Umfrage: Mehr Abwanderungspläne bei Industriebetrieben

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Berlin (dpa) - Immer mehr Industriebetriebe planen wegen der gestiegenen Energiepreise und anderer Probleme einer Umfrage zufolge eine Abwanderung aus Deutschland. Wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer mitteilte, plant oder realisiert fast ein Drittel der Industriefirmen eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder die Einschränkung der Produktion im Inland. Gegenüber einer Umfrage im Vorjahr sei dies eine Verdopplung.

Am stärksten ausgeprägt sind die Abwanderungstendenzen bei Unternehmen ab 500 Mitarbeitern, wie die Umfrage ergab. Demnach planen oder realisierten hier 43 Prozent der befragten Unternehmen, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern. Diese Firmen seien häufig eng mit dem Ausland verflochten und stünden in einem besonders ausgeprägten Standortwettbewerb. Fast zwei Drittel der Maßnahmen liefen bereits oder seien abgeschlossen.

Die Sorgen der Unternehmen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit seien dramatisch gestiegen, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Das Vertrauen der Wirtschaft in die Energiepolitik sei auf einem Tiefpunkt. Weite Teile der Wirtschaft treibe die Sorge um eine auch mittel- und langfristig mangelhafte Energieversorgung um. Unternehmen verlagerten Produktion zum Beispiel in die USA - die dortige Regierung hat ein milliardenschweres Subventionsprogramm beschlossen. Dercks nannte aber auch eine Verlagerung von Produktion oder den Aufbau neuer Kapazitäten etwa in Frankreich, wo es einen niedrigeren Industriestrompreis gibt.

Die Ergebnisse der Umfrage kamen kurz vor einer zweitägigen Kabinettsklausur in Meseberg. Die Bundesregierung will dort ein Wachstumspaket beschließen. Ungelöst ist aber ein Streit über einen staatlich subventionierten, niedrigeren Industriestrompreis.

Aus DIHK-Sicht greift ein Industriestrompreis zu kurz, weil er nur besonders energieintensiven Unternehmen zugutekomme. Notwendig sei eine Entlastung für die Breite der Wirtschaft. Es brauche klare Signale der Bundesregierung. Die DIHK schlägt verschiedene Maßnahmen vor, um gegenzusteuern. Dazu zählt im Kern ein Investitionszuschuss für Strom-Direktlieferverträge zwischen Erzeugern und Abnehmern.