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Trump setzt auf den „König der Bankrotteure“

Es ist eine alte Freundschaft. Als Banker im Auftrag der Rothschild Inc musste sich Wilbur Ross um eine Investition kümmern, die schiefgelaufen war: Das Taj Mahal Casino in Atlantic City. Es gehörte einem New Yorker Immobilienmogul namens Donald Trump, der unter einer Schuldenlast von drei Milliarden Dollar zu kollabieren drohte. Wilbur Ross vertrat damals die Interessen großer Anleihen-Gläubiger.

„Wir hätten das Taj Mahal in den Bankrott treiben können, und es wäre Aus gewesen mit ihm“, sagte Ross im Interview mit der „New York Post“ über die damalige Zeit. Und eigentlich wollte er das auch. Aber nachdem er mehr Zeit mit Trump verbracht habe, habe er sich anders entschieden. Die Gläubiger überzeugten Trump, Teile des Anlagevermögens zu verkaufen, strikte Kostensenkungen durchzuführen und seine Verschuldung herunterzufahren.

Trumps Immobilienimperium überlebte, und für Ross zahlt sich die Loyalität aus. Während des Wahlkampfs, den er finanziell stark unterstützte, war er Top-Berater für Handelsfragen. Jetzt folgt der Aufstieg zum Handelsminister. In dieser Position wird der heute 79-Jährige eine, wenn nicht die zentrale Schlüsselfigur zur Umsetzung der ehrgeizigen wirtschaftlichen Wachstumspläne sein, die der designierte US-Präsident Trump seinen Wählern versprochen hat. Neben 3,5 bis vier Prozent Wachstum im Bruttosozialprodukt sind das 25 Millionen neue Arbeitsplätze.

Ross, der in Palm Beach in Florida nur einen Steinwurf von Trumps Sommerresidenz lebt, fällt die Aufgabe zu, die komplizierten Beziehungen zu ausländischen Handelspartnern zu pflegen und zu gestalten. Dazu gehören natürlich auch China und Mexiko, denen Trump bereits einen Handelskrieg angedroht hat, und die EU. Das geplante transatlantische Handelsabkommen ist für Trump nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben ist, und Ross sieht das genauso.

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Daneben ist der Handelsminister der Verbindungsmann des Weißen Hauses zu Amerikas Wirtschaftsführern. Seine Vorgaben, zum Beispiel hinsichtlich Strafzöllen oder anderen protektionistischen Maßnahmen, entscheiden mit darüber, ob Arbeitsplätze in den wettbewerbsfähiger werden. Ein Weg, dies zu erreichen, sei der Abbau von „überflüssiger Regulierung“, was Amerikas Unternehmen 200 Milliarden Dollar an zusätzlichen Gewinnen einbringen werde. Außerdem ist eine dramatische Senkung der Steuersätze für Unternehmen ein Kernpunkt.

Das gesparte Geld, da ist er sicher, wird dann investiert und dazu benutzt, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Das hört sich an wie eine Neuauflage der Theorie der „Trickle Down“-Economy der Republikaner unter Ronald Reagan. Sie besagt, dass man nur den Reichen, zum Beispiel durch Steuersenkungen, mehr von ihren Gewinnen lassen muss. Diese Füllhörner voll Geld würden dann über die Schaffung neuer Arbeitsplätze auch über den Armen entleert.


Spezialist für marode Industrien

Das Handelsbilanzdefizit von 500 Milliarden Dollar ist ebenfalls das Arbeitsgebiet von Ross. Zum einen will er ja mehr Produkte in den herstellen und es so über geringere Importe senken, zum anderen ist er ein Verfechter von hohen Strafzöllen von 45 oder 35 Prozent gegen Staaten wie China oder Mexiko.

Hier ist ihm sein neuer Chef aber schon in den Rücken gefallen. Die Firma Carrier AC hatte die Verlagerung von 2000 Arbeitsplätzen nach Mexiko angekündigt und hatte im Wahlkampf getobt, die würden dann „verdammte Strafzölle“ auf ihre importierten Geräte zahlen müssen. Jetzt hat sich Carrier verpflichtet, , bekommt dafür im Gegenzug aber sogar Steuervergünstigungen und kann seine Klimaanlagen aus Mexiko in Zukunft ohne Strafzölle verkaufen. Ein PR-Sieg für Donald Trump, aber eine schwere Hypothek für die Glaubwürdigkeit von Wilbur Ross, wenn es um harte Maßnahmen geht, Unternehmen am Export von Arbeitsplätzen zu hindern.

Ross hat sein Vermögen von laut „Forbes Magazin“ geschätzten drei Milliarden Dollar mit dem Scheitern anderer gemacht. Bei Rothschild leitet er die Konkursabteilung, bevor er seine eigene Anlagefirma gründete. Als Investor kaufte er dann mit seinem 2000 gegründeten Private Equity Fonds WL Ross & Co selbst konkursreife Unternehmen auf machte sie wieder flott. Als sein persönliches Meisterstück gilt die Schaffung der International Steel Group aus der Zusammenführung von maroden und veralteten US-Stahlkochern wie Bethlehem Steel. In 2004 ging das sanierte Unternehmen dann für 4,5 Milliarden Dollar an Mittal Steel.

Auch Kritiker, die ihm die Ausschlachtung von Firmen vorwerfen, räumen ein, dass Ross damals einen Teil der Arbeitsplätze retten konnte, die sonst verlorengegangen wären. Mit gemischten Ergebnissen versuchte er seine Investmentstrategie auf die Öl- und Kohle-Industrie zu übertragen. Beides sind Branchen, die Donald Trump ausdrücklich revitalisieren will. Seine Spezialisierung auf Unternehmen am Abgrund brachte ihm schnell den Spitznamen „Der König der Bankrotteure“ ein.

Wird er gewählt, ist er Chef über 47.000 Angestellte und verwaltet einen Etat von acht Milliarden Dollar. Das Handelsministerium will er mehr als Einkaufschef und weniger als Politiker leiten. In einem Interview mit CNBC erklärte er, was seiner Meinung nach schiefläuft: „Man muss die Perspektiven geraderücken. Wir sind der größte Markt, wir sind die größten Importeure. Wir müssen andere Staaten als Zulieferer begreifen, nicht als die, die bestimmen wie die Show läuft.“

Amerika im Inneren als konkursreifes Unternehmen, nach außen als Großeinkäufer, der Zulieferern Zugeständnisse abringt. Eine sehr pragmatische Sichtweise der Dinge. Es bleibt abzuwarten, ob Handelspartner wie China bereit sein werden, sich wahlweise als Zulieferer oder Bankrott-Unternehmen einstufen zu lassen. Die Frage, ob sich dieser emotionslose unternehmerische Verhandlungsstil nahtlos auf die Politik übertragen lassen wird, ist jedenfalls noch nicht geklärt. Zumal Ross erst jüngst in ein großes Kohleprojekt in China investiert hat.

Donald Trump jedenfalls ist voll überzeugt, dass es klappen wird: „Wilbur Ross ist ein Meister der amerikanischen Industrie und weiß, wie man Unternehmen erfolgreich macht“, erklärte er zu seiner Ernennung. „Und wichtiger: Er ist einer der besten Verhandler, die ich jemals getroffen haben“, so Trump. Und das zählt: „Immerhin sage ich das, der Autor der Buches ‚The Art of the Deal‘.“
Dann muss es ja stimmen.