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Neuer UBS-Chef schafft glanzvolles Debüt – mit einem Signal an die Rivalen in Europa

Die Schweizer Großbank profitiert von den Turbulenzen an den Finanzmärkten und legt starke Zahlen vor. Die Latte für die europäischen Konkurrenten liegt hoch.

Es war der erste große Auftritt von Ralph Hamers als neuer UBS-Chef – und es war ein glanzvoller. Die Schweizer Großbank hat im Corona-Jahr 2020 einen Nettogewinn von rund 6,6 Milliarden Dollar eingefahren – über die Hälfte mehr als im Vorjahr und das beste Ergebnis in zehn Jahren. Von Rezession und Kreditausfällen keine Spur.

„Wir haben jedes unserer Wachstumsziele erreicht oder sogar übertroffen“, sagte Hamers am Dienstag bei der virtuellen Präsentation der Zahlen, die die Berichtssaison der europäischen Großbanken einläutete. Wie der neue CEO gedenke, das Wachstum in diesem Tempo fortzuführen, wollte ein Analyst wissen. Hamers deutete an, noch konsequenter auf die Kosten zu achten: „Wir werden uns aus Investments zurückziehen, die nicht liefern.“

Hamers, der früher die niederländische ING führte, hatte im November den langjährigen UBS-Chef Sergio Ermotti abgelöst. Streng genommen verantwortete er nur das Schlussquartal, aber auch das lief sehr gut: Die UBS verdiente rund zwei Milliarden Dollar vor Steuern – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Rückstellungen für faule Kredite in Höhe von knapp 700 Millionen Dollar konnten das Jahresergebnis kaum trüben.

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Die Eigenkapitalquote stieg zum Jahresende auf 13,8 Prozent von 13,5 Prozent im dritten Quartal. UBS-Manager bescheinigen Hamers einen guten Start. Der Niederländer bringe „neuen Wind“ in die Schweizer Großbank, heißt es.

Die Bilanz ist aber vor allem ein Signal an die Konkurrenz in Europa: Die UBS gehört zu den wenigen Instituten in Europa, die es in puncto Profitabilität mit den großen US-Häusern aufnehmen kann. Zusammen verdienten die größten fünf US-Banken im vierten Quartal die Rekordsumme von 30 Milliarden Dollar. Ihr Anleihehandel legte um zehn Prozent zu, der Aktienhandel um satte 35 Prozent.

Die Bedeutung des globalen Aktienhandels stieg damit zum Jahresende wieder, während in den Monaten zuvor vor allem das Anleihegeschäft florierte – in dem Europas Investmentbanker traditionell stärker aufgestellt sind.

Die UBS stellt hier eine Ausnahme dar: Sie hatte das Investmentbanking insgesamt im Vergleich zur Vermögensverwaltung nach der Finanzkrise deutlich zurückgefahren, ist jedoch immer noch vergleichsweise stark im Aktienhandel engagiert.

Hohe Risikovorsorge im vierten Quartal

Der Ausblick der Marktbeobachter fällt für die meisten europäischen Institute jedoch verhalten aus, zumal eine Reihe neuer Lockdowns in Europa die Realwirtschaft belasten. Die zehn größten europäischen Banken mussten im vierten Quartal umgerechnet rund 15 Milliarden Dollar für ausfallgefährdete Kredite beiseitelegen, auf Jahressicht sogar 61,5 Milliarden Dollar, wie der Informationsdienst Bloomberg errechnet hat. Das entspricht der höchsten Risikovorsorge seit 2012.

Aus gutem Grund: Viele Branchenexperten glauben, dass die Coronakrise erst in diesem Jahr so richtig in den Bankbilanzen ankommen wird – nämlich dann, wenn tatsächlich Kredite im großen Stil ausfallen. Die Analysten des Investmenthauses Janus Henderson warnen denn auch: In Europa werde „die Profitabilität länger als in anderen Regionen gedämpft ausfallen, da die Einnahmen schlicht zu niedrig sind, um die Kosten höherer Kreditausfälle auszugleichen“.

Von Quartalsgewinnen in Milliardenhöhe sind die deutschen Banken jedenfalls weit entfernt. Immerhin: Anfang 2020 glaubten nur wenige Experten, dass etwa Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sein Versprechen erfüllen kann, am Ende des Jahres schwarze Zahlen vor Steuern zu präsentieren. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird das dem größten heimischen Geldhaus gelingen.

Im Schnitt erwarten die Analysten für das abgelaufene Jahr einen Vorsteuergewinn von 807 Millionen Euro. Im Vorjahr war wegen der Sanierung noch ein Verlust von 2,6 Milliarden Euro angefallen. Ausgerechnet in der Coronakrise hat die Deutsche Bank nun spürbare Fortschritte bei ihrem tief greifenden Umbau gemacht – dank der Investmentbanker.

Moody's: Einschnitte unvermeidbar

Die Commerzbank ist dagegen im vergangenen Jahr wegen Abschreibungen, Kosten für den Konzernumbau und drohenden Kreditausfällen infolge der Coronakrise tief in die roten Zahlen gerutscht. Laut Daten von Bloomberg erwarten Analysten im Schnitt einen Verlust von 2,65 Milliarden Euro. Zu erwarten ist Insidern zufolge eine Ausdünnung des Filialnetzes sowie der Abbau von mehr als 10.000 Stellen. Die Mitarbeiter hat der neue Vorstandschef Manfred Knof in einem Brief bereits auf harte Einschnitte eingestimmt.

