Werbung
Deutsche Märkte schließen in 3 Stunden 37 Minuten
  • DAX

    17.950,04
    -138,66 (-0,77%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.946,68
    -43,20 (-0,87%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Gold

    2.342,50
    +4,10 (+0,18%)
     
  • EUR/USD

    1,0723
    +0,0022 (+0,20%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.567,13
    -2.440,36 (-3,94%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.356,69
    -25,89 (-1,87%)
     
  • Öl (Brent)

    82,97
    +0,16 (+0,19%)
     
  • MDAX

    26.288,90
    -57,17 (-0,22%)
     
  • TecDAX

    3.285,93
    -13,67 (-0,41%)
     
  • SDAX

    14.132,08
    -75,55 (-0,53%)
     
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • FTSE 100

    8.090,11
    +49,73 (+0,62%)
     
  • CAC 40

    8.008,49
    -83,37 (-1,03%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     

Tuifly wagt sich auf die Langstrecke

Künftig will die deutsche Urlaubsairline auch zu Fernzielen aufbrechen. Das dürfte die Investorensuche beim Rivalen Condor nicht einfacher machen.

Bislang fliegt die Airline vor allem auf der Mittelstrecke. Foto: dpa
Bislang fliegt die Airline vor allem auf der Mittelstrecke. Foto: dpa

Die deutsche Ferienfluggesellschaft Tuifly expandiert in das touristische Langstreckengeschäft. Die Konzernmutter Tui beschloss am Donnerstag den Aufbau einer eigenen Langstreckenflotte. Sie soll mit Beginn des Winterflugplans 2020/2021 zunächst aus zwei Boeing 787 (Dreamlinern) bestehen. „Eine Einigung mit den Tarifpartnern macht die Entscheidung für die Langstrecke möglich“, wird Oliver Lackmann, der Chef von Tuifly, in einer Mitteilung zitiert.

Entsprechende Pläne der Tui waren vor einigen Wochen durchgesickert. Allerdings hing deren Realisierung an Verhandlungen mit den Tarifpartnern – vor allem der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Piloten-Vertretung Vereinigung Cockpit. Der Hintergrund: Die aktuellen Konditionen – insbesondere für das fliegende Personal – gelten bei Tuifly nicht mehr als zeitgemäß und wettbewerbsfähig. Zum Beispiel müssen die Piloten pro Monat weniger fliegen als etwa ihre Kollegen bei der Lufthansa und sogar deutlich weniger als gesetzlich erlaubt.

WERBUNG

Das Tuifly-Management forderte deshalb für den Start auf der Langstrecke und die dafür notwendigen Investitionen Zugeständnisse von den Tarifpartnern. Dabei ging es nicht so sehr um weniger Lohn, sondern vor allem um eine höhere Produktivität. Mit Verdi gelang eine Einigung sehr schnell. Länger dauerten die Gespräche mit der VC.

Die soll etwa auf feste Zusagen bei der Zahl der eingesetzten Jets gepocht haben. Das Management wollte sich angesichts der Dynamik im Touristikgeschäft darauf aber nicht einlassen und bot stattdessen eine Zusage über die Zahl der einzustellenden Piloten an.

Die zuständige Tarifkommission der VC zeigt sich zufrieden mit dem nun gefundenen Kompromiss. „Alle Weichen sind gestellt, und der zugesagte Jobmotor kann verzugslos gestartet werden“, heißt es in dem internen Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt. Dort ist sogar schon von einer geplanten Flotte mit fünf Dreamlinern die Rede.

Käufer brauchen einen tiefen Geldbeutel

Soweit will das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gehen. Allerdings signalisiert man, dass bei einem entsprechenden Erfolg und einer passenden Marktdynamik weiteres Wachstum möglich sei. „Sollten sich durch weitere Marktveränderungen die Kapazitäten in den nächsten Monaten reduzieren, können wir unseren geplanten Flottenaufbau auch zügiger umsetzen“, so Lackmann.

Diese Aussage dürfte nicht zuletzt auf die aktuelle Situation beim Rivalen Condor gerichtet sein. Nach der Insolvenz von Thomas Cook, der britischen Muttergesellschaft der Airline, läuft dort die Suche nach Investoren auf Hochtouren. Zwar hieß es zuletzt, dass das Interesse groß sei. Doch wie viele Gebote es am Ende geben wird, ist ungewiss.

Ein Käufer braucht einen tiefen Geldbeutel. Er müsste nicht nur in die Erneuerung der betagten Flotte investieren. Er müsste auch den von der Regierung eingeräumten Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro tilgen und die Airline mit „Cash“ ausstatten, damit diese beim Luftfahrtbundesamt ausreichend Mittel für einen sicheren Flugbetrieb nachweisen kann.

Angesichts dessen rechnen in der Branche viele damit, dass Condor in der jetzigen Form nicht bestehen bleiben wird. Das wiederum könnte zusätzliche Marktchancen für Tuifly bedeuten. Klar ist schon jetzt: Die Ankündigung einer eigenen Langstrecke von Tuifly dürfte die Investorensuche bei Condor nicht unbedingt einfacher machen. Sie bedeutet auf der Langstrecke nicht nur neue Konkurrenz für einen künftigen Condor-Eigner.

Die unabhängigen Reiseveranstalter wie DER Touristik, FTI oder Schauinsland haben nun auch neben der Lufthansa-Tochter Eurowings die gewünschte Alternative für Flüge zu Fernzielen. Zudem dürften Condor damit perspektivisch Passagiere verloren gehen, denn auch Tui kauft für bestimmte Ziele Tickets bei Condor ein.

Doch auch jenseits der Frage, wie es mit Condor weitergehen wird, sieht die Tui-Spitze um CEO Friedrich Joussen offensichtlich gute Marktchance für eine Langstrecke aus Deutschland heraus. Zum einen macht sich Tui selbst unabhängiger von anderen Airlines. Der Konzern hat zum Beispiel Hotels in fernen Ländern wie Mexiko oder in der Karibik.

Auch müssen die Kreuzfahrtschiffe von Tui häufig in Ländern mit Passagieren versorgt werden, die nicht mit den existierenden Boeing 737 erreicht werden können. Mit dem Dreamliner ist das nun problemlos möglich. Zum anderen könnte der Langstreckenjet bei Bedarf zu hoch frequentierten Zielen wie etwa die Kapverdischen Inseln eingesetzt werden. Die höhere Sitzplatzkapazität des Dreamliners bietet auch auf solchen Mittelstrecken gute Stückkosten.

Durch den „Deal“ mit den Tarifpartnern ist es dem Tuifly-Management gleichzeitig gelungen, die Kosten endlich auf ein wieder wettbewerbstaugliches Niveau zu bringen. Im Gegenzug bekommen die Mitarbeiter die Sicherheit, dass Tui an den eigenen Airlines festhält. In der Vergangenheit war immer wieder über eine Trennung spekuliert worden. Auch ist die Perspektive der Langstrecke sowohl für Piloten als auch die Kabinenbesatzungen äußerst attraktiv.