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Umbau der Deutschen Bank weckt Hoffnungen bei den Konkurrenten

Die Schrumpfung der Deutschen Bank wird international genau beobachtet. Offiziell gibt man sich besorgt – doch einige Banken wollen auch profitieren.

Er ist das Thema der Woche am Finanzplatz Frankfurt: der angekündigte Totalumbau der Deutschen Bank. Vorstandschef Christian Sewing will das größte deutsche Geldhaus zu alter Stärke führen, das Investmentbanking deutlich zurückschneiden und 18.000 Mitarbeiter entlassen.

Seit Tagen diskutieren nicht nur Mitarbeiter und Analysten die Pläne. Auch in den Zentralen der internationalen Konkurrenz ist die Zukunft der Deutschen Bank Thema. Im Fokus steht vor allem eine Frage: Wie verändert der Umbau den Finanzplatz Deutschland?

Offiziell will sich fast keiner der großen Konkurrenten äußern, spricht man sie auf die Umbaupläne an. Offen über Wettbewerber zu sprechen ist unüblich. Im Hintergrund werden viele Topmanager aber deutlicher.

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„Dass es Veränderungen im Vorstand gibt, war unausweichlich“, glaubt der Chef einer US-Bank in Frankfurt. Zu schwach habe sich die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren präsentiert, auch unter ihrem neuen Vorstandschef Sewing. Die jüngere Entwicklung gleiche einem „Trauerspiel“. „Der Markt fordert harte Veränderungen“, sagt der CEO eines britischen Instituts. „Sie sollten jetzt angegangen werden.“

Breit diskutiert wird der Rückzug der Deutschen Bank aus dem globalen Aktienhandel. Die Demission des zuständigen Vorstands Garth Ritchie stößt beim Investmentbanking-Chef einer großen Auslandsbank auf Zustimmung: „Es ist ein guter Schritt, dass Christian Sewing die Investmentbank zur Chefsache macht. Das sendet das klare Signal, dass mit dem Führungswechsel auch eine tief greifende Restrukturierung des Geschäfts einhergeht.“ Der Bereich habe die Bankbilanz zu lange belastet.

Der Manager glaubt aber nicht, dass Sewing dauerhaft für die Investmentbanking-Aktivitäten zuständig bleibt. „Dafür ist das Geschäft zu komplex und selbst der geschrumpfte Bereich zu arbeitsintensiv.“

Andere Wettbewerber halten den Rückbau der Investmentbank für hochriskant. „Kunden sagen uns, sie hätten erst am Montag von den Plänen erfahren“, berichtet der Deutschlandchef einer europäischen Großbank. „Das hat Irritationen ausgelöst.“ Zwar beteuere die Deutsche Bank gegenüber vielen Kunden, dass sich für sie nichts ändere. Die Platzierung von Aktien, Fusionen und Übernahmen betreue man weiterhin. „Ich habe da aber meine Zweifel“, so der CEO.

Möglich, dass hier auch der Wunsch Vater des Gedankens ist. „Wenn die Deutsche Bank das Aktiengeschäft zurückfährt, werden wir natürlich versuchen, die Lücke aufzufüllen“, sagt der Konkurrenz-CEO. Die größten Gewinner dürften am Ende aber erneut die starken US-Banken sein. „Ihr Marktanteil wird sich weiter erhöhen.“

Offen für Kunden und gute Mitarbeiter

Ein Profiteur des Umbaus steht bereits fest – und stammt nicht aus New York: Die französische Großbank BNP will Teile des Aktienhandels von der Deutschen Bank übernehmen. Dabei handelt es sich um das Brokerage-Geschäft für Hedgefonds und andere Großkunden sowie den elektronischen Handel.

„Die Systeme und Mitarbeiter sollen zu gegebener Zeit an BNP Paribas übergeben werden“, erklärte die Deutsche Bank, ohne Details zu nennen. Wenn eine entsprechende Vorvereinbarung umgesetzt wird, könnte BNP sicherstellen, dass Ex-Kunden der Deutschen Bank ohne Unterbrechung weiterhandeln können.

Für die übernommenen Kunden und Geschäfte wollen die Franzosen der Deutschen Bank Finanzkreisen zufolge keinen Cent bezahlen. Der Deutschen Bank ist es demnach wichtig, das Geschäft an einen europäischen Spieler abzugeben, nicht an ein Wall-Street-Haus. BNP Paribas wollte sich zu dem Thema auf Anfrage nicht äußern.

Einige ausländische Geldhäuser rechnen sich Chancen aus, nicht nur Kunden, sondern auch gute Mitarbeiter von der Deutschen Bank zu übernehmen. Die lange Umbaudebatte und die Unsicherheit der vergangenen Jahre trieben viele Banker dazu, sich anderweitig umzuschauen, heißt es.

„Wir merken, dass wir von Anfragen überschwemmt werden“, sagt der Vorstand einer britischen Auslandsbank. „Es gibt eine große Verunsicherung, viele schauen sich nach einer neuen Position um.“ Ein Thema, das früher viele Angestellte an die Deutsche Bank gebunden hätte – die gute Altersvorsorge –, sei heute kein schlagendes Argument mehr. „Kollegen sagen, was nützt mir eine gute Altersvorsorge in 20 Jahren? Da muss ich erst einmal hinkommen!“

Doch die Hoffnung vieler Deutschbanker, im Fall des Falles bei einem Konkurrenzinstitut unterzukommen, dürfte sich dem Manager zufolge nicht erfüllen. „Auslandsbanken suchen eher Generalisten, Leute, die breiter aufgestellt sind.“ In der Zentrale der Deutschen Bank säßen hingegen hochspezialisierte Kräfte. Besser könnte es für geschasste Angestellte in New York oder London aussehen. „Die Leute, die von dort zurückkommen, bringen internationales Wissen an den Finanzplatz Deutschland. Das ist positiv.“

Und was ist mit den Frankfurter Deutschbankern, die Sewings Umbau zum Opfer fallen? „Die guten Leute werden auch anderswo unterkommen. Vielleicht nicht bei einer Bank, aber zum Beispiel bei Beratungshäusern.“