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Ein Ultra-Orthodoxer will Israels Airline El Al kontrollieren – ohne Management-Erfahrung

Talmudschüler Eli Rozenberg ist mit 43 Prozent in der israelischen Fluglinie El Al eingestiegen. Doch das Management wehrt sich gegen den jugendlichen Investor ohne Branchenkenntnisse.

Eli Rozenberg ist noch keine 30 Jahre alt, verfügt weder über Managementerfahrung noch über Flugkenntnisse, und doch: Er steigt bei der angeschlagenen israelischen Airline El Al ein, an der er jetzt einen Anteil von knapp 43 Prozent hält. Doch gegen den neuen Besitzer regt sich Widerstand.

El-Al-Manager werfen ihm nicht nur professionelle Untauglichkeit vor, weil er sich bisher nur mit dem Studium der Tora beschäftigt hat, um später vielleicht einmal Rabbiner zu werden. Sie monieren zudem, dass es sich bei dem Greenhorn in Sachen Fliegen um einen Strohmann handle.

Der ultra-orthodoxe Rozenberg ist mit seiner Firma Kanfei Nesharim bei El Al eingestiegen, die er eigens für diesen Zweck gegründet hat. Aber der dreistellige Millionenbetrag, der für den Kauf nötig war, stammt von seinem Vater Kenneth Rozenberg, einem Immobilienhändler, der das von ihm gegründete Centers Health Care leitet, zu dem unter anderem rund 50 Altenheime und Rehabilitationsinstitute gehören.

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Da bei El Al laut Gesetz nur israelische Staatsbürger als Besitzer zugelassen sind, kam Rozenberg senior als Eigentümer der nationalen Flaggschiff-Firma nicht infrage. Er habe deshalb, moniert jetzt das Management, seinen Sohn Eli vorgeschoben, der seit einigen Jahren in Jerusalem lebt und neben dem amerikanischen auch den israelischen Pass besitzt.

Es sei davon auszugehen, dass Eli künftig die Anweisungen seines Vaters umsetzen werde. Das El-Al-Management fordert deshalb die zuständigen Minister auf, die Übernahme der strategisch wichtigen Airline durch Rozenberg noch einmal zu überprüfen, da sein Hintergrund „problematisch“ sei.

Die Rozenbergs lassen sich jedoch nicht einschüchtern und treffen bereits Vorbereitungen, um die El-Al-Spitze abzusetzen. So hat die Holdingfirma Kanfei Nesharim, was übersetzt „Flügel der Adler“ bedeutet, klingende Namen ins Spiel gebracht, die das Schicksal der Airline künftig bestimmen sollen.

Mit an Bord ist zum Beispiel Israels ehemalige UN-Botschafterin, Gabriela Shalev, die bereits in mehreren Aufsichtsräten führender israelischer Konzerne sitzt. Sie setzt sich derzeit in Jerusalem dafür ein, dass Rozenbergs Deal nicht am Widerstand der Minister scheitert.

Und sie kann darauf bauen, dass Rozenberg die Piloten auf seiner Seite hat, die gegenüber dem bisherigen Management sehr kritisch eingestellt sind. Der neue Eigentümer hat ihnen Optionen in Aussicht gestellt, sobald El Al die derzeitige Krise hinter sich habe.

Zum neuen Team gehört auch Jason Greenblatt, der ehemalige Rechtsberater von US-Präsident Donald Trump und bis vor Kurzem dessen Nahostgesandter. Der in Washington bestens vernetzte Jurist und Anwalt soll helfen, für El Al neue Destinationen zu erschließen.

Ein Meisterstück sei ihm bereits gelungen, heißt es in Tel Aviv: So darf die israelische Fluggesellschaft jetzt über saudi-arabisches Gebiet fliegen. Damit verkürzt sich die Reisezeit auf den Strecken zwischen dem Flughafen Ben Gurion und Destinationen im Fernen Osten sowie Indien markant. Auch soll Greenblatt helfen, in den USA weitere Zielflughäfen hinzuzugewinnen.

El Al hat großes Sparprogramm hinter sich

Derzeit ist bei El Al allerdings zunächst einmal ein massives Sparprogramm angesagt. Schon vor der Coronakrise war es um die Airline schlecht bestellt. Der Einbruch des Flugverkehrs infolge der Pandemie hat ihr zusätzlich zugesetzt. Im März stellte El Al den Flugverkehr vorübergehend ein, nachdem der Tourismus wegen der Epidemie vollständig weggebrochen war. Frühestens im Oktober sollen wieder El-Al-Flugzeuge starten – und auch dann nur für eine Handvoll Reiseziele.

In den vergangenen Monaten hat die Airline deshalb ein massives Sparprogramm realisiert. So wurde ein Drittel der 6000 Mitarbeiter entlassen, die Flotte verkleinert, Verluststrecken wurden geschlossen, und die Eröffnung vorgesehener Routen auf bessere Zeiten wurde verschoben. Die Existenz der Fluggesellschaft war vorübergehend gefährdet: Die Reserven schrumpften, die Verluste stiegen.

Die israelische Regierung hatte sich im Sommer schließlich zu einem Rettungspaket bereit erklärt. Dabei hatte sie sich dazu entschlossen, einen Bankkredit von 250 Millionen Dollar abzusichern, wenn El Al im Gegenzug das Kapital mit neuen Aktien im Wert von 150 Millionen Dollar erhöhe.

Engagiert sich kein Investor, würde der Staat die Aktien erwerben. Insgesamt hatten sich drei Investoren interessiert gezeigt. Am Ende aber war Rozenberg mit seiner Holding der Einzige, der El Al kaufen wollte.