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Umsatzeinbruch bei Pro Sieben Sat 1 – CEO Beaujean gerät unter Druck

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als CEO hat Rainer Beaujean direkt eine Hiobsbotschaft verkündet. Nun muss er die Aktionäre überzeugen.

Der Finanzexperte hatte bei der virtuellen Hauptversammlung seinen ersten öffentlichen Auftritt als CEO. Foto: dpa
Der Finanzexperte hatte bei der virtuellen Hauptversammlung seinen ersten öffentlichen Auftritt als CEO. Foto: dpa

Das Werbegeschäft im Fernsehen ist düster wie selten zuvor. Auf ein Minus von 40 Prozent schätzt Rainer Beaujean, der neue CEO des TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1, den Umsatzeinbruch in den Monaten April bis Juni. Die Coronakrise hat das Münchener Unternehmen voll erwischt.

Mit dieser Hiobsbotschaft wartete Beaujean bei seinem ersten öffentlichen Auftritt bei der virtuellen Hauptversammlung des MDax-Unternehmens am Mittwoch auf. Kein guter Start für den 51-Jährigen, der den Posten des Vorstandssprechers im März übernahm, nachdem sein glückloser Vorgänger Max Conze nach nur zwei Jahren gehen musste.

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Der Diplom-Kaufmann ist ein ausgewiesener Finanzexperte, er verfügt über mehr als 18 Jahre CFO-Erfahrung. Viele Jahre verbrachte er bei der Deutschen Telekom, wo er seine Karriere begann. Später wechselte er zum Kranhersteller Demag Cranes, war beim Mess- und Regelhersteller Elster Group und arbeitete beim Verpackungsspezialisten Gerresheimer. Zu Pro Sieben Sat 1 kam er – ebenfalls als CFO – erst 2019. In der Medienbranche ist er bis dahin ein unbeschriebenes Blatt gewesen.

Seine Rede auf der Hauptversammlung, die durch Corona im Internet übertragen wurde, sollte Beaujeans Profil schärfen. Aufgezeichnet im Studio der hauseigenen Wissenssendung „Galileo“ trug der Manager die neue Strategie des TV-Senders vor, zu dem Sender wie Pro Sieben, Sat 1 und Kabel 1 gehören.

Dass es eine solche Strategie überhaupt gibt, hatte Großaktionär Mediaset Anfang dieser Woche öffentlich bezweifelt. Der deutsche Fernsehkonzern habe „in den letzten Jahren versucht zu überleben, ohne eine Strategie für sein Mediengeschäft zu haben“, hatte Mediaset-Finanzchef Marco Giordani dem Magazin „Spiegel“ gesagt. Die Aufruhr in der Zentrale in Unterföhring war daraufhin groß.

Unbequeme Großaktionäre

Beaujean muss nicht weniger als drei unbequeme Großaktionäre überzeugen: Zum einen den italienischen Medienkonzern Mediaset, der gut 24 Prozent hält und am liebsten einen europäischen Zusammenschluss ansteuern würde. Dazu kommen die Metro-Investoren um den tschechischen Unternehmer Daniel Kretinsky, die rund zwölf Prozent halten. Und schließlich ist da neuerdings der US-Investor KKR, der gut vier Prozent hält. KKR ist zudem Großaktionär von Axel Springer.

Die Strategie sei klar, sagte Beaujean mit ruhiger Stimme in seiner Rede auf der Hauptversammlung: „Wir wollen uns wieder stärker auf unsere Kernkompetenz fokussieren. Eben auf das, worin wir wirklich gut sind: Entertainment und Infotainment in all seinen Facetten.“

Pro Sieben setzt künftig auf lokale Inhalte und digitale Innovationen und schlägt damit einen ähnlichen Weg ein wie der große Rivale RTL. Für inhaltliche Fragen rund ums TV-Geschäft ist künftig vor allem Neu-Vorstand Wolfgang Link zuständig.

Beaujean macht das, was er am besten kann: Er sichert die Liquidität des Unternehmens. Kurzarbeit wurde eingeführt, Marketingkosten wurden heruntergefahren, IT-Projekte verschoben, die Dividende der Aktionäre wurde gestrichen. Nun plant er Verkäufe.

Der TV-Konzern akquiriert gerade die Datingfirma Meet Group, die er mit der eigenen Parship Group (Parship, Elite Partner) zusammenbringen will. Damit wolle man „einen sehr hohen zusätzlichen Wert generieren“, sagte Beaujean. „Beispielsweise mit dem Plan, diese Dating-Säule aus der NuCom herauszulösen und zum richtigen Zeitpunkt gewinnbringend an die Börse zu bringen.“ Geplant sei dies für 2022. NuCom ist die E-Commerce-Säule von Pro Sieben Sat 1 und trägt zu 52 Prozent des 4,1-Milliarden-Euro-Konzernumsatzes bei.

Ablösung nicht geplant

Die Großaktionäre werden aber nicht nur auf die Zahlen, sondern auch auf die Strategie achten. Aufsichtsratschef Werner Brandt stellte am Mittwoch zumindest klar, dass Beaujean den Konzern auch „langfristig erfolgreich führen“ werde.

Das war eine klare Antwort auf einen weiteren Aktionär, Deka Investment, der bereits eine mittelfristige Ablösung des neuen CEOs gefordert hatte. Er sei nur kurzfristig der Richtige, hieß es. Mittelfristig bedürfe es eines „branchenerfahrenen Topmanagers“.