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Touristenschwemme macht der Reisebranche Sorgen

Die Touristenschwemme ist neben Digitalisierung das große Thema der ITB in Berlin. „Overtourism“ wird für die Branche immer mehr zum Problem.

Die ganze Welt in Messehallen: Das ist das Versprechen der Internationalen Tourismus Börse (ITB). Entsprechend eng ist es ab Mittwoch auf dem Messegelände in Berlin. Und nicht nur dort. Auch anderorts wird der Platz knapp. Etwa in Amsterdam, Barcelona, Rom oder Venedig. Dort ist der Strom der Touristen mittlerweile so stark, dass der Urlauber zu einem Störfaktor wird. „Overtourism“ lautet das Schlagwort.

Das Problem sei ernst, erklärte kürzlich Martin Buck, bei der Messe Berlin für die Tourismus-Schau verantwortlich. Immer häufiger sehen sich Urlauber mit Parolen wie „Tourist go home“ konfrontiert. Auf Mallorca gingen im vergangenen Sommer Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Touristenschwemme zu demonstrieren. In Venedig wächst der Widerstand gegen die Urlauber, die sich aus Kreuzfahrtschiffen ergießen.

Für die Branche ist es ein heikles Thema – auch auf der ITB, auf der ja vor allem tolle Produkte gezeigt werden sollen. Deshalb gibt es zahlreiche Diskussionen zu dem Thema. Ein Ziel: eine Versachlichung der emotional geführten Debatte. „Tourismus fördert die Entwicklung in den Regionen“, sagte Friedrich Joussen, Chef des Reisekonzerns Tui, vor wenigen Tagen bei einer Veranstaltung in Frankfurt.

Dennoch warnt auch der Tui-Chef davor, das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus zu vernachlässigen. „Unsere Kreuzfahrtschiffe steuern deshalb Venedig nicht mehr an“, so Joussen. Auch sieht er das Problem, wenn Einheimische aus ihrem Wohnraum verdrängt werden. „Da kann ich den Unmut der Menschen verstehen. Das hat allerdings nichts mit Tourismus zu tun, das ist ein generelles Problem“, sagte Joussen.

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Ein zweites Thema auf der ITB ist die Digitalisierung. Gemeint ist zum einen der Prozess zwischen Kunden und Reiseunternehmen. Immer mehr Menschen planen ihren Urlaub auf dem Sofa mit ihren Rechnern und smarten Endgeräten und nicht mehr im Reisebüro. Nach einer am Dienstag vorgestellten Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen wurden im vergangenen Jahr bereits 44,8 Prozent der Urlaubsreisen, die fünf Tage und länger dauerten, digital gebucht. Bei Kurztrips lag der Anteil sogar bei 76,9 Prozent.

Doch es geht längst um mehr als nur den reinen Vertriebskanal. „Heute sind wir noch eine Airline, morgen ein Digitalunternehmen mit angeschlossenem Flugbetrieb“, gibt Thorsten Dirks, Lufthansa-Vorstand und für Eurowings verantwortlich, die Marschrichtung vor. Aktuell begleite man den Fluggast auf seiner gesamten Reise nur in einem kleinen Ausschnitt. Künftig wolle man mithilfe der Auswertung von Daten die Kunden von der Inspiration zu einer Reise bis nach deren Ende begleiten. „Und nach der Reise ist ja vor der nächsten Reise“, so Dirks.

Individualisierte Angebote

Ein erster Schritt könne hier eine Registrierungspflicht für alle Fluggäste sein. „Heute haben wir nur von etwa 30 Prozent der Passagiere eine Mailadresse, um sie etwa bei Störungen im Flugbetrieb zu informieren.“

Wie die Digitalisierung schon bei der Ideensuche für eine Reise helfen kann, zeigt Lufthansa in Berlin. Der Konzern lädt die Besucher am Messestand zu einem virtuellen „Sofort-Urlaub“ ein. Sie können über 3D-Projektionen etwa New York, Mumbai oder Schanghai besuchen. Sie können sogar etwa mit einem Straßenmusiker in New York trommeln.

Immer stärker ist die Digitalisierung allerdings auch bei den internen Prozessen der Reiseunternehmen ein Thema. Tui etwa setzt auf die sogenannte Blockchain, dezentral verteilte Daten. Dadurch können die Manager Hotelkapazitäten besser vermarkten. Erkennt das System, dass bestimmte Zimmer in Großbritannien besser laufen als in Deutschland, lenkt die IT Kapazitäten entsprechend um.

Dass die digitale Technologie irgendwann die Reisekonzerne überflüssig machen könnte, fürchtet Joussen nicht: „Die Kunden haben eine sehr enge Beziehung zum Produkt Urlaub. Wenn man hier nicht frühzeitig und sorgsam bucht, läuft man Gefahr, dass die Familie im Sommer zu Hause sitzt.“