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UBS-Chef zu Europas Banken: „Sie sind zu klein, um zu überleben“

Sergio Ermotti glaubt, dass eine Konsolidierung in der Branche unvermeidlich ist. Der Chef der Schweizer Großbank UBS sieht sein Geldhaus trotz Kritik auf dem richtigen Weg.

Die Schweizer UBS hat bewegte Tage hinter sich, doch bei seinem Auftritt in Frankfurt gibt sich Bankchef Sergio Ermotti demonstrativ gelassen: Es stimme, dass sein Haus vor einigen Herausforderungen stehe, sagte der Banker, aber von Problemen will er nicht sprechen: „Unser Geschäftsmodell ist erfolgreich, das sieht man auch an der Rendite von 14,6 Prozent auf das regulatorische Kapital im ersten Halbjahr.“

Gemeinsam mit dem deutschen Verwaltungsratschef und Ex-Bundesbanker Axel Weber baute Ermotti aus dem Institut nach der Finanzkrise einen der größten Vermögensverwalter der Welt. Allerdings kamen an der Erfolgsgeschichte zuletzt Zweifel auf: Viele Aktionäre ließen die Papiere der Bank links liegen.

Dennoch zeichnete der UBS-Chef auf dem Banken-Gipfel ein positives Bild. Im Gespräch mit Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe erklärte Ermotti, weshalb er nicht an seiner Strategie rütteln möchte, warum er Konsolidierungen in der Finanzbranche für unvermeidlich hält und worin er das größte Risiko der negativen Zinsen sieht. Auch die Nachfolge an der UBS-Spitze war Thema – wenngleich der Tessiner sich dabei nicht in die Karten blicken ließ.

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Zuletzt stand Ermotti unter wachsendem Druck von Investoren: In den vergangenen zwölf Monaten hatte der Aktienkurs der Bank um fast ein Drittel nachgegeben. Nicht nur eine drohende Milliardenstrafe in Frankreich macht dem Institut zu schaffen. Ausgerechnet im Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung, läuft es für Ermotti und seine Mannschaft nicht so gut wie erhofft.

Das Geschäft mit wohlhabenden Kunden steuert rund die Hälfte zum Ergebnis der Bank bei. In den ersten sechs Monaten des Jahres sank der Vorsteuergewinn dort im Vergleich zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf 886 Millionen Dollar. Zudem zogen reiche Kunden unter dem Strich rund zwei Milliarden Dollar ab. Ermotti gab sich trotzdem optimistisch.

Das größte Problem seien Faktoren, die die Bank nicht kontrollieren könne – etwa das Zinsumfeld oder die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. „Vor einem Jahr sahen die Erwartungen aller Experten für diese externen Faktoren noch deutlich optimistischer aus“, erklärte Ermotti. Vor einem Jahr habe man bei zehnjährigen US-Staatsanleihen mit einer Rendite von 3,5 Prozent kalkuliert. Aktuell sind es 1,5 Prozent – mit tieferen Erwartungen. Geopolitische Risiken und schwaches Weltwachstum seien hemmende Aspekte, sagt Ermotti.

Dabei galt der konsequente Fokus auf die Vermögensverwaltung lange als Geniestreich von Weber und Ermotti. Doch angesichts wachsender Unsicherheiten durch Handelskriege oder den Brexit und der dauerhaft niedrigen Leitzinsen zweifeln Analysten und Aktionäre, ob die Bank ihre versprochenen Wachstumsziele erreichen kann.

„Braucht die UBS einen Strategiewandel?“, fragten etwa die Experten der britischen Großbank Barclays. Ermotti sieht dagegen keinen Grund für einen Kurswechsel: „Wir haben eine klare Strategie, mit der wir Mehrwert für unsere Aktionäre geschaffen haben und auch weiter schaffen können.“

Für den Tessiner war es der erste Auftritt seit dem jüngsten Stühlerücken in der UBS-Chefetage: Vergangene Woche kündigte die Bank mehrere Personalwechsel an. So soll Iqbal Khan den Posten des deutschen Managers Martin Blessing übernehmen, der die Bank nach rund drei Jahren verlässt.

„Das ist seine Entscheidung“, sagte Ermotti. Blessing habe nicht nur bei der Integration der Vermögensverwaltung eine wichtige Rolle gespielt, sondern auch dabei geholfen, den digitalen Wandel in der Bank voranzutreiben. Mit Khan habe man nicht nur einen guten Nachfolger, sondern auch einen guten Menschen gefunden.

