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Lichtblicke für Europas Großbanken

Die Schweizer UBS eröffnet mit soliden Ergebnissen die Quartalssaison. Ermutigende Nachrichten kommen auch von der Deutschen Bank.

In Rekordzeit hatten die Unternehmen in der Coronakrise ihre Kreditlinien bei Banken ausgeschöpft, um sich Liquidität zu sichern. Doch nun mehren sich die Signale, dass viele Firmen und damit auch die Banken relativ glimpflich durch die Krise gekommen sind – zumindest bislang. Dazu kommt die Sonderkonjunktur im Investmentbanking, die die Profitabilität der Geldhäuser stärkt. Die Pandemie zwingt Großinvestoren wie Versicherungen und Pensionsfonds, ihre Portfolios umzuschichten, und davon profitieren die Handelsabteilungen der Banken. Diese Effekte sorgen dafür, dass viele der europäischen Großbanken trotz der Pandemie auch im zweiten Quartal solide Ergebnisse abliefern werden und robuste Kapitalquoten vorweisen können. Für eine Entwarnung für die Branche ist es allerdings noch zu früh.

Am Dienstag teilte die Deutsche Bank mit, dass zahlreiche Kunden ihre Kreditlinien „in größerem Umfang als vermutet“ zurückgeführt haben. „Die Kreditlinien haben die Kunden ursprünglich im Zuge der wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie genutzt und anschließend zurückgezahlt oder refinanziert“, teilte das Institut mit.
Ähnliches berichtete die UBS von ihren Schweizer Unternehmenskunden: Vorstandschef Sergio Ermotti betonte bei der Präsentation der Halbjahreszahlen, dass die durch den Schweizer Staat geförderte Notfallkreditlinie für kleine und mittelständische Unternehmen bislang zu weniger als 50 Prozent abgerufen worden sei. „Die ersten Unternehmen beginnen bereits, ihre Kredite wieder zurückzuzahlen“, so Ermotti.

Die Folge: Die harte Kernkapitalquote, eine wichtige Kennziffer für die Stabilität einer Bank, lag Ende Juni sowohl bei der Deutschen Bank als auch bei der UBS über den Erwartungen der Analysten. Das größte deutsche Geldhaus erreichte ebenso wie die Schweizer Großbank eine Kapitalquote von 13,3 Prozent.

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Die positiven Nachrichten zum Start der Bilanzsaison der Banken in Europa nährten bei den Anlegern die Zuversicht, dass die Institute ohne allzu große Verwerfungen durch die Coronakrise kommen. Das wichtigste europäische Branchenbarometer, der „Euro Stoxx 600 Banks“, legte am Dienstag zwischenzeitlich um mehr als drei Prozent zu.

Kreditvorsorge auf dem Höhepunkt

Einen sichtlich zufriedenen CEO erlebten die UBS-Investoren am Dienstagvormittag: Ermotti, der seinen Posten Ende Oktober an Ralph Hamers von der niederländischen ING übergibt, schürte die Hoffnung, dass sein Haus in der Coronakrise das Schlimmste überstanden hat.

Von Juni bis Dezember werde die UBS zwar weiterhin Millionen für Kreditausfallrisiken zurückstellen müssen, sagte Ermotti. „Aber nicht so viel wie in der ersten Jahreshälfte.“ Seit Jahresbeginn hat die UBS mehr als eine halbe Milliarde Dollar zurückgelegt, um sich gegen Kreditausfälle abzusichern. Allein im zweiten Quartal waren es mehr als 270 Millionen Dollar. Das lastete auf dem Gewinn der Bank. Der Reingewinn sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar.

Auch der Vorsteuergewinn ging um zehn Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro zurück. Dennoch übertraf die UBS auch hier die Erwartungen der Analysten. Die Experten hatten im Durchschnitt mit einem Quartalsgewinn von 973 Millionen Dollar gerechnet.

Für die ersten sechs Monate 2020 kann Ermotti trotz der Coronakrise ein Gewinnplus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vermelden. Rechnet man die gestiegenen Rückstellungen für notleidende Kredite heraus, beträgt das Gewinnwachstum im ersten Halbjahr sogar 24 Prozent.

Ermotti sprach daher von einer „herausragenden Performance“ im ersten Halbjahr. „Die starken Ergebnisse im zweiten Quartal und das ausgezeichnete erste Halbjahr bestätigen einmal mehr die Widerstandsfähigkeit unseres integrierten Geschäftsmodells.“

Die Bank sei daher „gut positioniert“, um die im März ausgesetzte Auszahlung der Dividende wieder aufzunehmen. „Aktienrückkäufe schließen wir im vierten Quartal nicht mehr aus“, fügte Ermotti an.

