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UBS und Credit Suisse: Wettkampf unter Nachbarn

Die UBS gilt als Nummer eins unter den Schweizer Banken – doch Credit Suisse holt auf. Warum 2020 für beide Institute ein entscheidendes Jahr werden könnte.

So richtig besinnlich war der Jahreswechsel für Tidjane Thiam wohl nicht, denn erneut machte Credit Suisse mit einer Überwachungsaffäre Schlagzeilen: Bei der zweitgrößten Schweizer Bank war offenbar nicht nur der Starbanker Iqbal Khan von Detektiven beschattet worden, sondern auch der einstige Personalchef des Instituts. Das rief sogar die heimische Finanzaufsicht auf den Plan. Credit Suisse verspricht zwar eine schnelle Aufarbeitung des Falls, doch es bleibt dabei: Wieder einmal sorgte die Bank mit Interna für Schlagzeilen – und nicht mit ihrem Geschäft.

Dabei lief das vergangene Jahr für den Credit-Suisse-Chef und seine Mannschaft eigentlich ganz erfreulich: Wenn Thiam demnächst die Zahlen für 2019 präsentiert, dürfte unter dem Strich ein Milliardengewinn stehen. In den ersten neun Monaten waren es bereits umgerechnet rund 2,4 Milliarden Euro, die Rendite aufs Eigenkapital lag bei 7,8 Prozent.

Die Aktie legte im vergangenen Jahr um fast 20 Prozent zu und enteilte damit der Marktführerin und Erzrivalin UBS, deren Kurs von einer drohenden Milliardenstrafe in Frankreich belastet wurde. Die mehrjährigen Umbauarbeiten zahlen sich bei der Nummer zwei anscheinend aus. Lob kommt auch von Investoren: „Bei der Credit Suisse spüren wir mehr Dynamik“, sagt der Manager einer großen europäischen Fondsgesellschaft. In absoluten Zahlen liegt die UBS aber immer noch vorn: Nach neun Monaten kam sie auf einen Gewinn von rund 3,3 Milliarden Euro und eine Rendite von 8,9 Prozent.

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Die beiden Großbanken sind nicht nur auf dem Schweizer Heimatmarkt aktiv. Sie umgarnen reiche und superreiche Kunden weltweit. Der Wettbewerb, auch mit den großen US-Banken, ist hart. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die wohlhabende Kundschaft mit Investments zurückhält, solange Handelskriege, der Brexit oder die Unruhen in Hongkong die Nachrichten bestimmen.

Für UBS-Chef Sergio Ermotti und CS-Chef Thiam könnte 2020 also ein schwieriges Jahr werden. Sie müssen unter Beweis stellen, dass ihre Strategie auch in einem schwierigeren Umfeld aufgeht. Sowohl UBS als auch Credit Suisse haben die Erwartungen bereits gedämpft.

Weitere Sparrunden

Die UBS profitierte bislang davon, dass sie die entscheidenden Weichen früher gestellt hatte als ihre heimische Konkurrentin. Während Credit Suisse unter ihrem früheren Chef Brady Dougan nach der Finanzkrise noch lange am schwankungsanfälligen und kapitalzehrenden Investmentbanking festhielt, bauten der deutsche Verwaltungsratschef Axel Weber und CEO Ermotti die UBS entschlossen um. Sie forcierten die Vermögensverwaltung und dampften das Investmentbanking ein. Es wurde zu einer Art Zulieferbetrieb für das Geschäft mit der reichen Kundschaft.

Das frühe Umsteuern machte sich bezahlt: Während die UBS schon seit Jahren Gewinne schreibt, kam die Credit Suisse erst im Jahr 2018 aus den roten Zahlen. Das war Thiams Verdienst, der 2015 vom britischen Versicherer Prudential nach Zürich kam. Auch Thiam richtete sein Haus stärker auf die Vermögensverwaltung aus. Verglichen mit der UBS spielt das Investmentbanking bei Credit Suisse aber immer noch eine größere Rolle.

Zugleich stellte der Bankchef das Kostenmanagement in den Vordergrund. Während die Ausgaben für das operative Geschäft bei der UBS in den vergangenen drei Jahren bei rund 24 Milliarden Dollar stagnierten, konnte die Credit Suisse ihren Geschäftsaufwand Quartal für Quartal senken. „Thiam hat beim Kostenmanagement deutlich vorgelegt“, sagt der Fondsmanager einer großen Fondsgesellschaft, der nicht namentlich genannt werden will.

Aber auch UBS-Chef Ermotti hat seine Mannschaft bereits auf weitere Sparrunden eingeschworen. „Wir werden noch mehr unternehmen, um auf die Marktbedingungen zu reagieren“, sagte er im Oktober. Weitere Einschnitte wären in diesem Jahr also keine Überraschung.

