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Trumps gefährlicher Hass auf die Medien

Donald Trump versucht die Unwahrheit als zu Wahrheit verkaufen. Der neue Pressesprecher im Weißen Haus, Sean Spicer, verteidigte am Wochenende offenkundig unrichtige Behauptungen angesichts der enttäuschenden Besucherzahl bei der Vereidigung des neuen US-Präsidenten. Damit ist vermutlich dem letzten Zweifler klar geworden: Trump macht sich zum weltweit größten Anführer der postfaktischen Politik.

Falsche Behauptungen will Trump allen Ernstes als Fakten verkaufen. Dafür nimmt der 69-Jährige einen Vertrauensverlust in die amerikanische Regierung in Kauf wie noch kein Präsident vor ihm. Die Folgen dieses Handelns sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Dass sie dem Land schwer schaden, liegt auf der Hand. Die Frage ist nur: in welcher Dimension?

Trump hasst Journalisten, die er nicht kontrollieren kann oder die ihn nicht bewundernd gegenübertreten. Die Verunglimpfung einer ganzen Berufsgruppe durch den 45. Präsidenten der USA selbst, ist nicht nur dem Amt nicht würdig. Sie zeugt auch von einem sozialpsychologischen Defekt, der selbst Konservative in den USA nicht mehr ruhig schlafen lässt. Ist der mächtigste Mann von Gefühlen oder von Vernunft geleitet? Der Auftakt war auf alle Fälle emotional. Nimmt er Kritik an oder ist er gar zur Selbstkritik bereit? Bislang nicht.

Schon jetzt ist absehbar, dass sich die amerikanische Medienindustrie den postfaktischen Stil Trumps auf Dauer nicht gefallen lassen wird. Der neue Mann im Weißen Haus macht aus seinem Hass auf Hollywood, CNN, New York Times, Washington Post etc. keinen Hehl. Er wird aber die geballte Informations- und Meinungsmacht nicht mit den 140 Zeichen seiner zahllosen Kurznachrichten auf Twitter bändigen können. Wer Hass sät, wird vielleicht nicht Hass ernten, doch zumindest entschiedene Ablehnung.

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Unehrlichkeit wird zum Prinzip der Kommunikation

Noch sind die amerikanischen Medien in einen Art Schockzustand angesichts der jüngsten Vorgänge in Washington und zuvor in New York. Denn seit der Unabhängigkeit Amerikas gehören Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu den anerkannten Grundlagen der demokratischen Auseinandersetzung. Wenn aber der mächtigste Mann im Land falsche Behauptungen als Wahrheiten in einer nie gekannten Niederträchtigkeit verkauft, droht er das demokratische Fundament seines Landes zu zerstören.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders perfide, wenn Trump-Beraterin Kellyanne Conway von „alternativen Fakten“ im Zusammenhang mit dem Streit um die Zuschauerzahlen bei der Amtseinführung spricht. Denn offenbar will das Weiße Haus die Unehrlichkeit zum Prinzip der Kommunikation mit Medien und Bürgern machen.

Bereits kurz nach seinem Einzug ins Weiße Haus hat sich Trump und seine Untergebenen bereits um ein wertvolles Gut gebracht. Es heißt Glaubwürdigkeit. Die katastrophalen Umfragewerte, die Donald Trump zum Amtsantritt erzielt hat, sprechen bereits Bände.

Jedes erfolgreiche Unternehmen weiß, wie wichtig und wertvoll der Rohstoff Glaubwürdigkeit für den Erfolg ist. Einem CEO oder einem Pressesprecher, der unaufrichtig ist oder gar vorsätzlich täuscht, wird schnell nicht mehr geglaubt. Dieser Vertrauensverlust schadet dem Unternehmen und seinen Eigentümern. Nicht anderes ist es mit einem Staatsoberhaupt und seinen leitenden Mitarbeitern, die nicht ehrlich mit ihren Bürgern umgehen. Sie gefährden die Demokratie und schaden den Bürgern.

Immer montags schreibt Handelsblatt-Korrespondent und Buchautor Hans-Peter Siebenhaar seine Sicht auf die Kommunikationswelt auf.