Aus Sicht der Experten der Ratingagentur Moody‘s sind diese Einschnitte unumgänglich: Sie fordern „starke Kürzungen, um profitabel zu bleiben“. Moody’s geht von einem „wahrscheinlichen“ Szenario mit anhaltend schwachem Wachstum und niedrigen Zinsen sowie niedriger Inflation aus. Um dennoch nicht in die Verlustzone zu rutschen, müssten die deutschen Banken ihre Kosten um zehn Prozent senken, rechnen die Experten vor. Und um die heutige Profitabilität zu halten, müssten die Kosten sogar um ein Drittel runter.

Die Deutsche Bank kann sich noch auf die Corona-bedingte Sonderkonjunktur im Investmentbanking verlassen. Genau wie die US-Konkurrenz profitierten die Frankfurter von den heftigen Kursschwankungen an den Märkten, vor allem im Frühjahr und im Herbst, die für Hochbetrieb in den Handelssälen sorgten. Die Analysten gehen davon aus, dass die Investmentbanker der Deutschen Bank im vergangenen Jahr fast drei Milliarden Euro vor Steuern verdienten, nach 430 Millionen Euro 2019.

Eigentlich soll die Unternehmensbank den neuen Kern der Deutschen Bank bilden. Für die Sparte rechnen die Analysten mit einem Vorsteuergewinn von 547 Millionen Euro, das ist zwar mehr als 137 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Aber für das positive Momentum sorgten 2020 eindeutig die Investmentbanker.

UBS-Chef Hamers hingegen ist in der komfortablen Situation, dass nahezu alle Geschäftsbereiche kräftig wachsen. Der wichtigste Geschäftsbereich, das Geschäft mit wohlhabenden und superreichen Kunden (Global Wealth Management), legte beim Gewinn um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Die Sparte konnte sowohl die Gebühreneinnahmen als auch die Zinserträge steigern – trotz der weltweiten Niedrigzinsen.

Die Investmentbank konnte mit einem Vorsteuergewinn von rund 500 Millionen Dollar nicht ganz an die erfolgreichen Vorquartale in diesem Jahr anknüpfen – doch Ende 2019 hatte die Sparte noch einen Verlust eingefahren. Die Investmentbanker profitierten auch davon, dass das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen nach wie vor gut läuft.

Die seit März anhaltende Rally an den Finanzmärkten macht sich auch in der Vermögensverwaltung mit institutionellen Kunden (Asset-Management) positiv bemerkbar. Der Vorsteuergewinn stieg hier um mehr als 120 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2019 – vor allem, weil die erfolgsabhängigen Gebühreneinnahmen um 185 Prozent stiegen.

Lediglich in der Privat- und Firmenkundensparte in der Schweiz stagnierten Umsatz und Gewinn. Michael Rohr, Analyst bei der Ratingagentur Moody‘s, lobte: „Die Bank profitiert von ihrem überlegenen, auf die Vermögensverwaltung ausgelegten Geschäftsmodell mit einem hohen Anteil an stabilen, vorhersehbaren Erträgen.“

Auch die Kosten hat die UBS im Griff: Für jeden eingenommenen Dollar gab die Bank rund 74 Cent aus – Ende 2019 lag diese Kostenquote noch bei 86,8 Cent pro Dollar Umsatz. Und das Geldhaus setzt seinen Sparkurs fort: Bis Ende März soll etwa ein Fünftel der Filialen wegfallen.

Die europäische Konkurrenz abhängen will Hamers in einem weiteren Punkt: Das geplante Aktienrückkaufprogramm soll deutlich aufgestockt werden. In den kommenden drei Jahren will die UBS eigene Anteile für bis zu 4,5 Milliarden Franken zurückkaufen. Auch damit habe das Geldhaus die Erwartungen „deutlich übertroffen“, kommentierten die Analysten von Barclays.

Am Markt werde eine Diskussion darüber aufkommen, ob eine Bewertung knapp unterhalb des Buchwertes noch gerechtfertigt sei. Die US-Banken werden mitunter zu einem Vielfachen ihres Buchwertes gehandelt.

Die Schatten der Vergangenheit

Die starken Zahlen dürften Hamers eine Atempause verschaffen. Denn schon kurz nach seinem Amtsantritt holte ihn die Vergangenheit ein: drohende Ermittlungen wegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aus seiner Zeit als Chef der ING.

Ein niederländischer Aktivist hatte einen Gerichtsbeschluss erwirkt, der dafür sorgen könnte, dass ein 2019 abgeschlossenes Verfahren gegen die ING neu aufgerollt und auch auf den damals amtierenden Vorstandsvorsitzenden Hamers ausgeweitet wird.

Auch Verwaltungsratschef Axel Weber muss sich Kritik gefallen lassen, da er Hamers geholt hatte und wohl – wie die gesamte Bank – von dem nun drohenden juristischen Ärger rund um den neuen CEO überrascht wurde.

Mitarbeit: Michael Maisch, Andreas Kröner