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Im Transrapid durch die Fabrik – So optimiert der Montratec-Chef die Logistik in Betrieben

Ex-Dax-Vorstände sagen Montratec eine große Zukunft voraus – und damit auch Geschäftsführer Sven Worm. Einige namhafte Kunden hat er bereits gewonnen.

Sven Worm redet viel lieber über Technik als über sich selbst. Es ist dem Montratec-Chef, dessen Bart, Frisur und Lederarmband ein bisschen an den Ex-VfB-Stuttgart-Star Kevin Kurányi erinnern, sichtlich unangenehm, keine stromlinienförmige Vita parat zu haben. Dabei hat der 40-Jährige für einen Unternehmenschef eine nicht ganz alltägliche Erfolgsgeschichte zu bieten.

Er war in seinem Jahrgang bester Werkzeugmacher – und hätte deshalb sogar ein Stipendium bekommen. Aber dann wurde er Vater. „Ich musste für die junge Familie Geld verdienen, statt zu studieren“, erinnert er sich.

17 Jahre arbeitete er für das Freudenstädter Familienunternehmen Schmid, bis Montratec ausgegliedert wurde. Die Firma ist Spezialist für intelligente innerbetriebliche Vernetzung von Robotern und Arbeitsplätzen – ein Beispiel für Industrie 4.0 „made in Germany“.

Worm musste sich vieles nachträglich beibringen. Inzwischen hat er selbst zahlreiche wichtige Patente. Er ist eben ein hartnäckiger Selfmade-Tüftler, wie es sie wohl in dieser Form nur in Schwaben immer wieder gibt.

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Wenn Worm am Hauptsitz in Niederschach im Schwarzwald-Baar-Kreis seine einschienigen Transportsysteme für Fabriken vorführt, dann leuchten seine Augen wie bei einem Kind, das stolz die neue elektrische Eisenbahn vorzeigt – nur eben in der XL-Version und wesentlich futuristischer.

Als Kind hat er nie eine bekommen, Märklin war schon damals sehr teuer. „Zu teuer für meine Familie“, sagt Worm etwas wehmütig. Doch hier geht es um alles andere als Kinderspielzeug.

Das Unternehmen mit 130 Mitarbeitern hatte ursprünglich ein besonders erschütterungsarmes Transportsystem für die Fertigung eines berühmten Schweizer Uhrenherstellers entwickelt – den Namen darf Worm nicht verraten, aber es war Rolex, wie sich nach einer Recherche in der Branche herausstellte. Auf diesem Anfangserfolg bauen auch die heutigen besonders sensiblen Technologien von Montratec auf.

Bei dem intelligenten Transportsystem werden selbstfahrende Shuttles auf einer Monorail eingesetzt, die weniger Platz braucht und um engere Kurvenradien fahren kann als herkömmliche zweigleisige Systeme.

Die Transportshuttles auf der Monoschiene, die dank einer intelligenten Steuerung selbstständig das Transportziel bei Geschwindigkeiten von bis zu 55 Metern pro Minute erreichen, kommunizieren via Infrarot sowohl mit den Arbeitsstationen als auch mit der Fahrstrecke.

VW und BMW als Kunden

Zu den Kunden gehören viele Industrieunternehmen wie VW und BMW, aber auch Fresenius und Boehringer. Gerade hat das neu formierte Unternehmen beim Automobilzulieferer Brose dem Industriegiganten Bosch einen Auftrag über 1 000 Shuttles vor der Nase weggeschnappt.

In Helsinki gilt das Montrac-System als international beachtetes Renommeeprojekt für Hightech in der Medizin. Ein Druck auf das Touchpanel, dann surrt die Blutprobe aus dem Behandlungszimmer herüber.

Zwischen den fünf Etagen des Universitätskrankenhauses verbirgt sich ein 270 Meter langes Schienennetz mit neun Aufzügen. Es ist das größte Labor Finnlands – und das wohl modernste der Welt. Jeden Tag schicken die Mitarbeiter zehn- bis fünfzehntausend Blutproben mit Montrac-Shuttles durch das Labor.

Montratec hat sogar für die Halbleiterindustrie eine Magnetschwebebahn für den Reinraum entwickelt. Präzision im Nanobereich und absolute Erschütterungsfreiheit sind da gefragt – weltweit einzigartig. „Wir vernetzen in erster Linie Roboter und Arbeitsplätze und sorgen so für die effiziente Umsetzung von Industrie 4.0“, erklärt Sven Worm etwas gestelzt.

Im Frühjahr 2017 hat der von Rantum Capital beratene Eigenkapitalfonds Cedarlake Private Equity Fund die Montratec GmbH aus der Schmid-Group ausgegliedert und die Mehrheit übernommen. Hinter Rantum verbirgt sich seit 2013 ein illustrer Kreis von Investoren und Ex-Dax-Vorständen um den Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold.

Mit dabei sind auch Industriegrößen wie Michael Rogowski und Hans-Joachim Körber, aber auch Ex-Morgan-Stanley-Deutschlandchef Dirk Notheis, der den Geschäftsführerposten bekleidet. Sie alle glauben fest an Montratec und daran, dass hier ein neuer Hidden Champion im Mittelstand entsteht.

„Die gesamte Belegschaft freut sich auf das neue Kapitel in der Unternehmensgeschichte“, versichert Worm. Klares Ziel ist es, den Umsatz in fünf Jahren auf 100 Millionen Euro zu verfünffachen. Mit dem neuen Geldgeber konnte auch ein neues Shuttlesystem entwickelt werden, das 200 Kilo transportieren kann. „Damit können wir auch den Roboter zum Werkstück bringen“, freut sich Worm.

Ein ganz praktisches Problem hat Montratec jetzt auch überwunden: In der industriellen Fertigung gibt es immer Gassen für Gabelstapler oder Fluchtwege zwischen den Fertigungslinien, die von Schienensystemen nicht gekreuzt werden können.

Auf der „Automatica“-Messe im Juni stellte Worm einen autonom fahrenden Verbindungsroboter vor, der die Kreuzung der Gassen mit den Werkstücken übernimmt, ohne den Produktionsprozess zu unterbrechen. „Wir sind schon weiter als 4.0“, sagt Worm. Das begeistert offenbar nicht nur in die Jahre gekommene Wirtschaftsbosse.