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Toyota hebt nach Gewinnsprung Prognose an

Der Autoriese Toyota hat Volkswagen als Weltmarktführer verdrängt. Und auch die Geschäftszahlen fallen deutlich besser aus als von Analysten erwartet.

Toyota fährt auch in der Coronakrise solide Gewinne ein. Der operative Gewinn kletterte im Zeitraum Oktober bis Dezember um mehr als die Hälfte auf 987,9 Milliarden Yen (rund 7,8 Milliarden Euro), wie der weltgrößte Autobauer am Mittwoch mitteilte. Das war deutlich mehr, als Analysten geschätzt hatten.

Das Geschäftsjahr der Japaner endet im März. Ganz ausgleichen kann der Autoriese den Einbruch der ersten Monate nicht: Der Absatz gab in den ersten neun Monaten um 20 Prozent nach. Damit sanken auch der Umsatz in diesem Zeitraum um 15 Prozent und der Betriebsgewinn um 26 Prozent unter die Werte aus dem Vorjahr. Doch nicht nur der Zuwachs im abgelaufenen Quartal gibt Anlass zu Optimismus.

Die Profitmarge lag bei 7,7 Prozent, einem international starken Wert. Im Jahr zuvor hatte Toyota einen Gewinn von 8,9 Prozent pro Auto ausgewiesen. Zum Vergleich: Der Lokalrivale Honda erwartet eine Gewinnspanne von vier Prozent, Renault-Partner Nissan rechnet sogar mit einem Verlust von insgesamt rund vier Milliarden Euro.

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Toyota rechnet für dieses Jahr mit einem Absatz von 9,73 Millionen Fahrzeugen, das sind 3,3 Prozent mehr, als der Konzern bisher prognostiziert hatte, aber weniger als die 10,46 Millionen verkauften Autos des vergangenen Jahres.

Anders als viele andere Hersteller scheint der Mangel an Halbleitern für Autos die Japaner nicht bremsen zu können. Finanzchef Kenta Kon wollte zwar mittelfristig Risiken nicht ausschließen. Aber er sagte: „Kurzfristig sind wir nicht betroffen.“ Toyota erhöhte seine Jahresprognose deutlich.

Der Konzern erwartet nun, dass der Umsatz im Bilanzjahr 2020 nur noch um elf Prozent auf 26,5 Billionen Yen (209 Milliarden Euro) sinkt. Der Konzern erhöhte auch seine Gewinnprognose vom November um mehr als die Hälfte auf zwei Billionen Yen (15,8 Milliarden Euro). Die Gewinnspanne würde so mit 7,5 Prozent fast an die 8 Prozent aus dem Jahr 2019 heranreichen. Die Aktien von Toyota legten nach der Prognoseanhebung um 2,3 Prozent zu.

Akio Toyodas Reformen zahlen sich aus

Toyota erntet damit die Früchte aus umfassenden Reformen, die Konzernchef Akio Toyoda nach der Weltfinanzkrise 2008 angestoßen hat. Damals stürzte Toyota binnen Jahresfrist von einem Rekordgewinn tief in die Verlustzone. Geschockt von der Erfahrung versprach der Enkel des Firmengründers daraufhin, seinen Konzern so flexibel zu trimmen, dass er selbst in der Krise Gewinne abwerfen würde.

Dies zahlte sich schon zu Beginn der Coronakrise aus. Als einer der wenigen Konzerne weltweit wagte Toyota im Frühjahr eine Gewinnprognose, die der Autobauer nun um ein Vierfaches übertraf.

Der Hersteller von Autos wie dem SUV RAV 4 und dem Hybridwagen Prius ist dank des asiatischen Marktes besser als manche Konkurrenten durch die Coronakrise gekommen und hatte erstmals seit fünf Jahren den deutschen Rivalen Volkswagen von der Weltmarktspitze verdrängt. Der Konzern hatte seine Prognose für das operative Ergebnis erst im November auf 1,3 Billionen Yen angehoben.

Unter den großen Märkten blieb Europa allerdings im dritten Quartal des japanischen Bilanzjahres weiterhin mit 285.000 verkauften Modellen das Schlusslicht. Die Gewinnspanne in der Region stieg nur von 5,4 auf 6,1 Prozent an.

Auch in Toyotas wichtigstem Auslandsmarkt, den USA, geht es dagegen bergauf. Ein weiterer Lichtblick ist China, wo neue Modelle Toyotas Absatz im Januar um 30 Prozent in die Höhe trieben. Besonders hob Finanzchef Kon hervor, dass der Wiederverkaufswert von Toyotas nun deutlich steige, was wiederum den Absatz neuer Wagen fördere.

Warum Toyota weniger unter der Chipkrise leidet

Auch in der derzeitigen Chipkrise setzt sich Toyota offenbar von den Rivalen ab. Der Sanierungsfall Nissan senkte am Dienstag seine Absatzprognose mit der Begründung, dass die Produktion wegen fehlender Chips gedrosselt werden müsse. Auch Hondas Vizepräsident Seiji Kuraishi bedauert in seiner Bilanzpressekonferenz die Versorgungslage. „Wenn es keinen Mangel an Halbleitern gäbe, wäre der Betriebsgewinn in diesem Geschäftsjahr höher als im letzten Jahr.“

Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede ist Toyotas Planungs- und Kommunikationspolitik. Finanzchef Kon erklärte, dass der Konzern regelmäßig seine mittel- und langfristigen Produktionspläne mit seinen Lieferanten teile. „Das hat uns dieses Mal geholfen.“

An einer anderen Stelle üben die sonst so zurückhaltenden Japaner bei der Präsentation der Zahlen allerdings deutliche Kritik: Der 83-jährige Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in Tokio, Yoshiro Mori, sieht sich nach sexistischen Äußerungen mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Der ehemalige Ministerpräsident, der bekannt für verbale Fehlpässe ist, hatte sich abfällig über Frauenquoten geäußert. „Wenn wir die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder erhöhen, müssen wir dafür sorgen, dass ihre Redezeit etwas eingeschränkt wird“, hatte Mori vorige Woche gegenüber Reportern gesagt. „Denn sie haben Schwierigkeiten, zum Schluss zu kommen, was lästig ist.“

Konzernchef Toyoda ließ daher auf der Pressekonferenz eine persönliche Erklärung verlesen, in der er Moris Aussagen offen als „enttäuschend“ bezeichnete.