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Der Traum vom Tiny House: Alles, was ihr über Planung, Kosten und Bauzeit wissen müsst

Klein, kleiner, Tiny House — nicht wenige Deutsche können sich vorstellen, auf kleiner Wohnfläche zu leben. Bei einer repräsentativen Umfrage 2019 von Interhyp, einem Vermittler für Baufinanzierungen, gaben 13 Prozent der Befragten an, dass sie sich vorstellen können, in einem Tiny House zu wohnen. Doch wie klein genau ist ein Tiny House eigentlich?

Der Trend der Kleinsthäuser kommt ursprünglich aus den USA. 2017 wurde dort folgende Definition im Baugesetz aufgenommen: „Eine Wohnstätte mit bis zu 400 Quadratfuß Grundfläche (Lofts ausgenommen).“ Umgerechnet sind das etwa 37 Quadratmeter. Mittlerweile ist der Tiny House-Trend längst auch in Deutschland angekommen. Ihr könnt euch vorstellen, dass ein Tiny House für euch das Richtige wäre? Dann könnt ihr nachlesen, was ihr über die Planung und den Bau von den Minihäusern wissen müsst.

Alexander Hertel ist Experte, wenn es um Tiny Houses geht. Der 25-Jährige baute sich nicht nur 2018 sein eigenes Tiny House in nur vier Monaten — schon damals erzählte er Business Insider, wie er das geschafft hat — sondern arbeitet neben seinem Hauptjob als Physiotherapeut nebenberuflich als Berater für Menschen, die ein Tiny House bauen wollen. An vier Tiny Houses hat er bereits selbst mitgebaut, den Bau von weiteren zehn hat er als Berater begleitet.

Alexander Hertel 2019 in seinem selbstgebauten Tiny House.
Alexander Hertel 2019 in seinem selbstgebauten Tiny House.

Für wen sich ein Tiny House eignet

Prinzipiell für jede Person, die auf sich grundsätzlich vorstellen kann, auf kleinem Raum zu wohnen, sagt Alexander Hertel. „Man sollte schon minimalistisch leben können und nicht so großen Wert auf materielle Dinge legen.“ Außerdem solltet ihr bedenken, dass ihr mit einem Tiny House meist ländlicher wohnt. Wer mitten in der Stadt leben möchte, sollte sich daher lieber nach einer Miet- oder Eigentumswohnung umsehen. Falls ihr aber plant, in den nächsten Jahren öfter mal umzuziehen, könnte ein Tiny House on wheels das richtige Zuhause für euch sein. Was genau das ist, lest ihr später im Artikel.

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Das Tiny House ist für Menschen jeden Alters geeignet, sagt Hertel. „Mein jüngster Kunde war 23 Jahre alt. Aber ich kenne auch einige, die noch mit Mitte 60 mit dem Tiny Hausbau anfangen.“ Je nach Lebensphase kann man beim Bau unterschiedliche Prioritäten setzen. Falls ihr vorhabt, bis ins hohe Alter in dem kompakten Haus zu wohnen, kann man zum Beispiel schon bei der Planung Elemente für die Barrierefreiheit einbeziehen.

Was vor dem Bau zu tun ist

Wenn ihr euch sicher seid, dass ihr in einem Tiny House leben wollt, könnt ihr noch nicht direkt loslegen. Alexander Hertel erklärt, welche Gedanken ihr euch machen solltet, bevor es an den eigentlichen Bau geht.

1. Sucht euch ein Grundstück

„Bevor ihr überhaupt mit der Planung des Tiny Houses anfangt, solltet ihr ein festes Grundstück haben“, rät Hertel. Am besten sei es, ein eigenes Grundstück zu besitzen oder einen langfristigen Pachtvertrag für ein Baugrundstück zu haben. Denn vom Grundstück sind viele Faktoren für euer Tiny House abhängig: Müsst ihr baurechtliche Nachweise erbringen? Wie ist die Strom- und Wasserversorgung? Was gibt der Bebauungsplan vor? Hertel selbst hatte sein Grundstück damals nur für zwei Jahre gemietet und musste deshalb letztendlich umziehen. „Dass ich mich nicht um ein langfristiges Grundstück gekümmert habe, bereue ich heute immer noch.“

