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Toxischer Führungsstil: So reagiert ihr gelassen auf autoritäre Sprache

Anna war sprachlos. Sie war Mitte 30, ihr halbes Leben lang berufstätig und starrte auf das Zoom-Bild eines Managers, für den sie nicht arbeitet und auf den sie nicht angewiesen ist. Sie saß in einem Meeting für ein Projekt und er war mit folgenden Worten in das Gespräch eingestiegen: "Was wissen Sie über mich und mein Team. Erzählen Sie mal."

Anna ist eine Freundin von mir, heißt eigentlich anders, und steht auf einem guten mittleren Karrierelevel. Sie erzählte mir: "Ich hab ihn sprachlos angeguckt und er sagte: 'Also nichts'." Nicht, dass Anna nichts gewusst hätte. Sie wollte nur kein Quiz mit ihm spielen und wahllos aus einem riesigen Berg von Informationen zitieren.

Danach verbrachten sie eine sehr unentspannte Stunde in diesem Meeting. Anna hatte das Projekt schon zugesagt und wollte es nicht mehr canceln. Aber, vorsichtig ausgedrückt: Es wurde nicht besser. „Er kritisierte jeden unserer Schritte und blieb beratungsresistent. Im Grunde hätte er mein Team nicht gebraucht. Er hätte alles allein machen können.“

Formen und Ziel autoritären Verhaltens

Autoritäre Sprache hat in diesem Fall gleich zwei Probleme ausgelöst:

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1. Die gegenseitige Wertschätzung im Projekt-Team konnte nicht mehr aufgebaut werden. Der Manager hatte sich selbst darauf eingeschworen, dass Anna inkompetent sein müsse. Und gegenüber Anna hatte er gezeigt, dass er nicht die zwischenmenschlichen Fähigkeiten besitzt, auf die sie wert legt.

2. Das Auftakt-Meeting konnte deshalb nicht mehr fokussiert und zielgerichtet stattfinden.

So hat der Manager also mit seinem Verhalten das Projekt von Anfang an auf eine Bahn gesetzt, mit der er die Arbeit aller Beteiligten schlechter machte.

Unberechtigte Quiz-Fragen sind die wohl gängigste Form der autoritären Sprache. Sie aktivieren ein Muster aus der Kindheit: Die Lehrkraft stellt eine Frage, das Kind hat zu antworten und bekommt Ärger, wenn etwas falsch ist. So aktiviert die autoritäre Sprache eingeübtes Verhalten. Andere Formen sind zum Beispiel:

  • Die Verwendung firmeninterner Abkürzungen. Dies soll verdeutlichen, dass die andere Person neu und unwissend ist oder nicht dazugehört.

  • Fremdwörter oder spezifische Fachsprache, auch sie sollen ausgrenzen.

Bei der autoritären Sprache geht es darum, andere abzuwerten – und sich aufzuwerten. So ist sie ein Zeichen fragiler Macht: Der Sprecher muss einen Anker setzen, weil er sich seiner Rolle unsicher ist. Gleichzeitig nimmt er an, das Recht zu haben, sich selbst über andere zu erheben.

Gelassenheit verschafft Zeit

Wer autoritär auftritt und sich in Sprache und Gebärden über andere erhebt, der ist im Unrecht. Es ist wirklich so einfach. Kompetente Führungskräfte sind auf solche Signale ihrer Macht nicht angewiesen. Darüber hinaus wissen gute Chefinnen und Chefs, dass sie die Leistung anderer nicht fördern, wenn sie diese in einen Zustand von Unsicherheit versetzen.

Gelassenheit ist also das erste Mittel der Wahl, wenn euch mit autoritärer Sprache begegnet wird. Wer ruhig bleibt, der verschafft sich Zeit. Gerade in jungen Jahren oder herausfordernden Lebenssituationen kann es schnell passieren, über das hingehaltene Stöckchen zu springen und zu versuchen, das eigene Wissen zu beweisen. Das ist aber weder notwendig noch angemessen. Den Fehler hat der andere gemacht – nicht die Person, die dem autoritären Verhalten ausgesetzt ist.

Wenn möglich: Meidet die Person künftig

Wer so in einen geschäftlichen Kontakt einsteigt, kann auch bei der zukünftigen Zusammenarbeit schwierig sein. Prüft also, ob ihr weiterhin mit ihm oder ihr zusammenarbeiten wollt oder müsst. So ein Verhalten wird sich, gerade bei älteren Führungskräften, kaum bessern.

Es gilt also, auf Abstand zu gehen. Selbstständige haben es leicht: Sie nehmen keine weiteren Aufträge an und müssen sich nicht erklären. Angestellte und insbesondere Auszubildende haben es dagegen schwerer. Folgende Wege können sie sich öffnen:

1. Auf Distanz gehen: Es lohnt sich nicht, immer wieder gegen die gleiche Wand zu rennen. In der ersten Phase kann Abstand helfen, einen guten Plan zu fassen. Ein paar Tage Urlaub oder schlicht, der Person aus dem Weg zu gehen, und den Kontakt aufs Notwendige zu reduzieren.

2. Prioritäten klären: Ist diese Station gerade wichtig? Dann kann es sich lohnen, noch eine Weile zu bleiben. Wenn nicht:

3. Alternativen suchen: Eine andere Abteilung? Ein anderes Team? Oder doch eine andere Firma? Wer Lösungen nicht in seinem Kopf sucht, sondern im Konzern oder am Arbeitsmarkt, findet schneller etwas.

Die Tücke mit dem Respekt

Natürlich kann es sich lohnen, zu investieren. Wer den Respekt einer solchen Führungskraft gewinnt, der kann durch intensive Förderung belohnt werden und ist den autoritären Methoden weniger ausgesetzt. Schon zu Schulzeiten gibt es diese Lehrkräfte, die zwar böse, hart und gemein sind, aber ihre Favoriten fördern. Ich war selbst einmal diese Favoritin einer Lehrerin und ich war stolz darauf, mir das erarbeitet zu haben. Später setzt sich das fort: Auch die unfairsten Chefs haben Gefolgsleute, bei denen sie sich um ein gutes Verhältnis bemühen. Wäre sonst ja auch sehr einsam um die selbst gestaltete Spitze.

Heute sehe ich das Phänomen der Favoriten differenzierter. Eine Führungskraft, die grundsätzlich ungerecht ist, einige Personen dabei aber ausnimmt, versucht zu signalisieren, dass sie eigentlich freundlich und gerecht ist, die meisten Menschen aber den Ansprüchen nicht genügen. Das Gegenteil ist wahr: Er oder sie bestätigt mit den Ausnahmen nur die Regel. Und die Regel bleibt: Die Führungskraft verhalten sich unangemessen. Wer sich die Favoriten-Rolle erkämpft, stützt damit also nur das System.

Die Managerinnen und Manager der Zukunft werden es mit autoritärem Verhalten schwerer haben, in Führungspositionen zu kommen. Es handelt sich also um ein Problem, das überwiegend vergänglich ist. Bis dahin gilt: Egal, wie klein euch die Führungskraft aussehen lassen möchte – ihr seid nicht auf ihn oder sie angewiesen. Gebt euch selbst den guten Rat, den eine Freundin euch auch gegeben hätte: Raus da.