blacklane und Havn könnte nun zumindest die Auslastung der Elektroautos in London steigen. Finanzielle Details zur Übernahme der Mehrheit nannte Blacklane nicht.

Havn will die Flotte deutlich erweitern

Fest steht: Auch bei Blacklane ist der Verkehr in der Coronakrise deutlich zurückgegangen. Nach Angaben der Berliner ist das Geschäft in Städten mit Corona-Beschränkungen zusammenschrumpft. Konkrete Pläne für die Ausweitung von Havn auf weitere Städte gebe es noch nicht, sagte ein Blacklane-Sprecher. Allerdings seien vollelektrische Flotten in vielen Städten für das Unternehmen interessant.

„Havns elektrische Flotte wird uns Einblicke im täglichen Einsatz in einer der quirligsten Städte der Welt geben“, sagte der Sprecher. Zudem wolle Blacklane die Modelle verschiedener Hersteller vergleichen. Neben dem Jaguar hat Blacklane bislang die beiden Tesla-Modelle X und S im Einsatz. Künftig sollten auch die beiden Elektromodelle des Investors Daimler, Mercedes EQC und EQV, sowie der Audi E-tron in die Flotte kommen. Blacklane werde ihre Leistung und die Rückmeldungen der Fahrgäste untersuchen.

Bei Uber in Deutschland hat man sich dagegen auf ein Modell festgelegt. Der operative Partner, das Berliner Unternehmen Safedriver, setzt künftig auf den wasserstoffbetriebenen Toyota Mirai. Zuvor hatte Safedriver auch den Nissan Leaf getestet, der mit Batterien angetrieben wird. Allerdings ergaben sich dafür zu lange Ausfallzeiten fürs Nachladen, in denen die Fahrer eine Zwangspause machen mussten.

„Da die Speicherbatterie dieser Fahrzeuge nicht groß genug ist, um eine volle Einsatzschicht durchzuhalten, muss das Auto unterwegs nachladen. Nachladen dauert zu lange, und der Fahrer steht daneben, hat nichts zu tun, muss aber trotzdem bezahlt werden“, sagte Firmenchef Thomas Mohnke dem Handelsblatt. Als erster Standort sei bereits die gesamte Flotte in Hamburg, derzeit 21 Fahrzeuge, umgestellt worden.

Hier gebe es die beste Voraussetzung dafür: Vier Wasserstofftankstellen seien die ausreichende Infrastruktur für die neuen Fahrzeuge mit 400 Kilometer Reichweite, sagt er. Bald kämen noch zwei weitere Tankstellen hinzu. Auch in Berlin sind die Wasserstoff-Autos im Einsatz – allerdings machen sie nur einen Teil der Flotte aus. Momentan fällt die Umstellung leichter: Safedriver setzt für den Uber-Service nur sehr wenige Fahrzeuge ein. Alle festen Mitarbeiter sind seit Monaten in Kurzarbeit; nur Aushilfen und Minijobber, für die das Unternehmen keine Kurzarbeit beantragen kann, fahren.

Umstieg von Share Now auf Elektroautos stockt

Doch die Antriebswende bei den Mobilitätsdiensten wird durch Corona insgesamt ausgebremst: Volkswagen etwa hat die Expansion seines Elektro-Carsharings Weshare in weitere Städte vorerst auf Eis gelegt. Auch das Ridesharing-Experiment Moia des Konzerns, dessen Kleinbusse völlig elektrisch fahren, ist derzeit in Coronapause.

Beim größeren Konkurrenten Share Now von BMW und Daimler liegt die langsame Umstellung auf Batteriefahrzeuge allerdings nicht an der Pandemie. Eigentlich sollte für die Elektrifizierung der Flotte in Hamburg ein Modell für weitere Standorte werden, da hier im Spätsommer der globale Mobilitätskongress ITS stattfinden soll. Schon 2017 hatten die beiden Autokonzerne hinter Share Now daher mit der Stadt vereinbart, mindestens die Hälfte der Flotte auf Strom schon bis 2019 umzustellen. Diese Zielmarke ist auch heute noch nicht erreicht.

Der Grund liege auch am zögerlicheren Vorgehen der Hansestadt, heißt es bei Share Now. Zwar habe die Stadt wie vereinbart 1150 öffentliche Ladepunkte aufgebaut, dabei aber nicht alle Carsharing-Parkplätze versorgt. Zudem sei die angestrebte Privilegierung von Elektrofahrzeugen auf öffentlichen Parkplätzen weitgehend ausgeblieben. Daher liege „im Einvernehmen mit der Stadt“ die Elektroquote des Anbieters in Hamburg bei 36 Prozent, teilte Share Now mit. In der gesamten europäischen Flotte betrage sie nur ein Viertel.