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Johnson und Trump geben Startschuss für Jahresendrally

Nach der britischen Parlamentswahl und dem Teilabkommen im Handelsstreit könnte die kommende Woche neue Impulse für die Aktienmärkte bringen.

Kurz vor dem Wochenende haben der britische Premierminister Boris Johnson und US-Präsident Donald Trump weltweit zunächst für deutliche Kursgewinne an den Aktienmärkten gesorgt. Die Anleger setzten darauf, dass Johnson nach der Parlamentswahl in Großbritannien mit einer deutlichen Mehrheit regieren kann. Zudem begrüßten sie, dass sich die USA mit China auf ein Teilabkommen in dem schon Jahre währenden Handelsstreit geeinigt haben.

Doch am Freitagabend bröckelten die Gewinne bereits wieder. Marktexperten warnten vor zu großer Euphorie, denn der Teufel bei den Erfolgen von Johnson und Trump steckt im Detail, und die kommenden Monate könnten weiter von Unsicherheit geprägt sein. Trotzdem könnte es noch eine Jahresendrally geben.

Der US-Präsident hatte Anleger schon am Donnerstagnachmittag in Begeisterung versetzt. Über den Kurznachrichtendienst Twitter verkündete er, dass die USA einem großen Deal mit China sehr nahe seien. Sowohl der amerikanische Leitindex Dow Jones als auch das deutsche Pendant, der Dax, legten daraufhin deutlich zu. Die gute Laune bei den deutschen Anlegern wurde am Freitagmorgen noch durch das Wahlergebnis aus Großbritannien verstärkt.

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„Damit ist die Gefahr eines harten Brexits weiter gesunken“, kommentierte etwa Frank Schallenberger, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Der Dax erreichte zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch bei 13.432 Punkten. Doch als am Freitagnachmittag die Details zu Trumps Deal bekannt wurden, gaben beide Indizes wieder Gewinne ab. Der Dax ging schließlich noch mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 13.282 Punkten aus dem Handel. Der Dow Jones schloss am Ende quasi unverändert bei 28.135 Punkten. Der britische Leitindex FTSE 100 konnte dagegen bis Handelsschluss ein Plus von 1,1 Prozent auf 7.553 Punkte halten.

Teilabkommen zwischen USA und China

Der Grund für die teils nachgebenden Kurse: Manchen Anlegern könnte das Teilabkommen zwischen den USA und China nicht umfangreich genug gewesen sein. Eine für Sonntag geplante Anhebung der US-Zölle auf chinesische Waren ist nun zwar abgesagt, doch große Streitthemen wie die massiven Subventionen für Chinas Staatsunternehmen und die Diskriminierung ausländischer Investoren wurden in den Verhandlungen zunächst ausgeschlossen. Sie sollen nun in einer zweiten Phase verhandelt werden.

Eine andere Erklärung könnte sein, dass manche Anleger vor dem Wochenende Gewinne mitnehmen wollten und die Kurse deshalb nachgaben. So kommentierte etwa Marktanalyst Milan Cutkovic vom Devisenhändler Axitrader: „Drei Mal grünes Licht für die Börse.“ Mit dem Teilabkommen habe Trump den Anlegern ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk bereitet.

Die Wahlergebnisse in Großbritannien sowie eine vorläufige Beibehaltung der ultralockeren Geldpolitik in der Euro-Zone hätten ebenfalls viele Fragezeichen aus dem Weg geräumt. Die Europäische Zentralbank hatte die Leitzinsen am Donnerstag unverändert bei null Prozent belassen.

Eine Jahresendrally scheint noch nicht vom Tisch. Auch nach Ansicht des Research-Teams der DZ-Bank sollte einem „versöhnlichen Jahresausklang“ nun wenig im Wege stehen. So zählten die letzten beiden Dezemberwochen rein statistisch zu den erfolgreichsten des Jahres. Das zeige eine Analyse für den Dax und den amerikanischen S & P 500 seit 1960. In diesem Jahr hat der Dax allerdings bereits 25 Prozent zugelegt, und das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Kurse auch zum Jahresende noch abrutschen können.

Zudem: „Die Sorglosigkeit der Anleger nimmt zu. Dies ist sichtbar an der niedrigen Volatilität. Gleichzeitig ist der Aktienmarkt so hoch bewertet wie seit vielen Jahren nicht mehr“, so DZ-Bank-Analyst Michael Bissinger. Die niedrige Volatilität werde kein Dauerzustand bleiben, es gebe Indikatoren, dass die Märkte kurzfristig heiß laufen. In den kommenden Monaten rechne er daher mit einem volatilen Seitwärtsmarkt.