2. Legt eure Prioritäten fest

Sobald ihr ein Grundstück habt, auf dem ihr bauen wollt, könnt ihr mit der genauen Planung des Hauses beginnen. Ein Tiny House ist winzig, wie der Name schon sagt. Ihr solltet also genau wissen, was euch wirklich wichtig ist. Wollt ihr ein großes Bad? Oder lieber eine große Küche? Ist euch ein Schreibtisch zum Arbeiten wichtig oder lieber mehr Stauraum? Nur wenn ihr wisst, worauf ihr langfristig Wert legt, könnt ihr das Tiny House so bauen, wie es für euch am besten passt.

3. Holt euch Inspirationen

„Ich habe mir damals ganz viele Fotos und Videos auf Youtube und Pinterest angeguckt“, erinnert sich Hertel. Schaut euch so viele Einrichtungen und Grundrisse an wie möglich — so könnt ihr euch verschiedene Bausteine heraussuchen, die letztendlich euer Traumhaus ergeben. In Erfahrungsberichten könnt ihr auch nachlesen, was gut klappt und was nicht, oder womit es häufig Probleme gibt.

4. Jetzt kann die Grundrissplanung beginnen

Nun gilt es auf einige logische Faktoren bei der Grundrissplanung zu achten. So ist es Hertel zufolge sehr sinnvoll, wenn Bad und Küche wegen der Wasserleitung nebeneinander liegen. Jetzt könnt ihr euch auch darüber Gedanken machen, wo Fenster und Türen hinkommen und wie die Raumverteilung aussehen soll.

Was für und gegen ein Tiny House on wheels spricht

Bevor ihr euer Minihaus endlich bauen könnt, müsst ihr noch entscheiden, ob ihr es auf Rädern bauen wollt oder nicht. Das Konzept Tiny House on wheels (THOW) kommt aus den USA, wo sich viele Menschen den Traum erfüllen, mit ihrem Haus das Land zu erkunden. Wichtig zu wissen ist, dass es in Deutschland einige gesetzliche Vorgaben einzuhalten gilt, wenn ihr euer Haus auf Rädern bauen wollt.

„Ein THOW darf maximal 2,55 Meter breit und vier Meter hoch sein. Außerdem ist das Gewicht auf 3,5 Tonnen begrenzt“, sagt Alexander Hertel. Ihr müsst also genauestens planen, welche Materialien ihr verwendet, und wie schwer diese sind. So kann es sein, dass ihr bei einigen Dingen einsparen müsst, beispielsweise der Isolierung eures Hauses. Außerdem benötigt ihr ein bestimmtes Sicherheitsglas, wenn das Tiny House auf der Straße bewegt werden soll. Und: Ihr müsst regelmäßig zum TÜV mit eurem Haus.

„Wer eher ortsgebunden ist und nicht viele Umzüge plant, dem rate ich, auf die Räder zu verzichten“, sagt Hertel. Falls ihr dann doch einmal umziehen wollt, kann man das Haus auch mit einer Spedition versetzen lassen. Plant ihr aber, an vielen verschiedenen Orten zu wohnen und oft umzuziehen, ist ein THOW tatsächlich praktischer für euch.

Eine andere Möglichkeit ist es, einen Bus, Wohnwagen oder Van zum Tiny House umzubauen. Vor allem in den USA ist der Trend für solche fahrenden Häuser groß. Hier haben wir fünf Beispiele von umgebauten Campern für euch zusammengestellt. Ein Paar mit zwei Kindern und Hund baute zum Beispiel einen alten Schulbus in ein Tiny House um — wie dieser nun aussieht, könnt ihr euch hier ansehen.

Wo ein Tiny House stehen darf

Generell ist der Bau eines Hauses immer genehmigungspflichtig — egal, wie klein es ist. Denn sobald ein Gebäude ein Fundament hat, handelt es sich um eine bauliche Anlage. Und als solche ist euer Tiny House genehmigungspflichtig, es gilt das Baurecht und die Landesbauordnung. Vor der Errichtung eines Minihauses müsst ihr also einen Bauantrag bei der zuständigen Behörde stellen.