Diese Aussicht zog auch Investoren an: An der Börse kletterten die UBS-Aktien in der Spitze um mehr als drei Prozent. Als Gewinngarant der UBS in volatilen Zeiten zeigte sich einmal mehr das Investmentbanking. Dort kletterte der Ertrag um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Er fiel jedoch um rund 100 Millionen Dollar niedriger aus als im ersten Quartal 2020.

Trotzdem bleibt das Investmentbanking der UBS gemessen am eingesetzten Kapital hochprofitabel: Im ersten Halbjahr lag die Eigenkapitalrendite der Sparte bei rund 20 Prozent. Allerdings notierten die Analysten der britischen Barclays Bank, dass die Gewinne der übrigen Geschäftsfelder abgesehen vom florierenden Investmentbanking hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien.

Gute Omen aus den USA

Bereits die Resultate der großen US-Banken hatten gezeigt, dass die Einnahmen im Investmentbanking, also dem Handel mit Aktien und Anleihen, die Gewinne treiben. Das ist auch für die Deutsche Bank ein gutes Omen.

Die Erlöse in der Sparte sind derzeit eine wichtige Stütze für Deutschlands größtes Geldhaus. Am Dienstag meldeten die Frankfurter, ihre Ergebnisse für das zweite Quartal lägen „leicht“ über den Schätzungen der Analysten, die im Durchschnitt mit einem Vorsteuerverlust von rund 80 Millionen Euro gerechnet hatten. Treiber für die roten Zahlen dürfte vor allem der Anstieg der Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite sein.

Zu den besseren Ergebnissen dürfte vor allem das Investmentbanking beigetragen haben. Schon im ersten Quartal lief der Anleihe- und Devisenhandel gut. Vorstandschef Christian Sewing hatte vor Kurzem angedeutet, dass die Sonderkonjunktur im Handelsgeschäft wohl auch im zweiten Quartal angehalten hat.

Analysten trauen dem Institut zu, die Einnahmen im Investmentbanking von April bis Juni auf 2,4 Milliarden Euro deutlich gesteigert zu haben. Im Vorjahr hatte die Bank in dieser Sparte nur 1,8 Milliarden Euro eingenommen.

UBS-Chef Ermotti begründete seinen positiven Ausblick für das zweite Halbjahr auch mit den Signalen, die sein Geldhaus aus dem Schweizer Heimatmarkt erhält. Dort fiel zwar der Löwenanteil der Rückstellungen für Kreditausfälle an, und mit einem Rückgang des Vorsteuergewinns um mehr als 40 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2019 war das Heimatgeschäft am stärksten betroffen.

Doch weder bei den Unternehmenskrediten noch im Kreditkartengeschäft gebe es derzeit Anzeichen für größere Ausfälle. Mehr als 70 Prozent der Schweizer Unternehmen erwarteten bereits für 2022, mindestens so viele Einnahmen zu erzielen wie im Vorkrisenjahr 2019.

Daher glaubt die UBS, dass die Schweiz und Europa die Pandemie 2022 hinter sich lassen werden. Tritt die Prognose ein, wäre das auch für die Deutsche Bank eine gute Nachricht.

Das wichtigste Geschäftsfeld der UBS, das Geschäft mit vermögenden Kunden (Global Wealth Management), blieb in der Coronakrise stabil gegenüber dem Vorjahreszeitraum – trotz gestiegener Kreditvorsorge in Höhe von 64 Millionen Dollar. Der Vorsteuergewinn der Sparte fiel jedoch um rund 400 Millionen Dollar niedriger aus als im ersten Quartal 2020.

Hoher Kostendruck

Allerdings steht die gesamte Sparte unter hohem Kostendruck: Obwohl die vermögenden Kunden im zweiten Quartal elf Prozent mehr Geld als im ersten Quartal 2020 bei der UBS angelegt hatten, sanken die Gebühreneinnahmen um 12,5 Prozent. Die UBS rechnet jedoch damit, dass die zuletzt gestiegenen Kurse an den Märkten auch dem Ertrag aus wiederkehrenden Gebühren zugutekommen.

