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Trump kämpft für günstigeres Öl – und gleichzeitig dagegen

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Iran-Sanktionen treiben den Ölpreis. Eine höhere Produktion in Saudi-Arabien soll entgegen wirken.

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck. Nachdem er in der vergangenen Woche zu einem strikten Embargo iranischen Öls aufrief, drängt er nun Saudi-Arabien, bei den Ausfällen am Ölmarkt einzuspringen. Auf Twitter verkündete Trump bereits am Samstag einen Erfolg: Er habe den saudischen König gebeten, die Ölproduktion um zwei Millionen Barrel (pro Tag) zu erhöhen – und der habe zugesagt.

Das saudische Königshaus mag das zwar noch nicht bestätigen; auch das Weiße Haus blieb später zurückhaltend. Bei dem Telefonat habe der saudische König Salman ibn Abd al-Aziz zugesichert, falls nötig und „mit Umsicht“ auf die saudische Reservekapazität zurückzugreifen. Das sind aktuell knapp zwei Millionen Barrel Öl pro Tag.

Ölpreis fällt

An den Ölmärkten erzielt Trumps Erfolgs-Tweet aber schon Wirkung: War der Ölpreis erst am Samstag noch nahe 80 Dollar gestiegen, fällt er jetzt. Aktuell kostet ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent wieder weniger als 78,50 Dollar. Ein Fass des nordamerikanischen Leichtöls WTI ist mit 73,80 Dollar gut einen halben Dollar billiger als noch am Samstag.

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In der vergangenen Woche hatte Trump erneut ein Embargo iranischen Öls gefordert. Abnehmer, die sich dem widersetzten und mit den USA Geschäfte machten, drohten Sanktionen. Anfang Mai haben die USA einseitig den Atomdeal mit dem Iran aufgekündigt und iranischen Handelspartnern bis zum 4. November Zeit gegeben, ihre Geschäfte abzuwickeln.

Im Juni hat der Iran rund 2,3 Millionen Fass Öl pro Tag exportiert. Das entspricht mehr als zwei Prozent des weltweiten Bedarfs. Zuletzt befand sich der Ölmarkt bereits in einem Angebotsdefizit: Je mehr Öl dem Markt nun obendrein entzogen wird, desto höher könnte der Preis steigen.

Um die möglichen iranischen Lieferausfälle auszugleichen, ersucht Trump, der sich bereits mehrfach über zu hohe Ölpreise beschwert hat, nun Saudi-Arabien um Hilfe. Ob und wie schnell die Saudis ihre Produktion erhöhen, bleibt vorerst jedoch unklar. Erst Ende Juni hatte sich Saudi-Arabien gemeinsam mit den 13 Opec-Mitgliedern und zehn Partnerstaaten darauf verständigt, die aktuelle Förderkürzung aufzubrechen und bis Jahresende bis zu eine Million Fass mehr pro Tag zu fördern. In diesem verabredeten Rahmen wird Saudi-Arabien seine Produktion wohl am stärksten erhöhen.

Iran-Exportstopp könnte drastische Folgen haben

Weitere Fördererhöhungen infolge der Trump'schen Intervention sind da noch nicht eingerechnet. Die Reservekapazität Saudi-Arabiens, das zuletzt rund zehn Millionen Fass pro Tag förderte, liegt bei 2,2 Millionen Fass.

Sollten sich die Abnehmer des iranischen Öls an die Forderungen Trumps halten, könnte dies „dramatische“ Folgen beim Ölpreis haben, erklären die Analysten der Commerzbank. Die Analysten von JBC Energy in Wien gehen davon aus, dass im Falle eines iranischen Null-Export-Szenarios selbst Ölpreise von 100 Dollar möglich seien.

Die Commerzbank-Experten vermuten darüber hinaus, dass Abnehmer aus der EU ihre Importe einstellen dürften, „da die europäischen Ölunternehmen ansonsten US-Sanktionen fürchten müssen“. Mit anderen Worten: Das Geschäft mit den USA wiegt schwerer, als mögliche Chancen im Iran.

Allerdings dürften nicht alle Käufer iranischen Öls sich dem amerikanischen Willen beugen. Anders als die EU dürften China und Indien, die beide jeweils rund 30 Prozent der iranischen Ölexporte abnehmen, ihre Käufe nicht einstellen. Im Gegenteil, China könnte sogar noch mehr iranisches Öl abnehmen.

„Als bereits größter Käufer iranischen Öls dürfte China seine ohnehin schon große Marktmacht ausbauen und weitere Abschläge aushandeln. Somit kämen die eigenen Raffinerien günstig an Rohöl, könnten dies weiterverarbeiten und die raffinierten Produkte zu den handelsüblichen Preisen verkaufen“, sagt ein Analyst der HSH Nordbank.

Sollte sich Saudi-Arabien nun entschließen, auf Trumps Forderungen einzugehen und mehr Öl zu fördern, gefährdet das Königreich die Einigkeit des Ölkartells Opec. Für den iranischen Ölminister Bijan Namdar Zanganeh käme dies einem „Bruch“ des Abkommen gleich. „Das Abkommen ist passé“, kommentiert denn auch Robin Mills, Chef der Analysefirma Qamar Energy aus Dubai. Die Erhöhung sei ein Schlag gegen die erzielte Vereinbarung, nicht zuletzt weil der Eindruck erzeugt werde, dass die Saudis den amerikanischen Forderungen folgten.

Die Spannungen im Kartell dürften sich damit weiter verschärfen. Die Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien stehen sich indirekt schon in militärischen Konflikten in Syrien und im Jemen gegenüber, wo beide Länder verfeindete Kämpfergruppen unterstützen. Eskaliert der Streit, ist nicht auszuschließen, dass die Sorge vor möglichen Engpässen am Ölmarkt den Preis weiter antreibt. Um Trumps Ansinnen nach niedrigeren Ölpreisen wäre es dann auch geschehen.