Für ihren jahrelangen Umbau bekommen UBS und Credit Suisse Lob von den Aufsehern. Beide Häuser hätten Risiken reduziert und Kapital angehäuft, heißt es etwa bei der Schweizerischen Nationalbank. „In Bezug auf ihre Widerstandskraft sind CS und UBS bereits am Ziel“, sagte Notenbank-Vizechef Fritz Zurbrügg im Dezember. Auch Aktionäre erkennen die Leistung an. Von ihren einstigen Aktienhöchstständen sind die beiden Institute zwar weit entfernt. Aber ein Fondsmanager stellt fest: „Die beiden Schweizer Großbanken sind interessante Finanzwerte, weil sie durch die Ausrichtung auf die Vermögensverwaltung weniger vom Zinsertrag abhängig sind als die meisten Konkurrenten.“ Denn wenn Anleger den Instituten ihr Geld anvertrauen, generiert das stete Gebühreneinnahmen für die Bank.

Beide Häuser wollen über die Vermögensverwaltung mit superreichen Kunden zudem zusätzliches Geschäft für ihre Investmentbanken an Land ziehen. So will die UBS nun offenbar der Credit Suisse nacheifern – und mehr Kredite an die superreichen Kunden vergeben. Das lies zumindest der neue Co-Chef der Vermögensverwaltung, Iqbal Khan, wissen – ebenjener Manager, der von der Credit Suisse gekommen ist und dort bespitzelt wurde.

Khan und sein Co-Chef Tom Naratil wollen die Vermögensverwaltung der Bank in Europa, dem Nahen Osten und Afrika neu aufteilen. In Finanzkreisen heißt es, dass bis zu 500 Jobs dabei wegfallen könnten. Die Bank wollte diese Zahl aber nicht kommentieren.

Beide Institute setzen zudem große Hoffnungen auf den Wachstumsmarkt China. Sie wollen hier vom wachsenden Reichtum profitieren und vermögende Kunden anlocken. Doch Barclays-Analyst Amit Goel warnt vor zu viel Optimismus. „Wir glauben, dass Investoren vorsichtig bleiben sollten“, schreibt er. „Die Wachstumsmöglichkeiten mögen groß aussehen, doch wir sehen eine Reihe von Faktoren, die das Wachstum beschränken könnten.“ Der Experte verweist etwa auf die starke Position der chinesischen Banken auf ihrem Heimatmarkt und wachsende Restriktionen durch die chinesische Regierung.

Nachfolger gesucht

Noch wichtiger: Sowohl bei der UBS als auch bei der Credit Suisse muss mittelfristig die Nachfolge geklärt werden. Ermotti feiert 2021 sein zehnjähriges Jubiläum als Chef der UBS. In Zürich wird erwartet, dass er seinen Platz im kommenden Jahr für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin räumt. Auch Verwaltungsratschef Axel Weber muss die Weichen für die Zukunft stellen. Weber hatte stets erklärt, bis 2022 im Amt bleiben zu wollen. Als denkbar gilt, dass Ermotti Weber beerben könnte – allerdings wohl erst nach einer Abkühlungsperiode.

Offen ist, ob die UBS ihr Frankreich-Thema bis zum Wechsel an der Spitze abräumen kann. Dort hatte ein Gericht die Bank im vergangenen Februar wegen Steuerhinterziehung zur Zahlung von insgesamt 4,5 Milliarden Euro verurteilt. Die UBS hält die Vorwürfe für unberechtigt und hat Berufung eingelegt. Der Prozess soll im Juni fortgeführt werden. Hoffnung macht der Bank ein Urteil des Pariser Kassationshofs vom September. Demnach müssen Bußen wegen Steuerbetrugs auf Basis tatsächlich hinterzogener Steuern berechnet werden – und nicht auf Basis hinterzogener Vermögen wie im Fall der UBS. Bislang hat die UBS für den Frankreich-Fall 516 Millionen Dollar zurückgestellt. Insider gehen davon aus, dass eine endgültige Klärung noch lange dauern könnte.

Die jüngsten Schwierigkeiten der Credit Suisse lassen sich dagegen schwerer mit einem Preisschild versehen. Aber sie sind ein Reputationsproblem. Im Herbst war publik geworden, dass Iqbal Khan, der sich mit Vorstandschef Thiam überworfen hatte, von der Bank überwacht worden war. Das Institut hatte anschließend eine Anwaltskanzlei mit der Untersuchung der Vorgänge beauftragt.

Demnach waren weder Thiam noch Verwaltungsratschef Urs Rohner in die Vorgänge eingeweiht. Stattdessen übernahm der Chief Operating Officer der Bank, Pierre-Olivier Bouee, die Verantwortung. Der Manager, der als Thiams rechte Hand galt, trat mit sofortiger Wirkung zurück. Verwaltungsratschef Rohner zeigte sich „erzürnt und betroffen“. Eigentlich sollte Rohners Amtszeit im Jahr 2021 enden, damit stünde die Nachfolgesuche auch hier an. Doch Schweizer Medien spekulierten bereits, dass Rohner seine Amtszeit angesichts des Trubels verlängern könnte.

Die Spitzelaffäre schien schon fast ausgestanden, als die „NZZ“ kurz vor Weihnachten die Überwachung eines weiteren CS-Managers publik machte. Die Bank leitete erneut eine Untersuchung der Vorfälle ein. Auch die Finanzmarktaufsicht Finma interessiert sich für die Beschattungsaffäre: Sie setzte einen unabhängigen Prüfbeauftragten ein. Thiam dürfte sich also schon jetzt darauf einstellen, dass bei der Präsentation der Jahreszahlen das Thema Detektive eine prominente Rolle spielen wird.