Khan, der zuletzt die Vermögensverwaltungssparte des Rivalen Credit Suisse verantwortete, eilt am Schweizer Finanzplatz ein guter Ruf voraus. Der Manager kann sich wohl durchaus Hoffnungen auf einen Job an der UBS-Spitze machen: „Es wäre merkwürdig, wenn wir Menschen für solch eine Rolle einstellen und ihnen sagen, dass sie keine Chance auf den CEO-Posten haben“, sagte Ermotti. Seine eigene Aufgabe sei aber, die besten Talente zur Bank zu holen und dem Verwaltungsrat so in Sachen Nachfolge die besten Optionen zu geben. „Die Nachfolge ist nicht meine Entscheidung, sondern Sache des Verwaltungsrats.“

Gescheiterter Flirt

Auch bei einem anderen Thema hielt sich Ermotti bedeckt. Schon länger wird in Zürich und Frankfurt über mögliche Deals zwischen der UBS und der Deutschen Bank spekuliert. Finanzkreisen zufolge liebäugelten beide Institute demnach lange damit, ihre Vermögensverwaltungseinheiten zusammenzulegen. Und auch im Investmentbanking hätten beide Institute gerne kooperiert. Bis Juni sprachen sie über Optionen für das defizitäre Aktiengeschäft der Deutschen Bank.

Die Frankfurter hätten die Problemsparte offenbar gerne mit dem Aktienhandel der UBS zusammengelegt oder das Geschäft an diese abgetreten. Im Gegenzug hätte die UBS mehr Anleihegeschäfte über die Deutsche Bank abwickeln sollen. Doch beide Seiten wurden sich nicht einig. Der Flirt im Investmentbanking gilt als gescheitert, die Gedankenspiele über eine Zusammenarbeit in der Vermögensverwaltung liegen auf Eis.

Ermotti wollte mögliche Gespräche mit der Deutschen Bank nicht kommentieren. Der UBS-Chef unterstrich aber einmal mehr, dass er mit weiteren Fusionen und auch Kooperationen in der Branche rechne. Der Markt in Europa sei sehr fragmentiert. „Die Konsolidierung ist unvermeidlich und nur eine Frage der Zeit“, sagte er. Das heutige Problem in Europa sei nicht, dass die Banken zu groß zum Scheitern („Too big to fail“) sind: „Sie sind zu klein, um zu überleben“ („Too small to survive“).

Neue Technik biete dabei eine Möglichkeit, effizienter zu werden. Sie sei aber kein Ersatz für Menschen. „Technologie ändert alles, und zwar fundamental, aber nicht so schnell, wie Leute gemeinhin denken“, sagte Ermotti. Gefragt seien auch Wissen und Humankapital. Bei der UBS investiere man jährlich rund 3,5 Milliarden Dollar in Technologiethemen.

Ähnlich wie sein Vorredner Christian Sewing ließ auch Ermotti an der Negativzinspolitik der Notenbanken wenig Gutes. „Die negativen Zinsen führen zu einer absurden Situation für Banken, in der sie die Einlagen von Kunden gar nicht mehr haben wollen“, sagte Ermotti. So hatte auch die UBS unlängst darüber informiert, dass sie von Kunden mit mehr als zwei Millionen Franken auf dem Konto demnächst eine „Gebühr auf Barbestände“ erheben will.
Laut Ermotti bergen die Negativzinsen auch sozialen Sprengstoff: „Die Menschen sorgen sich um ihre Zukunft“, sagte der UBS-Chef. Wer 50.000 oder 100.000 Euro auf dem Konto gespart hat, habe sich früher von den Zinsen einen Urlaub leisten können. „Heute geht das nicht mehr.“ Zudem würden die niedrigen Zinsen auch zur Gefahr für die Pensionskassen. Die Geldpolitik dürfe kein Ersatz für strukturelle und fiskalpolitische Reformen sein, mahnte Ermotti. „Wenn die Menschen glauben, dass sie Probleme lösen können, indem sie Geld in das Finanzsystem pumpen, dann wird die künftige Generation dafür einen hohen Preis zahlen.“

Sein eigenes Geld investiert Ermotti vorrangig in UBS-Aktien, wie er erzählt, zudem in Schweizer Immobilien. Einen Teil hält er aber auch in bar: „Diversifizierung ist wichtig“, ist der Banker überzeugt.