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TSMC investiert €10 Mrd. in Dresden: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über strategische Standortpolitik. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Sachsener Silizium

Mit der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, kurz TSMC, investiert einer der weltweit größten Halbleiterhersteller rund 10 Milliarden Euro in Dresden. Das neue Werk — ein Gemeinschaftsprojekt mit Bosch, Infineon und der niederländischen NXP — ist ein wichtiger Schritt, um die Chipfertigung in Deutschland und Europa weniger abhängig von globalen Lieferketten zu machen.

Diese hohe Abhängigkeit hatte sich bei den teilweise dramatischen Engpässen im Nachgang der Corona-Pandemie bitter gerächt, als die Produktion verschiedenster Industriegüter vom Auto bis zu Haushaltsgeräten zeitweise stark eingeschränkt war. Computerchips werden seit den 1980er Jahren aus Kostengründen vor allem in Asien und den USA von Branchengrößen wie Samsung, Intel und eben TSMC produziert.

Die Bundesregierung will den Standort Deutschland insgesamt widerstandsfähiger machen und fördert deshalb die hochkomplexe und kapitalintensive Chipfertigung (einzelne Maschinen können schnell mehrere hundert Millionen Euro kosten) in Dresden mit bis zu 5 Milliarden Euro.

Ob die Rechnung aufgeht und wie erhofft Tausende neuer Arbeitsplätze in der Region entstehen, muss sich erst noch zeigen. Der Kampf um hochqualifizierte Ingenieure ist hart und sowohl die USA als auch Asien investieren in noch größerem Umfang in die Halbleitertechnologie.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Annika Reichelt und Celine Imensek: Taubenwetter, hin- und hergerissen, Schub für China-Immobilien, in der Bredouille, und DEI oder DOA.

Taubenwetter

Während die Konjunkturprobleme im Euroraum die Wahrscheinlichkeit einer EZB-Zinssenkung im September erhöhen, hat Schweden heute nicht nur zum zweiten Mal im Zyklus die Geldpolitik gelockert. Die Währungshüter in Stockholm ließen auch wissen, der Leitzins könne “in diesem Jahr noch zwei oder dreimal gesenkt” werden, so der Inflationsausblick der gleiche bleibe. Die zu erwartende Lockerung dürfte damit etwas zügiger vorangehen als es die Notenbanker im Juni gedacht hatten. Die Wachstumsaussichten in Schweden und im Ausland hätten sich inzwischen etwas eingetrübt, hieß es. EZB-Rat Olli Rehn erklärte gestern, die jüngste Zunahme der Konjunkturrisiken im Euroraum “bekräftigt die Argumente für eine Zinssenkung auf der nächsten geldpolitischen Sitzung im September.” Auch er schränkte ein, dass die Desinflation dafür auf Kurs bleiben müsse. Trotz Entspannung bei den Energiekosten gebe es indessen “keine eindeutigen Anzeichen für eine Belebung des verarbeitenden Gewerbes” und die Produktivitätslücke zu den USA wachse. Die Geldpolitik, so warnte Rehn, müsse “auch bedenken, dass die Verlangsamung der Industrieproduktion möglicherweise nicht so vorübergehend ist wie angenommen.”

Hin- und hergerissen

Die Ukraine braucht mehr Leute. Abgesehen von Rekruten für die vom Krieg ausgezehrte Armee sind Arbeiter nötig, um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Doch die geflohenen Menschen, die sich in anderen Ländern eine Existenz aufgebaut haben, wollen nicht. Und Staaten, deren Wirtschaft wegen des Fachkräftemangels unter Druck steht, wollen auch nicht. Polen beispielsweise beherbergt neben den Ukrainern, die schon vor dem Krieg in das Nachbarland kamen, 950.000 Flüchtlinge. Ihr Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt lag laut eines Berichts 2023 zwischen 0,7% und 1,1%. Der Bericht stellte außerdem fest, dass sich Haushalte ukrainischer Flüchtlinge weitestgehend selbst versorgen. Die Betroffenen selbst sind währenddessen hin und her gerissen, was sie tun sollen. In der zweiten Woche des ukrainischen Vorstoßes auf russischem Territorium in der Region Kursk fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj unterdessen die westlichen Verbündeten erneut auf, Beschränkungen für den Einsatz von Langstreckenwaffen aufzuheben. Eine dickere rote Linie als die Eroberung russischer Erde habe man ja kaum überschreiten können, die Furcht vor russischer Vergeltung sei eine Illusion.

