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Tui spricht mit Condor über Ferienflieger – doch der Plan erfordert einen weiteren Partner

Bereits vor drei Jahren wollte der Tui-Chef seine Airlines in einer großen Fluggesellschaft einbringen. Jetzt unternimmt Friedrich Joussen einen neuen Anlauf.

Der Mittwoch wird für Thomas Cook spannend. Dann wollen die Anleihegläubiger über den Rettungsplan für den angeschlagenen Reisekonzern entscheiden. Läuft alles nach Plan, wird die Ferienfluggesellschaft Condor in wenigen Monaten zusammen mit den anderen Airlines des Konzerns abgespalten. Banken und Anleihebesitzer sollen dann die Mehrheit übernehmen.

Es könnte der Auftakt zu einer Konsolidierung im deutschen Ferienfluggeschäft sein. Der Rivale Tui, zu dem Tuifly gehört, hat nach Informationen aus Unternehmenskreisen ein Auge auf die Fluglinie Condor geworfen. „Tui hat Gespräche mit Condor aufgenommen“, berichten mehrere Quellen. Sprecher beider Unternehmen wollten die Information nicht kommentieren.

Hinter den Gesprächen dürfte eine alte Idee von Tui-Chef Friedrich Joussen stecken: die Gründung einer eigenständigen Charter- und Ferienfluggesellschaft. Bei der könnten dann Reiseveranstalter die Flugreisen zu ihren Hotels und Kreuzfahrtschiffen buchen.

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Der Tui-Chef würde die kostenintensiven Airlines gerne aus der Bilanz eliminieren, gleichwohl aber mit einem Minderheitsanteil beteiligt bleiben. „Joussen wollte nie und will keine Airlines. Das bleibt seine Prämisse, trotz aller Beteuerungen“, sagt eine Tui-Führungskraft.

Dass der Konzern mögliche Optionen prüft, bestätigt ein Schreiben von Tuifly-Chef Oliver Lackmann und Marek Andryszak, Chef von Tui Deutschland, an die Arbeitnehmervertreter. Man wolle für die aktuelle Marktdynamik gut vorbereitet sein, heißt es in dem Brief, der auf den 27. August datiert ist und der dem Handelsblatt vorliegt. „Aus kommerzieller Sicht bereiten wir uns bereits auf diese Marktchancen vor. Sollten sich diese Möglichkeiten in den nächsten Monaten ergeben, werden wir sie nutzen wollen.“

Die klare Botschaft: Der bestehende Status soll verändert werden. Um den Boden dafür zu bereiten, werde die Arbeitnehmerseite schon mal darauf vorbereitet, dass man weiter mit den Kosten runter müsse, lautet die Interpretation in Arbeitnehmerkreisen. Doch die Airline produziert nach Ansicht von Branchenexperten immer noch zu teuer.

„Ohne wettbewerbsfähige Kosten bei allen, die bei einer solchen gemeinsamen Ferienfluggesellschaft mitmachen würden, wäre ein solches Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt“, sagt Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne Consulting. Grundsätzlich habe die Idee aber Charme: „Airlines sind nun mal nicht das Kerngeschäft von Reiseveranstaltern.“

Zudem gebe es seit der Insolvenz von Air Berlin keine unabhängige, größere Touristik-Fluggesellschaft in Deutschland. „Und für die Idee, als Reiseunternehmen weiterhin an einer Airline beteiligt zu sein, gibt es gute Gründe. Denn es ist eine Gefahr, wenn Veranstalter komplett von externen Fluggesellschaften abhängig sind, auf die man nur begrenzt Durchgriff hat“, so Wissel.

Fusionen von Airlines sind besonders kompliziert

Doch eine gemeinsame Airline-Gruppe zu errichten, an der Tui selbst nur eine Minderheit besitzt, ist eine komplexe Angelegenheit. Alleine die Übernahme von Condor würde Tui-Chef Joussen kaum weiterbringen. In der größeren Airline könnten zwar die Kosten besser skaliert, also besser verteilt werden. Zudem arbeitet Condor mit niedrigeren Kosten als Tuifly. Joussen hätte aber weiterhin eine kapitalintensive Airline in der Bilanz.

Strategisch sinnvoller wäre ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem der Konzern weniger als 50 Prozent hält. Eine solche Lösung hat Joussen bereits einmal versucht. Im Herbst 2016 gaben Tui und Air Berlin bekannt, ihre jeweiligen Ableger Tuifly und Niki in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen zu wollen — unter Beteiligung des damaligen Air-Berlin-Großaktionärs Etihad als dritten Anteilseigner. Doch das Unterfangen scheiterte ein halbes Jahr später und löste einen wilden Streik des fliegenden Personals aus. Danach war das Thema erst mal tabu.

