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Trotz Bitcoin-Crash: Darum gab es Millionen für ihr Krypto-Startup

Die Unstoppable-Finance-Gründer Maximilian von Wallenberg-Pachaly, Peter Großkopf und Omid Aladini wollen Decentralized Finance für die Massen erschließen – und haben dafür Millionen bekommen. - Copyright: Unstoppable Finance
Die Unstoppable-Finance-Gründer Maximilian von Wallenberg-Pachaly, Peter Großkopf und Omid Aladini wollen Decentralized Finance für die Massen erschließen – und haben dafür Millionen bekommen. - Copyright: Unstoppable Finance

Bei Peter Großkopf fällt Ende 2016 der Groschen, was das Potenzial von Blockchain-Technologie und Kryptowährungen angeht. Denn wenn immer mehr Menschen ihre Bank als digitale Wallet in der Hosentasche haben – „was machen wir dann als Bank eigentlich noch?“, fragt er sich. Dabei ist Großkopf damals nicht etwa bei einer Sparkasse, sondern Mitgründer und CTO der Solarisbank, die gerade eine Banking-as-a-Service-Plattform für Fintechs aufbaut.

Mittlerweile ist Großkopf dieser Einsicht gefolgt und hat zusammen mit Maximilian von Wallenberg-Pachaly und Omid Aladini das Berliner Startup Unstoppable Finance gegründet. Die Mission der Gründer ist nichts Geringeres als das komplexe Feld der Decentralized Finance, kurz DeFi, massentauglich zu machen. Anders als im traditionellen Finanzwesen ermöglicht nämlich die Blockchain-Technologie, dass Nutzer alle Arten von Finanzdienstleistungen ohne Mittelsmann ausführen können. Egal ob Trading oder Darlehen: Banken oder Zahlungsdienstleister wie Paypal fallen als Zwischenschritt weg. Stattdessen übernehmen technische Protokolle auf der Blockchain die Aufgabe.

Bisher ist das allerdings kompliziert und verlangt viel technisches Know-how. Und genau da will Unstoppable Finance mit seiner mobilen App Ultimate ansetzen: Nutzer sollen sich auf der Plattform eine Wallet erstellen können und über vorausgewählte, in die App implementierte Protokolle handeln, leihen oder investieren – alles mit nur wenigen Klicks. Daneben sollen sie auch all ihre Krypto-Assets und NFTs in der App abbilden können. Dabei behalten sie die Kontrolle über ihre privaten Schlüssel.

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Über die Auswahl der implementierten Protokolle sagt Mitgründer und CTO Peter Großkopf im Gespräch mit Gründerszene: „Wir kuratieren. Wir wählen aus den Tausenden Protokollen nach einem von außen nachvollziehbaren Schema aus.“ Dabei gehe es darum, gewissermaßen die Blue Chips unter den Protokollen auszuwählen. Sicherheitsaudits seien wichtig, aber auch die Vertrauenswürdigkeit der Entwicklerteams, zu denen Unstoppable Finance Kontakt aufnimmt. Geld wolle das Unternehmen in einem ersten Schritt mit Transaktionsgebühren verdienen.

Trotz Krypto-Winter: 12,5 Millionen Euro in Series A

Die Marktlage für das im Juli 2021 gegründete Startup ist dabei aktuell denkbar ungünstig. Denn Krypto-Fans mussten sich in den vergangenen Monaten warm anziehen: zuerst der Ukraine-Krieg, die gestiegenen Energiekosten, die Zinswende. Und dann der Crash des Stablecoin-Netzwerks Terra/Luna – all das riss den kompletten Kryptomarkt in den Keller. Und einige Startups gleich mit. Handelsplattformen wie Bitpanda oder Coinbase mussten Hunderte bis Tausende Mitarbeiter entlassen, andere, wie das Berliner Startup Nuri, rutschten gleich in die Insolvenz.

Nur sieben U-Bahn-Stationen vom Nuri-Sitz entfernt allerdings, konnte sich Unstoppable Finance trotz der Schieflage zuletzt über eine üppige Finanzierung freuen. 12,5 Millionen Euro sammelten die Gründer in einer Series-A-Runde von Investoren ein – obwohl ihre App noch nicht einmal verfügbar ist. Angeführt wurde die Runde dabei vom US-amerikanischen Lightspeed Venture Partners, weiteres Geld kam von Bestandsinvestoren wie Speedinvest, Rockaway Blockchain Fund und Backed.

Launch voraussichtlich im vierten Quartal – 300.000 Interessenten auf der Warteliste

Die Krise hat allerdings das Geschäft von Unstoppable Finance verzögert. Eigentlich wollten die Gründer ihre App schon im ersten Quartal 2022 live schalten – entschieden sich jedoch angesichts der multiplen Krisen dagegen. Aktuell rechnet das Unternehmen laut Großkopf in zwei bis drei Monaten mit einem Launch.

