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Trotz Wohnkredit und Großfamilie: So investiert ein 35-Jähriger in Aktien und baut ein Depot für seine Kinder auf - mit 3350 Euro Gehalt

Ein Symbolfoto eines Mannes am Laptop
Ein Symbolfoto eines Mannes am Laptop

Regelmäßig sein Geld in Aktien investieren hat Timon G. (Name geändert) verändert. Früher waren ihm Markenprodukte wichtig, heute braucht er sie nicht mehr. Timon überlegt sich zweimal, ob er sich die neuen Markensneakers kauft oder ob es nicht auch ein No-Name-Produkt tut. Sein Hintergedanke: „Diese 100 Euro kann ich auch investieren“, sagt Timon im Gespräch zu Business Insider.

Sein Geld verdient der 35-Jährige in einem mittelständischen Industrieunternehmen in der Nähe von Freiburg. Dort arbeitet er in der Abteilung für Zollabwicklung und Außenhandel. „Alles, was wir ins Ausland liefern, läuft über unseren Tisch“, erzählt Timon. 2007 hat er hier seine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Einzelhandel begonnen, wurde übernommen und arbeitete zunächst vier Jahre lang als Sachbearbeiter. Nachdem er an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie abends den Betriebswirt gemacht hat – drei Jahre lang, zwei Abende pro Woche – meisterte er einen Karrieresprung und wurde Teamleiter. Das Unternehmen hat die Gesamtkosten von 4000 Euro bezahlt, mit der Bedingung, dass er dort die nächsten fünf Jahre bleiben werde. Für Timon war das kein Problem, denn er beim Unternehmen zufrieden ist.

An seinem Job gefällt ihm die Abwechslung. Er könne am Vortag nicht sagen, wie der nächste Tag wird. „Wir haben sehr viele weltpolitische Einflüsse“, sagt der 35-Jährige. „Gerade, wenn man den Handel etwas mitverfolgt, gibt es immer wieder Länder, die mit neuen Sanktionen oder Handelshindernissen die Lieferungen erschweren.“ Und solche Regeln können sich täglich ändern. Vor allem die Suezkanal-Krise war für Timon und seine Kollegen ein „Schlag in den Nacken“. „Sämtliche Materialien, die wir aus Fernost beziehen, hatten auf einmal längere Lieferzeiten. Das hat den Prozess erheblich beeinflusst“, erinnert er sich.

1500 Euro bezahlt Timon monatlich für seinen Kredit

In seinem Job verdient Timon 3350 Euro netto pro Monat. Seit vier Jahren ist er Alleinverdiener, seine Frau kümmert sich um die drei kleinen Kinder, die zwei und vier Jahre alt sind, das jüngste erst neun Monate. Timon berichtet, dass er monatlich rund 600 Euro für Lebensmittel, Windeln und alles was man zu Leben benötigt, ausgibt. Von den übrig gebliebenen 2750 Euro gehen jeden Monat 250 Euro auf ein separates „Wünschekonto“, für Urlaube und größere Anschaffungen, wie Kühlschrank oder Waschmaschine.

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2016 hat Timon mit seiner Familie eine Eigentumswohnung gekauft. 400.000 Euro hat die Wohnung gekostet, 1500 Euro bezahlt der ausgebildete Kaufmann jeden Monat für die Tilgung des Kredits. Die Neubau-Wohnung befindet sich im Erdgeschoss, ist 138 Quadratmeter groß, mit Terrasse und Garten.“Klar träumt jeder vom alleinstehenden Einfamilienhaus, aber da sind uns die Preise einfach abgehauen“, sagt er. Zusätzlich zur Kredittilgung muss Timon noch weitere 300 Euro pro Monat Hausgeld für die Pflege und Instandhaltung zahlen.

Mit einem MSCI World kann er sich nicht identifizieren

Somit bleiben ihm noch 700 Euro vom Netto-Lohn übrig. Von denen legt der Dreifach-Papa 475 Euro in Aktien an. Mit drei Freunden tauscht er sich in einer Whatsapp-Gruppe regelmäßig über das Thema Börse aus, zusammen diskutieren sie, wohin investiert werden kann. Während der Pandemie wollten sie auch am Zocker-Boom teilhaben und haben sich entschlossen in einen Gaming-ETF zu investieren: „Ich bin mir sicher, dass der Gaming-Sektor weiterwachsen wird“, sagt Timon.