Schub für China-Immobilien

In China gibt es offiziellen Angaben zufolge 382 Millionen Quadratmeter unverkaufte Wohnungen, was in etwa der Größe von Detroit entspricht. Die Krise hat in den letzten zwei Jahren alles in Mitleidenschaft gezogen, vom Arbeitsmarkt über den Konsum bis hin zum Wohlstand der Haushalte. Jetzt wird Kreisen zufolge erwogen, lokalen Regierungen neue Finanzierungsmöglichkeit zu geben, um unverkaufte Häuser zu erwerben, nachdem eine Reihe von Rettungspaketen den Markt nicht stützen konnte. Die Lokalregierungen würden die Hauskäufe durch die Ausgabe von Sonderanleihen finanzieren, deren Erlöse derzeit nur für bestimmte Zwecke wie Infrastruktur- und Umweltprojekte verwendet werden dürfen. Fraglich ist, ob damit das Problem gelöst wird, dass die Mietrenditen in Chinas Top-Städten mit 1,4% unter dem Wiederverleihungssatz der Zentralbank von 1,75% liegen, wie aus Zahlen für 2023 hervorgeht. Allerdings tobt auf dem chinesischen Markt für neue Wohnungen gerade auch ein Preiskrieg. Nach jahrelanger Intervention haben mindestens 10 Stadtregierungen die Preisvorgaben für neue Häuser gelockert oder aufgehoben, um dem Marktmechanismus eine größere Rolle zukommen zu lassen.

In der Bredouille

Es ist gerade mal 11 Jahre her, dass die Schweiz auf ihr Freihandelsabkommen mit China mit Champagner angestoßen hat. Seither ist viel passiert. Während PwC die Vereinbarung damals noch als wegweisend pries, ist die Euphorie über die fällige Aktualisierung des Abkommens verflogen. Das geopolitische Umfeld hat sich durch den Antagonismus zwischen den USA und China verändert, die Schweiz und ihre Unternehmen geraten zwischen den rivalisierenden Weltmächten unter Druck. Der US-Kongress sieht Cybersicherheitsrisiken und Bedrohungen durch ausländische Geheimdienste in der schweizerisch-chinesischen Zusammenarbeit. Die Schweizer Pharmaindustrie blickt nervös auf vorgeschlagene US-Gesetze, die ihre Zusammenarbeit mit China einschränken könnten. “Es herrscht ein ungutes Gefühl”, sagt Jean-Philippe Kohl, stellvertretender Direktor von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. “Geopolitische Spannungen sind für Unternehmen, die Hightech-Produkte herstellen, besonders heikel”, sagt Kohl. “Vor fünf bis zehn Jahren waren solche Sorgen noch kein Thema.”

DEI oder DOA

Vom Bierbrauer Anheuser-Busch über den Baggerbauer Deere bis zur Motorradlegende Harley-Davidson — etliche US-Unternehmen meiden alles, was auch nur entfernt nach Woke riecht. Im Management des Herstellers der Born-to-Be-Wild-Chopper kümmert sich seit April niemand mehr um DEI-Themen (Diversity, Equity, Inclusion). Lieferanten in Minderheitenbesitz würden nicht mehr bevorzugt, sozial motivierte Förderprogramme gestrichen, teilte das Unternehmen auf X mit. Harley wird auch nicht mehr an der jährlichen Bewertung seiner LGBTQ-Akzeptanz durch die Human Rights Campaign teilnehmen. Maßgeblichen Einfluss dürfte eine Social-Media-Kampagne des Aktivisten Robby Starbuck gegen das Unternehmen aus Milwaukee gehabt haben — und möglicherweise die Aussicht auf eine Rückkehr des DEI-Gegners Donald Trump ins Weiße Haus. „Es ist an der Zeit, diese Regeln abzuschaffen und ein Gefühl von Neutralität und Vernunft in amerikanische Unternehmen zurückzubringen“, sagte Starbuck, der seinen Erfolg auch den verbündeten Harley-Influencern zuschrieb. “Wir haben sozusagen eine kritische Masse erreicht”. DEI erscheint zunehmend als Dead on Arrival.

Was sonst noch passiert ist

  • Boomender Nachbar

  • Lukrative Geschäfte

  • Stromschlucker KI

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