Eine Ausnahme gilt bei den THOWs: Denn sobald das Haus auf einem Wagen steht, unterliegt es nicht nur dem Baurecht, sondern auch dem Straßenverkehrsrecht.

Kosten und Bauzeit eines Tiny Houses

Durchschnittlich kostet der Bau etwa 50.000 Euro, so Alexander Hertel — je nachdem, wie viel ihr selbst machen wollt. Denn ihr habt verschiedene Möglichkeiten, euer kleines Haus zu bauen.

Einerseits gibt es Firmen, die euch euer Tiny House nach euren Wünschen und Vorstellungen fertig bauen können — so habt ihr wenig Stress und müsst euch um fast nichts kümmern. Je nach Ausstattung können die Preise hier zwischen 30.000 und 190.000 Euro liegen. Dafür ist das Haus aber schnell fertig und bezugsbereit — ihr könnt oft schon nach zwei bis drei Monaten einziehen. Hier findet ihr verschiedene Tiny Houses, die ihr in Deutschland fertig kaufen könnt.

Ihr könnt euch euer Haus aber auch selbst bauen und euch durch eine Firma, wie Alexander Hertel sie hat, beraten lassen. Diese kann euch bei rechtlichen und architektonischen Fragen zur Seite stehen. Für den Bau seid ihr dann letztlich jedoch selbst verantwortlich.

„Wer handwerklich begabt ist, kann sein Haus natürlich auch ganz alleine bauen. So habe ich es damals gemacht“, sagt Hertel. Er ließ sich damals von seiner Schwester rechtlich beraten, die Anwältin ist. Lediglich einen Klempner und einen Zimmermann bezahlte er für einige Arbeiten, die er nicht selbst durchführen konnte. Aber auch die Materialien müsst ihr dann natürlich selbst kaufen. Wer alleine baut, muss daher viel mehr Bauzeit einrechnen. „Das dauert mindestens ein halbes Jahr, ich kenne auch einige, die ein Jahr gebraucht haben“, so Hertel.

Wem der Umweltaspekt besonders wichtig ist, der kann sein Tiny House Strom-autark bauen. Dann müsst ihr noch einmal etwa 6.000 bis 8.000 Euro investieren, um beispielsweise eine Photovoltaikanlage, also eine Solarstromanlage, zu kaufen. Aber: Langfristig spart ihr dadurch Stromkosten, da euer Haus sich selbst mit Strom versorgt.

Es gibt auch noch weitere Anlagen, die zum Beispiel das Regenwasser aufbereiten, erzählt Hertel. „Diese Entscheidungen sind jedoch sehr individuell. Das kommt darauf an, wie autark man leben möchte.“

Falls ihr kein eigenes Grundstück habt, müsst ihr für die laufenden Kosten außerdem die Miete des Grundstückes, Strom- und Wasserkosten einberechnen. Laut Hertel belaufen sich die Ausgaben für ein Tiny House auf etwa 100 Euro monatlich, abhängig vom den Mietbedingungen.

Vor- und Nachteile eines Tiny Houses

Die Kosten und die Bauzeit für ein Tiny House sind im Vergleich zu den Baukosten eines Einfamilienhauses deutlich geringer. Wer in einem Tiny House wohnt, lebt in der Regel zudem umweltfreundlicher. Außerdem spart ihr langfristig Kosten — je autarker das Haus ist, umso mehr. „Und man muss nicht so viel putzen“, sagt Hertel.

Allerdings gibt es nur begrenzte Stellplatzmöglichkeiten. Auch, wenn man das vorher weiß, kann der begrenzte Platz irgendwann zur Herausforderung werden — etwa, wenn Nachwuchs ansteht. Hier erzählen sechs Menschen, was sie gerne gewusst hätten, bevor sie in ein Tiny House gezogen sind. Informiert euch daher gut und lasst euch beraten, wenn ihr den Traum vom Tiny House für euch verwirklichen wollt.

Solltet ihr euer Tiny House in Bayern bauen, könnt ihr euch zur Beratung gerne an Alexander Hertel wenden unter bayerwald-tinyhouse@web.de

Ihr sucht Inspiration für euer Tiny House?

In unserer Bildergalerie findet ihr eine Menge Beispiele dazu, wie ein Tiny House aussehen kann: