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Tumult bei Thyssenkrupp Steel: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über Ruhrpott-Niedergang. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Ein Stahlriese wankt

Drei Vorstände und vier Aufsichtsräte gehen, die Probleme bleiben. Nachdem der Streit um den Umbau des Stahlgeschäfts gestern vollends eskaliert ist, herrscht Unsicherheit über die Zukunft der einstigen deutschen Industrieikone im Ruhrgebiet. Stahlchef Bernhard Osburg hatte mehr Mittel für sein angeschlagenes Unternehmen gefordert, um den klimafreundlichen Umbau der Stahlsparte zu finanzieren. Doch statt Geld schickte Thyssen-Chef Miguel López Osburg einen Aufhebungsvertrag.

Der ehemalige SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel trat als Aufsichtsratsvorsitzender der Stahltochter zurück und wählte deutliche Worte in Richtung Konzernchef López. Nach einer Aufsichtsratssitzung sprach Gabriel von einer “beispiellosen Kampagne” gegen den Stahlvorstand und einem “schweren Vertrauensbruch.”

Die Zeiten für das krisengeschüttelte Stahlgeschäft werden nicht einfacher. Die Konjunktur schwächelt, Billigimporte drücken auf die Preise und wer den Umbau zum Ökostahlproduzenten vollumfänglich finanzieren soll, bleibt unklar. Bund und Land haben für das Dekarbonisierungsprojekt “tkH2Steel” rund 2 Milliarden Euro an Fördermitteln bewilligt.

Ein wichtiger Akteur hat sich allerdings noch nicht öffentlich zum Managementbeben geäußert, und auf ihn könnte es letztlich ankommen, wenn es um die künftige Ausrichtung des Stahlgeschäfts geht: der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky. Er hält bereits 20% am Unternehmen und führt Gespräche, um weitere 30% zu übernehmen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Celine Imensek: Bitte nicht hetzen, vorne ist verdammt weit weg, Erfolg nicht garantiert, arbeitslos in Ludwigshafen, und Schicksalswahlen für Ampel.

Bitte nicht hetzen

Die Inflation in der Euro-Zone hat sich im August erwartungsgemäß abgeschwächt, auf 2,2% von 2,6% im Vormonat. Bei der Kerninflation ging es indes weniger abwärts, auf 2,8% von 2,9%. Angesichts dessen können Notenbanker in Sachen Teuerung nicht wirklich entspannt sein. Die EZB sollte sich nach Ansicht von Ratsmitglied Joachim Nagel vor einer zu raschen Senkung der Zinsen hüten, da die Inflation noch nicht nachhaltig auf 2% zurückgekehrt sei. Die könnte zwar „für eine gewisse Zeit im Spätsommer“ in die Nähe des EZB-Ziels kommen, aber dienstleistungsgetrieben danach wieder anziehen und bis weit ins Jahr 2025 über dem Zielwert bleiben. Für den Portugiesen Mario Centeno ist die September-Entscheidung „einfach“, für den Österreicher Robert Holzmann keine „ausgemachte Sache“. Nagel seinerseits hält solche Dispute für “features, not bugs”. Seine Landsfrau Isabel Schnabel mahnt, “schrittweise und vorsichtig” vorzugehen. „Das Tempo der politischen Lockerung kann nicht mechanisch sein”, sagte sie in einer Rede in Tallinn.

Vorne ist verdammt weit weg

Der 1989 vorgestellte 486-Prozessor von Intel war so leistungsstark, dass er einen Computerboom auslöste und immer mehr PC-Systeme Einzug in private Haushalten fanden. Die Intel-Aktie kostete damals rund 1 Dollar - und setzte zu einer Rally an, die im Jahr 2000 zur 75-Dollar-Marke führte. Diese gute alte Zeit nutzt Intel-Chef Pat Gelsinger wenig, der damals Architekt des Erfolgschips war. Ihm sitzen Aktionäre im Nacken, die sich angesichts roter Zahlen und Börsenflaute beim einstigen Innovations-Riesen fragen, warum sie nicht lieber in Nvidia investiert hatten. Wie zu hören ist, hat Intel Investmentbanker an Bord geholt, um Auswege aus der Krise zu prüfen. Erwogen wird unter anderem eine Abspaltung des Produktentwicklungsgeschäfts von der Produktion sowie die Frage, welche Fertigungsprojekte womöglich aufgegeben werden könnten. Die Intel-Aktie ist in diesem Jahr um 60% gefallen auf nur noch rund 20 Dollar, während das Sektorbarometer Philadelphia Stock Exchange Semiconductor Index 20% zugelegt hat und die Nvidia-Aktie zeitweise zum wertvollsten Unternehmen der ganzen Welt aufgestiegen war. Sorgenfrei dürfte indessen auch so mancher Nvidia-Aktionär nicht sein, der seine Anteilsscheine nahe des jüngsten Allzeithochs gekauft hat. Gestern schlossen die Titel des KI-Darlings 6% im Minus, da der vom Unternehmen vorgelegte Ausblick nicht so knorke war wie eingepreist.

