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Warum es zuletzt mehr Insiderkäufe bei deutschen Aktien gab

Preisfrage: Was haben die Aktien von BASF, Daimler, Jost Werke, Klöckner & Co und Krones gemeinsam? Antwort: Erstens haben sie alle seit Jahresanfang rund ein Viertel ihres Werts verloren – deutlich mehr als die jeweiligen Indizes, in denen sie notieren. Zweitens halten Vorstände oder Aufsichtsräte den Kursverfall offenbar für übertrieben – und haben deshalb zuletzt selbst in großem Stil die Aktien der Unternehmen gekauft.

Damit sind sie nicht allein. In den vergangenen beiden Wochen gab es 137 sogenannte Insiderkäufe bei deutschen Aktien. Das sind 13 Prozent mehr als zwischen Anfang und Mitte Oktober. Auch die durchschnittlichen Kaufvolumina sind gestiegen. „Das zeigt das breite Kaufinteresse der Topmanager an Aktien der eigenen Unternehmen“, erklärt Olaf Stotz. Der Professor für Asset Management an der Privatuniversität Frankfurt School befasst sich schon lange mit Insiderkäufen und -verkäufen.

Diese Transaktionen sind legal, solange die Betroffenen keine unveröffentlichten börsenrelevanten Informationen nutzen und ihre Wertpapiergeschäfte an die Finanzaufsicht Bafin melden. Stotz hat festgestellt: „Die Insider kaufen in der Regel dann, wenn die Kurse niedrig sind.“

Das liege daran, dass die Vorstände und Aufsichtsräte, die ihr Unternehmen besser einschätzen können als herkömmliche Investoren, mehr auf fundamentale Bewertungskriterien achten als andere Investoren. Als relevante Kennzahlen gelten zum Beispiel Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis oder auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis.

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Leichte Erholung

Von allgemeinen Gefahren für die Märkte wie dem Handelskrieg, dem bevorstehenden Brexit oder dem Streit über den Haushalt des hochverschuldeten Italiens lassen sich die Insider laut Stotz dagegen kaum schrecken. Genau das war aber zuletzt das Problem. Wegen der allgemeinen Sorgen um Politik und Konjunktur erfüllte sich die Hoffnung auf steigende Kurse in diesem Jahr nicht.

Besonders auffällig ist das mit Blick auf Insidergeschäfte bei BASF, Daimler und Klöckner. Bei allen Unternehmen gab es in diesem Jahr schon große Insiderkäufe. Immerhin sind die Aktien aller drei Konzerne in den vergangenen Tagen von ihren zuvor erreichten zum Teil mehrjährigen Tiefs wieder etwas gestiegen. Und fundamental sieht die Lage in der Tat nicht so schlecht aus.

So hat der Chemiekonzern BASF zwar im dritten Quartal netto zehn Prozent weniger verdient als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Das waren aber immer noch gut 1,2 Milliarden. Konzernchef Martin Brudermüller ist zwar mit der Geschäftsentwicklung nicht zufrieden. Die Aktie hält er aber augenscheinlich für günstig und kaufte gemeinsam mit drei anderen BASF-Vorständen und Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht Aktien auf dem stark gesunkenen Kursniveau (siehe Tabelle).

Hambrecht schlägt doppelt zu

Der ehemalige BASF-Chef Hambrecht schlug als Insider zuletzt doppelt zu. Denn er sitzt zudem im Aufsichtsrat von Daimler und kaufte mit seinem Sohn Stefan auch Daimler-Aktien. Daimler hat die Investoren in diesem Jahr gleich zweimal mit einer Warnung vor sinkenden Gewinnen verschreckt. Im dritten Quartal sank der Nettogewinn des Autokonzerns um 19 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro.

Geprägt war das Ergebnis allerdings von hohen Sonderbelastungen. Analyst Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet deshalb mit einem „starken vierten Quartal“. Natürlich gibt es für die gesamte Autobranche anhaltend hohe Risiken mit Blick auf den Dieselskandal und den Handelsstreit. Aber: „Die zahlreichen Belastungsfaktoren sollten den Investoren mittlerweile bekannt sein“, meinen die Experten von Commerzbank Wealth Management.

Zu den wenigen Unternehmen, die im dritten Quartal deutlich mehr verdient haben, gehört der Stahlhändler Klöckner & Co. Er verdoppelte seinen Nettogewinn auf knapp 22 Millionen Euro, vor allem wegen der kurzfristig gestiegenen Stahlpreise. Nur hatten Analysten beim Betriebsgewinn mit einem noch besseren Ergebnis gerechnet – und schickten die Aktie auf Talfahrt.

Bei dem Stahlhändler, der sich nach Einschätzung der Commerzbank zunehmend zum Stahlverarbeiter weiterentwickelt, gab es den mit Abstand größten Insiderkauf der vergangenen beiden Wochen. Aufsichtsrat und Unternehmer Friedhelm Loh kaufte über die Beteiligungsgesellschaft Swoctem Aktien für knapp 14,9 Millionen Euro. Bereits im September hatte der Großaktionär Papiere für knapp zehn Millionen Euro erworben. Inzwischen besitzt er mehr als ein Viertel der Klöckner-Anteile.

Auch Verkäufe von Firmeninsidern gab es in den vergangenen Wochen, aber nur bei sehr kleinen Unternehmen unterhalb des SDax. Das Insiderbarometer, das Hochschullehrer Stotz alle 14 Tage gemeinsam mit Commerzbank Wealth Management aus den Käufen und Verkäufen bei allen börsennotierten Unternehmen berechnet, sank leicht auf 155 Punkte.

Mit einem Stand von über 150 Zählern liefert es theoretisch schon seit sieben Wochen ein starkes Kaufsignal für Aktien. Der Dax hat seither jedoch unter dem Strich fast vier Prozent verloren, im Tief waren es sogar mehr als sechseinhalb Prozent.

Liefert das Insiderbarometer also eine Fehlinterpretation? „Das Insiderbarometer ist keine Ampel, bei der es heißt: Bei Grün auf jeden Fall kaufen, so etwas gibt es am Kapitalmarkt nicht“, sagt dazu Stotz. Er sieht aber eine Chance, dass sich die heutigen Kurse mittel- bis langfristig rückblickend als günstig herausstellen, sich der Markt also erholt.

Aktuell seien die zahlreichen allgemeinen Risiken aber schwer zu kalkulieren, vor allem die Lage in Italien. Von daher könnten sich für herkömmliche Anleger und für Insider in absehbarer Zeit noch günstigere Kaufkurse ergeben.