Mit der Abtrennung der Airlines von Thomas Cook ergibt sich nun eine neue Chance. Doch mit den künftigen „Besitzern“ der Fluggesellschaften ist eine Konstruktion, in der Tui nur eine Minderheit hält, kaum möglich. Die Banken und Anleihegläubiger, die 75 Prozent an den Airlines übernehmen sollen, dürften kaum Interesse am dauerhaften Besitz einer großen Fluggesellschaft haben.

Auch der Thomas-Cook-Großinvestor, die chinesische Beteiligungsgruppe Fosun, die 25 Prozent an den Airlines übernimmt, scheidet als Mehrheitsaktionär aus. Übernimmt ein Anteilseigner aus einem Nicht-EU-Land das Sagen bei einer EU-Fluggesellschaft, gehen die Verkehrsrechte verloren.

Also braucht Tui einen dritten Partner für den gemeinsamen Ferienflieger.

Easyjet und Lufthansa haben eigene Karten im Spiel

Theoretisch käme dafür die britische Billigfluggesellschaft Easyjet in Frage. Mit der kooperiert Tui nicht nur seit mehreren Jahren. Die Airline ist auch eine starke Online-Marke.

Hinzu kommt: Easyjet-Chef Johan Lungren baut derzeit mit viel Energie Easyjet Holidays auf. Der neue Spross, der Ende des Jahres starten soll, ist mehr als nur ein Anhängsel der Airline. In der Reisebranche ist längst davon die Rede, dass Easyjet einen handfesten Tour-Operator errichten will. Damit würde die Airline in direkte Konkurrenz zu Tui treten, könnte allerdings mit einer deutlich kostengünstigeren Airline punkten.

Bei Tui wird das Treiben in der Easyjet-Zentrale im britischen Luton aufmerksam verfolgt. „Es herrscht eine gewisse Unruhe“, berichtet eine Führungskraft des Reiseunternehmens. Zumal Lundgren für das Board von Easyjet Holidays vier der acht Mitglieder mit ehemaligen Tui-Experten besetzt hat. Auch Lundgren selbst hat mehrere Jahre seiner Karriere bei Tui verbracht.

Eine Antwort auf die neue Konkurrenz könnte lauten: Tuifly und Condor werden unter Mitwirkung von Easyjet zu einer Ferienfluggesellschaft zusammengebunden. Easyjet würde für den Reisekonzern die Airlines betreiben, Tui wiederum das Veranstaltergeschäft für Easyjet.

Allerdings ist die Frage, ob sich Easyjet zwei Airlines „reinholen“ will, die selbst nach diversen Sparmaßnahmen immer noch höhere Kosten hätten als Easyjet selbst. Hinzu kommt: Auch Lufthansa mischt in dem Spiel mit.

Europas größte Fluggesellschaft ist gerade dabei, Condor über ein Codeshare-Abkommen enger an sich zu binden. Ein Großteil der Touristen, die mit Condor ab Frankfurt in Urlaub fliegen, reisen mit Lufthansa-Flügen an das größte deutsche Drehkreuz.

Mit der engen Verbindung zu Condor sichert Lufthansa den eigenen Markt ab – eine Warnung an alle künftigen Eigner von Condor. Die dürften sich schwer damit tun, etwa in Frankfurt gegen die „Hansa“ ein eigenes wettbewerbsfähiges Angebot aufzubauen.

Außerdem hält sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr durch die Partnerschaft mit Condor alle Möglichkeiten offen, doch noch Teile von Condor ergattern zu können, etwa die Langstrecke. Zuletzt hatte Lufthansa einer Übernahme eine Absage erteilt, auch weil die kartellrechtlichen Hürden hoch sind.

Was auch immer am Ende bei den Gesprächen zwischen Tui/Tuifly und Condor herauskommen wird – der Druck, im Ferienfluggeschäft zu konsolidieren, ist gewaltig. Zwar sind mit Air Berlin, deren Tochter Niki und Germania in den zurückliegenden rund zwei Jahren gleich drei Anbieter insolvent gegangen.

Doch deren Kapazität ist nicht aus dem Markt verschwunden. Das Angebot von Air Berlin und Niki etwa wurde auf die Lufthansa-Tochter Eurowings, Ryanair und Easyjet verteilt.

Die Folge: Auf beliebten Urlaubsverbindungen wie etwa nach Mallorca fliegen die Konkurrenten zu Kampfpreisen. Gleichzeitig drängen neue Airlines stärker ins Ferienflug-Geschäft. So hat Ryanair seit einiger Zeit aus Deutschland heraus auch Teneriffa im Programm. Auf der Langstrecke mischen zudem Billigfluggesellschaften wie Wizz Air oder Norwegian aber auch Eurowings mit. Ein überhitzter Markt, der schon lange eine Konsolidierung vertragen könnte.