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Um diese Startrechte streitet die Branche

Über das Wochenende beginnen die ersten Verhandlungen über die Zukunft von Air Berlin. Viele der Konkurrenten interessieren sich vor allem für die Start- und Landerechte der insolventen Airline. Ein Überblick.

Die Aufteilung von Air Berlin beginnt. Über das Wochenende laufen die ersten Verhandlungen mit Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Besonders die Lufthansa macht bei den Übernahmeverhandlungen Tempo. Der deutsche Marktführer will sich aus der Insolvenzmasse einen großen Teil der Flugzeuge sichern.

Es könne um rund 90 der 144 Maschinen gehen, wurden am Donnerstag entsprechende Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ in Unternehmenskreisen bestätigt. Weitere Gespräche soll es nach dpa-Informationen mit Easyjet und Tuifly geben. Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtete, soll die Lufthansa insgesamt rund 70 Maschinen von Air Berlin übernehmen.

Doch die Flugzeuge und ihre Crews – Lufthansa-Chef Carsten Spohr will nach eigenem Bekunden auch möglichst viel des fliegenden Personals von Air Berlin übernehmen – sind nur ein Teil des Deals. Die anderen Fluggesellschaften interessieren sich auch sehr für die Start- und Landerechte, die Air Berlin derzeit hält. Die sogenannten Slots.

Auf den großen Verkehrsflughäfen gibt es zu Stoßzeiten kaum noch freie Slots – will also eine Airline an einem attraktiven und hochbelasteten Flughafen expandieren, sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt. Hat die Fluggesellschaft keine freien Slots mehr in der Hinterhand, gibt es auch keine neuen Flüge zu den interessanten Zeiten. Deshalb haben die Zeitfenster für Starts und Landungen einen enormen Marktwert.

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Die Slots sind besonders wertvoll

Ein Beispiel: In der letzten Bilanz für das Geschäftsjahr 2016 weißt Air Berlin mit dem Stand 31. Dezember 2015 Landerechte im Wert von 176 Millionen Euro aus. Zum 31. Dezember 2016 waren es nur noch 80,3 Millionen Euro – in der Zwischenzeit hatte die Airline unter anderem 40 Flieger samt Crews und vermutlich auch Slots an Eurowings vergeben.

„Bei der Übernahme einiger Air-Berlin-Flieger durch Eurowings müssen auch Slots, also sehr wertvolle Start- und Landerechte, mit transferiert worden sein“, sagt ein Brancheninsider. „Das sind nicht alles Flüge, die Eurowings neu in den Markt bringt – sondern auch teilweise Verbindungen, die früher unter einer Air-Berlin-Flugnummer gelaufen sind. Und damit auch Slots, die Air Berlin vorher hatte. Eurowings hat seine Abflüge in Düsseldorf drastisch erhöht. Dabei waren zu den attraktiven Zeiten gar keine Slots mehr frei.“

Für den Slothalter sind die Start-und Landezeitfenster aber nicht nur darum besonders wertvoll, weil sie eine wichtige Basis des eigenen wirtschaftlichen Agierens bilden: Gleichzeitig stehen sie den Konkurrenten nicht mehr zur Verfügung. Das interessiert nicht nur die Lufthansa, sondern etwa auch Easyjet im Kampf der britischen Billigflieger gegen Ryanair.

Air Berlin besitzt Slots für mehrere Langstreckenflüge – in die USA von Tegel und Düsseldorf aus –, für viele Ferienflüge in den Süden, die von Niki durchgeführt werden und noch jene für die innerdeutschen Flüge, die noch unter der Marke Air Berlin laufen. Um einen Überblick zu bekommen, um welche Flughäfen es dabei geht, zeigt die Karte sämtliche Air-Berlin-Starts zu deutschen Flughäfen im August.

KONTEXT

Das ist Air Berlin

Boom der Billigflieger

Die 1978 gegründete Fluggesellschaft Air Berlin ist mit dem Boom der Billigflieger groß geworden. Erfolg hatte Deutschlands zweigrößte Airline zunächst mit Flügen von Berlin nach Mallorca. 2002 nahm sie Linienflüge in europäische Städte ins Programm.

Zu viel gewollt

Nach einem radikalen Expansionskurs geriet das Unternehmen in eine Krise. Seit 2008 schreibt Air Berlin - mit einer Ausnahme durch den Verkauf des Vielfliegerprogramms - rote Zahlen. Im Jahr 2016 betrug der Verlust rund 782 Millionen Euro, der Schuldenberg wuchs auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Jahrelang hielt der arabische Großaktionär Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt, die Airline mit Finanzspritzen in der Luft.

Flug in die Insolvenz

Im August 2017 zieht Etihad die Reißleine: Der Hauptaktionär erklärt, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Air Berlin stellt daraufhin beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.