Erfolg nicht garantiert

Die Ankündigung von geplanten EU-Strafzöllen auf chinesische Elektroautos zeigt bereits Wirkung. Zwar sollen die Zusatzzölle erst Ende Oktober in Kraft treten, doch schon jetzt hat die Aussicht darauf den Zustrom von E-Autos aus China im Juli stark gebremst — weniger als 14.000 China-Modelle wurden in Europa zugelassen, rund 9,7% weniger als im Vorjahresmonat. Noch im Juni waren es mehr als 23.000, wie aus einer Analyse von Dataforce hervorgeht. Laut dem Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics wies der MG-Eigentümer SAIC im Juli einen Rückgang der Elektroauto-Zulassungen in Europa um 38% gegenüber dem Vorjahr und sogar um 60% gegenüber Juni auf. Die Nachfrage nach E-Autos ist aber generell gesunken, seitdem Deutschland den Kauf nicht mehr subventioniert. Im größten europäischen Automarkt sind die Verkäufe von E-Autos im Juli um 37% zurückgegangen. Aufwärts an der Börse ging es gestern für Tesla — was aber weniger an der E-Auto-Fantasie für den Hersteller lag. William Blair nahm die Abdeckung mit Outperform auf und bezeichnete Teslas Energiespeichergeschäft als „unterschätzt“. Die Investment-Story werde derzeit von den gedämpften E-Auto-Erwartungen dominiert.

Arbeitslos in Ludwigshafen

Die BASF schließt weitere Produktionsstätten, diesmal am Stammsitz in Ludwigshafen. Im nächsten Jahr soll dort die Herstellung von Adipinsäure, Cyclododecanon und Cyclopentanon eingestellt werden — in Frankreich und Südkorea soll sie weiterlaufen. Etwa 180 Angestellte sind betroffen, die möglichst anderweitig beschäftigt werden sollen. Laut Mitteilung des Chemieunternehmens will man so “die Wettbewerbsfähigkeit unter veränderten Marktbedingungen” sicherstellen und die “Profitabilität der gesamten Wertschöpfungskette des Verbunds” sichern. Gemeint dürften damit in erster Linie die hohen Kosten für Energie sein. Die und anderes setzen scheinbar der gesamten Wirtschaft zu. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit ist im August weiter gesunken und hat damit seine seit Mai 2022 nahezu ununterbrochene Talfahrt fortgesetzt. In fast allen Wirtschaftszweigen sank die Nachfrage nach Arbeitskräften, “zum Teil in zweistelliger prozentualer Höhe”. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland stieg im August saisonbereinigt um 2.000, was immerhin deutlich unter den Erwartungen lag. Die Quote hielt sich bei 6%.

Schicksalswahlen für Ampel

Gut 12 Monate vor der nächsten Bundestagswahl steht am Sonntag ein entscheidender Stimmungstest für die Berliner Ampelkoalition an - und womöglich schwerste Turbulenzen für die Kanzlerschaft von Olaf Scholz. Thüringen und Sachsen wählen ihre Landtage neu und könnten damit die politische Landschaft in ganz Deutschland durcheinander wirbeln. Wenige Wochen später folgt Brandenburg. Rund die Hälfte der Wahlberechtigten dürfte am Sonntag für die AfD oder das Bündnis Sahra Wagenknecht stimmen. Die Ampelparteien werden wohl die größten Verlierer sein und mit Glück zusammen auf 15% kommen. Von der Corona-Pandemie bis zum Ukraine-Krieg — Deutschland ist in den vergangenen Jahren von einer Krise in die nächste gestolpert, Zukunftssorgen und die Folgen der ungehinderten Massenmigration verunsichern die Gemeinden im ganzen Land. „Die Unruhe in Deutschland spüren wir natürlich auch“, so VW-Vorstandschef Oliver Blume gegenüber Bloomberg. In den ostdeutschen Bundesländern, in denen fast 60% der Menschen über 45 Jahre alt sind, liegt die Zustimmung zur AfD bei bis zu 30%. Für die Kanzlerpartei wäre selbst ein Ergebnis knapp über der 5%-Hürde ein Desaster.

Was sonst noch passiert ist

  • Böse Wale

  • Internet-Blase

  • Schenker-Widerstand

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