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Tui bestätigt Pläne für eine Kapitalerhöhung

Der angeschlagene Reisekonzern muss dringend neues Geld aufnehmen. Doch die Kapitalerhöhung könnte für Tui zum riskanten Manöver werden.

Die Pflichtmitteilung kam am Donnerstag kurz vor Mitternacht. Man prüfe „verschiedene Maßnahmen“, erklärte der Reisekonzern Tui darin, um die „Bilanzstruktur und das Fälligkeitsprofil der Finanzverbindlichkeiten zu optimieren“. Erwogen werde dabei auch eine „kurz- oder mittelfristige Kapitalerhöhung“.

Am 17. September noch hatte Tui einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts als „Marktspekulationen“ abgetan. Doch damals schon berichteten Verhandlungskreise, dass sich der hochverschuldete Konzern frisches Kapital über die Börse besorgen wolle. Die Rede war von 0,7 bis einer Milliarde Euro, wobei der russische Großaktionär Alexej Mordaschow in Aussicht stellte, bis zu 300 Millionen Euro der Kapitalerhöhung selbst zu tragen.

Die Folgen der Coronavirus-Krise samt Reisebeschränkungen und weniger Flugverkehr treffen Tui hart. Das Unternehmen aus Hannover muss bereits mit rund drei Milliarden Euro an Staatshilfen gestützt werden, die der Konzern in den kommenden Jahren zurückzahlen muss.

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Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen, erklärte Tui jetzt in der Stellungnahme. „Auch Zeitpunkt und Volumen einer solchen Maßnahme stehen noch nicht fest.“ Die mögliche Kapitalerhöhung werde aber „sehr deutlich geringer als die in der Presse bisweilen genannten 1 bis 1,5 Milliarden Euro ausfallen“.

Tatsächlich waren die in der Presse genannten Summen bislang um ein Drittel geringer, was von Analysten mit Skepsis bewertet wurde. Die Citibank etwa errechnete, dass Tui das Kapital eigentlich um zwei Milliarden Euro erhöhen müsste, um langfristig liquide zu bleiben. Auch die britische Großbank Barclays ging zuletzt davon aus, dass der weltgrößte Reisekonzern mehr Geld aufnehmen müsse als die im Raum stehenden 0,7 bis eine Milliarde Euro.

Manöver birgt viele Risiken

Tui-Chef Fritz Joussen hatte laut Verhandlungskreisen die Konditionen für die Kapitalerhöhung bis Ende September festzurren wollen. Doch schon Mitte des Monats zeichnete sich ab, dass der Plan auf Schwierigkeiten stoßen könnte. Denn müsste Großaktionär Mordaschow seine Zusage aufgrund einer schwachen Nachfrage nach Tui-Aktien vollständig einlösen, würde seine Tui-Beteiligung von derzeit 24,9 Prozent knapp über die Schwelle von 30 Prozent klettern. Ein verpflichtendes Kaufangebot an alle übrigen Tui-Aktionäre würde damit fällig.

Riskant würde es insbesondere dann, wenn dem russischen Stahlmilliardär dabei so viele Aktien angedient werden, dass er die Schwelle von 50 Prozent überschreitet. In der Folge wären die Airlines von Tui, darunter Tuifly, nicht mehr mehrheitlich im Besitz von EU-Investoren – und verlören damit automatisch ihre Start- und Landerechte in der Europäischen Union.

Die riskante Pflichtofferte könnte Mordaschow nur dann umgehen, wenn die Kapitalerhöhung zwingend für Tuis Sanierung vonnöten scheint. Dazu aber wäre zunächst ein Sanierungsgutachten notwendig. Ob sich die Wertpapieraufseher der Bafin auf eine solche Argumentation einlassen würden, will die Behörde nicht kommentieren