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Mädchen wollen Lehrerin werden, Jungs Ingenieur

Eine Pisa-Sonderauswertung zeigt: 15-jährige Digital Natives träumen von traditionellen Berufen - IT-Jobs haben sogar an Attraktivität verloren.

Auch für Mädchen spielt die Digitalisierung bei der Berufswahl kaum eine Rolle. Sie wollen Ärztin, Lehrerin oder Kauffrau werden. Foto: dpa
Auch für Mädchen spielt die Digitalisierung bei der Berufswahl kaum eine Rolle. Sie wollen Ärztin, Lehrerin oder Kauffrau werden. Foto: dpa

Sie sind mit Handys und Computer aufgewachsen – doch bei ihren Berufswünschen spielt die Digitalisierung kaum eine Rolle. Nach einer Sonderauswertung des jüngsten Pisa-Tests, der am heutigen Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wird, streben die Jugendlichen der OECD-Länder vor allem traditionelle und etablierte Berufe wie Ärztin, Lehrer, Polizist oder Manager an.

Gefragt, was sie mit 30 Jahren arbeiten möchten, tauchen bei Mädchen unter den Top-10-Wünschen IT-Berufe überhaupt nicht auf. Bei den Jungen sind sie in den OECD-Ländern insgesamt seit dem Jahr 2000 von Platz zwei auf Platz vier gerutscht. Die drei meistgenannten Berufe in den Industrieländern sind bei den Mädchen Ärztin, Lehrerin und Kauffrau. Bei den Jungen liegen Ingenieur, Kaufmann und Arzt vorn.

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„Auch im Zeitalter sozialer Medien und Künstlicher Intelligenz streben Jugendliche in OECD-Länder kaum Tätigkeiten an, die mit der Digitalisierung entstanden sind“, fasst die Industrieländer-Organisation den Befund zusammen.

In Deutschland sieht es zumindest bei den Jungen besser aus: Bei ihnen stand 2018 der IT-Spezialist als Wunschberuf ganz oben (6,7 Prozent). Es folgten Industrie- und Automechaniker (gut 5 Prozent), Polizist (4,5) und Lehrer (3,8).

Doch die Mädchen in Deutschland interessieren sich nach wie vor nicht für Informatik und Digitalisierung: ein IT-Beruf taucht unter ihren Top 10 gar nicht erst auf. Gut jedes zehnte Mädchen möchte Lehrerin werden, es folgen die Traumberufe Ärztin, Erzieherin und Psychologin.

Bitkom-Präsident nimmt Schulen in die Pflicht

Bitkom-Präsident Achim Berg forderte angesichts dieser Ergebnisse, die Schulen auf, die Jugendlichen viel stärker als bisher zu fördern und auch Mädchen für IT-Berufe begeistern. „Wenn wir das konsequent angehen, könnte der enorme Fachkräftebedarf in der digitalen Wirtschaft künftig zu größeren Teilen aus dem eigenen Nachwuchs gedeckt werden“, so Berg. Derzeit sind in Deutschland 124.000 Stellen für IT-Spezialisten unbesetzt.

Bitkom fordert ein bundesweites Pflichtfach Informatik. Das gibt es derzeit nur in vier Bundesländern.

Um die IT-Ausstattung der Schulen zu verbessern hatte der Bund im vergangenen Jahr den 5-Milliarden-Euro-schweren Digitalpakt mit den Ländern vereinbart. Ein Teil der Schulen hat bisher nicht einmal WLAN. Doch die Gelder fließen erst sehr langsam ab, weil viele Schulträger noch dabei sind, die Konzepte zu erstellen.

Die OECD wertet es als bedenklich, dass viele der von den Jugendlichen weltweit genannten Wunsch-Berufe nicht nur traditionell, sondern möglicherweise schon bald nicht mehr zeitgemäß seien, mahnt die OECD. Sie geht davon aus, dass 39 Prozent der genannten Berufe dem Risiko unterliegen, in 10 bis 15 Jahren durch Automatisierung wegzufallen. In Deutschland, Griechenland, Japan, Litauen und der Slowakischen Republik seien es sogar mehr als 45 Prozent.

Auffällig ist, dass sich die Berufsvorstellungen zwischen den Geschlechtern weiterhin deutlich unterscheiden. Jungen, die bei PISA in Mathematik und Naturwissenschaften gut abschneiden, interessierten sich weit häufiger für einen naturwissenschaftlichen Ingenieur-Beruf als Mädchen. Mädchen, die hier gut abschneiden, visierten häufiger das Gesundheitswesen an.

Duale Ausbildung gilt als gute Karriereperspektive

Weltweit verengt sich der Fokus der 15-Jährigen, die im Pisa getestet und befragt werden, auf immer weniger Berufe. Das gilt auch für Deutschland. Allerdings seien die Ambitionen der Jugendlichen hierzulande deutlich vielfältiger als im OECD-Durchschnitt: Nur etwa vier von zehn Schülern nannten einen der Top-10-Berufe.

Hier habe sich, ebenso wie in Österreich und der Schweiz, „vermutlich bewährt, dass Schulen frühzeitig Kontakte in die Arbeitswelt vermitteln“, schreibt das Team um Pisa-Koordinator Andreas Schleicher.

In Deutschland und Österreich falle zudem auf, dass besonders viele leistungsstarke Schüler trotz ihrer schulischen Erfolge kein Studium anstreben. Von den Jungs gilt das in Deutschland für mehr als die Hälfte, bei den Mädchen für rund 45 Prozent.

Selbst von der Gruppe der leistungsstarken Schüler aus sozial besser gestellten Elternhäusern strebt mehr als jeder vierte keine akademische Laufbahn an. Offenbar „wird in Deutschland und Österreich auch die duale Ausbildung als gute Karriereperspektive wahrgenommen wird“, folgern die Pisa-Experten.

Der DIHK mahnt dennoch: „ Verzahnung von Schule und Betrieb darf nicht erst in der Ausbildung beginnen“. Fast jedes zweite Unternehmen in Deutschland „macht die Erfahrung, dass Schüler falsche Vorstellungen vom Berufsalltag und von einer betrieblichen Ausbildung haben. Die Studie der OECD bestätigt diese Diskrepanz“, sagte DIHK-Vize Achim Dercks. Viele Jugendliche seien zudem „auf ihren Traumberuf festgelegt und schlagen Ausbildungsangebote in weniger bekannten oder begehrten Berufen aus, da sie zu wenig über berufliche Perspektiven, Verdienstmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven wissen“.

Um dem Fachkräftemangel in vielen Berufen entgegenzuwirken, fordert der DIHK wie auch andere Wirtschaftsverbände vor allem an den Gymnasien eine verbesserte Berufsorientierung. Jugendliche sollten so früh wie möglich praktische Erfahrungen sammeln, denn "Wer weiß, was er will und kann, der trifft auch leichter die Entscheidung für den richtigen Beruf“, so Dercks.