Wirklich gelitten hätten sie durch den Kryptowinter allerdings nicht, sagt Großkopf: „Als noch sehr frisch agierendes Unternehmen – uns gibt es ja knapp über ein Jahr –, sind wir einfach zu klein, als dass uns die Krise so richtig hätte treffen können.“ Prinzipiell könne die App auch jederzeit live gehen – und das auch vom Start weg international sein. „Das ist ja das Schöne an der DeFi-Welt. Alle Länder werden auf derselben Zahlungsinfrastruktur bedient, also auf der Blockchain“, so Großkopf. Bisher hätten sich schon 300.000 Interessenten auf die Warteliste eingetragen.

Dass sie nach ihrer im vergangenen Dezember abgeschlossenen Seed-Runde erneut nach frischem Kapital gefragt haben, erklärt Großkopf schlicht mit Sicherheit. So sei man – auch bei Wachstum – über die nächsten zwei Jahre hinaus finanziell abgesichert. Und dass Investoren trotz Marktlage und Produktstand zugeschlagen hätten, liege am starken und erfahrenen Team: „Man hat schon einen gewissen Abschwung gespürt, als wir in das Fundraising reingegangen sind. Aber insgesamt sucht der Markt nach wie vor nach Triple-A-Projekten mit Triple-A-Gründern. Und ich glaube, da sind wir entsprechend gut aufgestellt.“

„Mein Sweet-Spot ist die Gründungsphase“

Tatsächlich ist Unstoppable Finance stark besetzt. Die drei Gründer haben bereits bei der Börse Stuttgart zusammengearbeitet, wo Maximilian von Wallenberg-Pachaly und Großkopf also CEO und CTO erfolgreich die Krypto-Handelsplattform Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) aufgebaut haben. Wie Großkopf ist Wallenberg-Pachaly Seriengründer und hatte vorher etwa sein 2014 gegründetes Startup Uptick erfolgreich an den AI Asset Manager Quantumrock verkauft. Aladini war als Entwickler bei der BSDEX und arbeitete davor beispielsweise schon früh beim Berliner Musikdienst Soundcloud.

In den Unternehmensstrukturen der Börse wurde zumindest Großkopf jedoch auf Dauer nicht glücklich: „Mein Sweet-Spot ist die Gründungsphase. Wenn man nur eine Idee hat, aber noch kein Team, kein Geld, kein Produkt. Erst recht auch keine Infrastruktur und keinen Namen. Das ist die Phase, die mir am meisten Spaß macht“, sagt er.

In der Finanzwelt ist er selbst allerdings fast zufällig gelandet: Bei seinen ersten Gründungen in Münster lernte er Szenekopf Jan Beckers kennen, der ihn 2014 nach Berlin zu Hitfox holt. Darüber kommt Großkopf zu Beckers Fintech-Schmiede Finleap, anschließend zur Solarisbank. „Das Leben ist halt besonders interessant, wenn man häufig ‚Ja‘ sagt und neuen Dingen gegenüber offen eingestellt ist“, sagt er.

Neben App auch Öffentlichkeitsarbeit und Regulatorik

Man könnte das als Motto für Unstoppable Finance verstehen. Denn noch ist der DeFi-Sektor recht neu und aufgrund der Komplexität relativ nischig. Neben ihrer App haben die Gründer daher zwei weitere Schwerpunkte, wie Großkopf sagt. Einerseits Aufklärung: „Wir wollen auch ein Verständnis dafür schaffen, was das Potenzial der Blockchain ist“, sagt Großkopf. „Wir glauben daran, dass Blockchains die Finanzinfrastruktur der Zukunft sind und langfristig auch das Potenzial haben, Banken und andere Finanzdienstleister komplett abzulösen.“ Dafür stehen Workshops, Webinare sowie Öffentlichkeits- und Medienarbeit auf dem Programm.

Daneben engagiert sich Unstoppable Finance auch bei den Reizthemen Regulatorik und Rahmenbedingungen rund um DeFi. Zentralisierte Angebote im Krypto-Bereich seien vor allem durch den kürzlichen Beschluss der Europäischen Unionen zu Märkten für Kryptowerte (MiCA) gut reguliert, meint Großkopf, der auch im Digitalbeirat „Digital Finance Forum“ des Finanzministeriums sitzt. Bei DeFi-Angeboten sehe das noch anders aus. Der Bereich ist deutlich schwieriger zu regulieren. Und man müsse aufpassen, dass die Potenziale der Technologie nicht im Keim erstickt würden, mein Großkopf.

Alle würden gerade gemeinsam lernen, was schiefgehen kann, so Großkopf: „Ich glaube, da müssen in der Zukunft ganz andere Regeln entstehen, als wir sie aus der traditionellen Finanzwelt kennen.“ Dennoch ist er eher Pragmatiker als Rebell: „Von deren Regelwerken kann man natürlich auch lernen.“ Man müsse immer konkret fragen, was man übernehmen könne – und wo man neu denken müsse.