Auch könnte sich das Wealth-Management-Geschäft in Nordamerika zu einer Baustelle entwickeln. Nach Aussage von UBS-Finanzvorstand Kirt Gardner ist das Geschäft besonders stark von Covid-19 betroffen, zum einen, weil das Zinsniveau in den USA gesunken sei, und zum anderen, weil ein Großteil der Kreditvorsorge für das Wealth-Management in den USA angefallen sei.

Zudem liegt die Kostenquote in Amerika zehn bis 15 Prozentpunkte über den übrigen Weltregionen, in denen die UBS aktiv ist. Dennoch steht die Wealth-Management-Sparte der UBS im Vergleich zu den deutschen Banken extrem gut da.

In Europa liegt die Kostenquote der UBS bei 69 Prozent. Hierzulande beträgt die Kostenquote im Geschäft mit wohlhabenden Kunden 83 Prozent, wie eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt.

Christian Zahn, Partner und Experte für Banken bei McKinsey, sagte kürzlich dem Handelsblatt: „Deutsche Banken in diesem Segment haben es verpasst, in den Jahren, in denen die Märkte gut liefen, ihre Prozesse viel stärker zu automatisieren und zu digitalisieren, um das Kostenniveau weiter zu senken.“ Dennoch trauen Analysten der Deutschen Bank zu, dass auch die Vermögensverwaltung ihr Ergebnis verbessert hat.

UBS-Chef Ermotti machte am Dienstag jedoch keinen Hehl daraus, dass er Deutsche Bank und Co. nicht als ernsthafte Konkurrenz ansieht. Vielmehr legte er Wert darauf, die gute Position der UBS im Wettbewerb mit den großen US-Banken wie JP Morgan, Morgan Stanley oder Goldman Sachs hervorzuheben. Mit einer gruppenweiten Eigenkapitalrendite von 15,4 Prozent im ersten Halbjahr habe die UBS sämtliche amerikanischen Wettbewerber abgehängt, unterstrich er.

Große Unsicherheit

Die USA sind es auch, für die die UBS angesichts steigender Covid-19-Fallzahlen besonders pessimistisch in die Zukunft blickt. Die Konjunktur in den Vereinigten Staaten werde bis einschließlich 2022 hinter dem Vorkrisenniveau zurückbleiben. Zudem rechnen die UBS-Volkswirte mit deutlich erhöhter Arbeitslosigkeit.

Daher betonte auch Ermotti, dass der Gesamtausblick mit großen Unsicherheiten behaftet sei. Man werde auch bei den Ausschüttungen an Aktionäre „vorsichtig und flexibel“ agieren. Dass die UBS nicht nur die Aktionäre beschenkt, sondern auch die Bilanz weiter stärkt, hob Michael Rohr, Analyst bei der Ratingagentur Moody’s, hervor. „Das unterstützt unsere Ansicht, dass die UBS ohne Rating-Herabstufung durch die Krise kommen wird“, sagte er.

Die Bank profitiert dabei von ihrem Portfolio an vermögenden Privatkunden und soliden Schweizer Unternehmen. „Der Großteil unserer Kreditengagements konzentriert sich auf unsere Kunden von Global Wealth Management und die Schweiz und weist eine hohe Qualität auf“, so die UBS.

Dass die Kunden von Deutscher Bank und UBS ihre Kreditlinien überraschend schnell zurückzahlen konnten, dürfte auch daran liegen, dass einige große Konzerne dazuzählen. Die konnten sich zuletzt extrem günstig über die Anleihemärkte refinanzieren.

Kleine und mittelständische Unternehmen seien jedoch weniger flexibel, warnt Moody’s. Sie hätten nicht die gleichen Möglichkeiten, Liquidität zu beschaffen. Zudem müssten sich viele Konsumenten in Europa auf niedrigere Lohneinnahmen oder gar Arbeitslosigkeit einstellen. „Banken, die besonders von diesen beiden Kundengruppen abhängen, werden wahrscheinlich mit einem größeren Anteil fauler Kredite konfrontiert werden“ so die Moody’s-Analysten.

Während viele europäische Banken im Herbst damit beschäftigt sein dürften, ihre Bilanzen von notleidenden Krediten zu befreien, will UBS-Chef Ermotti sein Haus in geordnetem Zustand an seinen Nachfolger Hamers übergeben.

Fragen von Analysten zur Strategie seines Nachfolgers waren auch die einzigen, die Ermotti am Dienstag nicht beantworten wollte. Es sei nicht fair, sagte er, über jemanden zu sprechen, der gar nicht anwesend ist.