Britische Vermögenswerte wieder gefragt

Positiv gestimmt sind Analysten dagegen in Bezug auf Großbritannien, so etwa der Vermögensverwalter Blackrock: Nach der Parlamentswahl stehe Großbritannien „erstmals seit einem Jahrzehnt vor einer Phase politischer Stabilität“, so das Blackrock Investment Institute (BII).

Premierminister Johnson verfüge nun über die Mittel, um bis Ende 2020 zu einem Handelsabkommen mit der Europäischen Union zu gelangen. Britische Vermögenswerte, die aktuell bei globalen Investoren untergewichtet sind, dürften Blackrock zufolge nun Rückenwind erhalten.

„Wir erwarten, dass Kapital zurück in britische Aktien und Kreditpapiere fließt, weil die Brexit-Unsicherheit nun vom Tisch ist“, erklärte das BII. „Branchen mit Fokus auf den britischen Heimatmarkt – etwa Baugewerbe, schnelllebige Konsumgüter, Finanzen und Immobilien sowie Gesundheit – sollten im Vergleich zu international aufgestellten Branchen besonders profitieren.“

Allerdings: Bis der Brexit komplett über die Bühne gebracht ist, dürfte es noch einige Zeit dauern. Auch, wenn es am 31. Januar 2020 zum Brexit kommt, müssen Großbritannien und die Europäische Union danach noch an einem Freihandelsabkommen arbeiten.

„Nach dem Brexit ist vor den Nach-Brexit-Verhandlungen“, sagte Anlagestratege Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank. Sollte nach dem bereits mit der EU vereinbarten Brexit-Abkommen kein Anschlussabkommen zustande kommen, drohe Ende 2020 wieder ein „No Deal“-Szenario. Ähnlich warnen auch die DZ-Bank-Analysten. „Der Brexit wird uns somit noch einige Monate begleiten und kann immer wieder zu Überraschungen führen.“

So geht es in der kommenden Woche weiter

In der Woche vor Weihnachten könnten aber erst einmal neue Konjunkturdaten für gute Stimmung bei den Börsianern und weiter steigende Aktienkurse sorgen. So rechnet etwa Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz mit einem kräftigen Plus bei der US-Industrieproduktion. „Im Euro-Raum dürfte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe die Hoffnung nähren, dass der Tiefpunkt in der Industrie durchschritten ist“, sagte er.

Montag: Los geht es am Montag mit der Industrieproduktion für Japan und den vorläufigen Markit-Einkaufsmanagerindizes (Industrie, Service, Composite) für Deutschland und die Euro-Zone.

Dienstag: Von Unternehmen werden in der neuen Woche wenige Zahlen erwartet. Das Elektronik-Handelsunternehmen Ceconomy stellt am Dienstag jedoch seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2018/2019 vor, ebenso wie der Landmaschinenhersteller Claas.

Der Saatguthersteller KWS lädt zur Hauptversammlung ein. Für die USA sind Zahlen zur Industrieproduktion angekündigt.

Mittwoch: Zur Wochenmitte steht der Ifo-Index auf dem Programm, der die Stimmung von etwa 7000 deutschen Firmenchefs widerspiegelt. Hier erwarten Experten einen leichten Anstieg auf 95,5 Punkte von 95 Zählern. Für die Euro-Zone und Großbritannien werden neue Daten zu Verbraucherpreisen vermeldet, für Deutschland die Erzeugerpreise.

In Hamburg lädt das Modeunternehmen Tom Tailor zur Hauptversammlung ein – der Termin war wegen verspäteter Vorlage der Jahresbilanz mehrfach verschoben worden.

Donnerstag: Am Donnerstag steht bei den Notenbanken Bank of Japan und Bank of England (BoE) ein Zinsentscheid an. Experten rechnen nicht mit Änderungen an der Geldpolitik. Von der BoE versprechen sie sich aber Hinweise zu den Konjunkturaussichten nach der britischen Parlamentswahl. Aufseiten der Unternehmen legt der Baumarkt Hornbach Zahlen für das dritte Quartal vor.

Freitag: Über die Kauflaune der deutschen Verbraucher gibt am Freitag der GfK-Index Auskunft. Das DIW-Konjunkturbarometer wird zudem die aktuelle Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts zeigen. Börsianer können sich auf einen sogenannten „Hexensabbat“ einstellen, denn es verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. In den Tagen davor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

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