Ausgesucht haben sie sich den VanEck Vectors Video Gaming and eSports UCITS ETF, den er monatlich mit 50 Euro bespart. Dieser aktienbasierte Fonds bildet die Wertentwicklung der internationalen Videospiel- und eSports-Branche ab und fasst ausschließlich Unternehmen zusammen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes aus Videospielen und eSports erzielen.

Als zweiten Fonds hat er sich den Lyxor MSCI Disruptive Technology ESG Filtered ausgesucht, in den er 25 Euro pro Monat investiert. Dieser ETF enthält Technologie-Unternehmen, unter anderem aus Bereichen wie 3D-Druck, Internet of Things, Cloud Computing, Robotik und saubere Energie. „In neue, zukunftsweisende Technologien zu investieren, finde ich richtig“, sagt er.

Timon ist bewusst, dass das zwei riskantere Investments seien, weil diese ETFs nur eine bestimmte Branche abbilden und nicht breit diversifiziert sind. „Jedoch ist das Wachstum hier auch größer“, glaubt er. Fragt man ihn warum er sich nicht für die klassische, risikoarme Variante, wie den MSCI World entschieden hat, welcher 1600 verschiedene Unternehmen aus der ganzen Welt abbildet, sagt er: „Ich habe mich nicht gegen einen MSCI World entschieden, sondern für andere Sachen entschieden, mit denen ich mich mehr identifizieren kann.“

Für seine Kinder hat er ein ETF-Depot eröffnet

Die restlichen 400 Euro steckt er in Einzelaktien von etablierten Unternehmen. Das sind unter anderem Firmen, wie Alphabet, Allianz, Coca-Cola, Bayer, Apple oder Johnson & Johnson. Sein gesamtes Depot ist aktuell rund 11.000 Euro wert.

„Investieren ist mittlerweile mein Hobby“, sagt Timon. „Es macht einfach Spaß sich die diversen Ereignisse der Unternehmen durchzulesen und zu verstehen welche Auswirkungen das auf den Kurs hat. Jede erhaltene Dividende feier ich, auch wenn sich diese im Schnitt für dieses Jahr auf circa 10 Euro pro Monat belaufen.“

Seine Investments will Timon für seine Altersvorsorge nutzen. Sein primäres Ziel ist zusätzlich zu seiner Rente 1000 Euro pro Monat zu bekommen. Wenn es die Möglichkeit zulässt, dann eventuell auch die Arbeitszeit reduzieren. Aber im Moment fühle er sich wohl: „Selbst wenn ich es könnte, würde ich es wahrscheinlich nicht machen. Ich gehe gerne arbeiten.“

Zusätzlich hat Timon ein Notgroschen-Konto in Höhe von rund 15.000 Euro bereits aufgebaut: „Dieser existiert in meinen Gedanken nicht mehr und dieses Geld ist nur für den Fall eines Jobverlustes. Es verleiht mir einfach Sicherheit in allem und gibt mir ein gutes Gefühl.“

Wie die meisten Privatanleger bereut auch Timon nur eins: „Ich hätte gerne früher angefangen." Damit es seine Kinder anders haben, hat Timon vergangene Woche ein Junior-Depot angelegt. Da wird er nun regelmäßig einen kleinen Betrag vom Kindergeld anlegen – er plant aktuell mit 100 Euro im Quartal. Als Sparziel hat er den All World ETF ausgesucht, welcher 3900 große und mittelgroße Unternehmen aus Industrie- und Entwicklungsländer aufnimmt – also laut Experten ein sehr breit gestreuter und risikoarmer Fonds. Mit diesem Geld will Timon seinen Kindern eine „kleine Starthilfe“ garantieren. „Meine Frau und ich hatten sowas nicht.“ Wenn also Timon 18 Jahre lang seine Sparsumme nicht verändert und die Rendite so sein wird, wie erwartet, können sich seine Kinder auf mehr als 10.000 Euro freuen.

Wenn ihr mir auch erzählen möchtet, was ihr beruflich macht, wie viel ihr verdient und wie ihr investiert, schreibt mir an leo.ginsburg@businessinsider.de.