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Topgehalt für viel Fachwissen: Was Medical Science Liaison Manager für Medizin und Pharma so wichtig macht

Im Alltag von Ärztinnen und Ärzten ist Zeit Mangelware. Sich zwischendurch eine Stunde Zeit nehmen, um neue Informationen über neue Medikamente oder technische Hilfsmittel durchzusehen? Das klappt selten. Um ihr hohes Maß an Fachkenntnissen auf dem neuesten Stand zu halten, bilden sie sich auf Tagungen und Konferenzen fort – derzeit virtuell.

Viele neue Entwicklungen rund um Arzneimittel, Behandlungsmethoden oder medizintechnische Geräte würden aber ohne ein Netzwerk von Fachleuten oft an Ärzten und dem Pflegepersonal vorbeigehen. Dieses Wissen vermitteln ihnen Medical Advisors, medizinische Fachberaterinnen und -berater aus Pharmaunternehmen, oder Pharmaberater. Seit rund zehn Jahren bringt außerdem eine weitere Berufsgruppe Kompetenz aus Wissenschaft und Pharmazie in die Medizin: die Medical Science Liaison Manager (MSL).

Hinter dem umständlich klingenden Job steckt ein wichtiges fachliches Bindeglied zwischen Medizinern und Industrie. Medical Science Liaison Manager bauen eine tragende „Liaison“ zwischen beiden Seiten auf. Sie geben Fachinformationen über aktuelle Studien, Medikamente und Aktuelles zu Forschungsthemen an Ärzte und Pflegepersonal in Krankenhäusern weiter. Ihre Kenntnisse vermitteln sie auch in Fortbildungen und Schulungen.

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Nicht erst in der Corona-Pandemie steht die Branche im Fokus: Laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group kommt derzeit jedes fünfte von weltweit 50 Unternehmen, die als Vorreiter in Sachen Innovation wahrgenommen werden, aus der Pharma- oder Medizintechnikbranche. Vier von diesen 50 waren an der Entwicklung von Corona-Impfstoffen beteiligt. In der Branche steckt geballtes Wissen, das die Menschheit dringend benötigt.

Wichtige Ansprechpartner für Ärzte und Pflegekräfte

Einer, der Pharma-Expertise auf diese Weise vermittelt, ist Stefan Granzer. Seit 2018 arbeitet er als Manager MSL beim Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck Healthcare Deutschland in Darmstadt. Granzer, von Haus aus Mikrobiologe, betreut das Gebiet der Pharmazeutika zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen – Krankheiten also, die durch den fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet sind, wie etwa Multiple Sklerose (MS).

Sein Tätigkeitsspektrum geht über die reine Wissensvermittlung hinaus: Granzer ist nicht nur Ansprechpartner für Mediziner und Pflegekräfte, er konzipiert und budgetiert auch nationale und internationale wissenschaftliche Projekte zu seinen Themen. Dazu gehört die Betreuung von Fortbildungsevents, das Monitoring seiner Aktivitäten und der Dauerkontakt mit dem für sein Fachgebiet zuständigen Innen- und Außendienst von Merck. Um Weiterbildung kümmert sich Granzer täglich: Um zu fachrelevanten Themen auf dem Laufenden zu bleiben, ist es für ihn normal, aktuell informiert zu sein. Tagungen und Fachkongresse kennt er darum auch als Teilnehmer.

„Wichtig für diesen Job sind tiefergehende Erfahrungen und Kenntnisse in meiner Disziplin, zugleich muss ich den Markt und die Wettbewerber im Blick haben“, sagt er. Sein Wissen geht über das Krankheitsbild MS weit hinaus. Auch grundlegende Aspekte wie Drug Safety, also die Sicherheit von Arzneimitteln und Nutzen-Risiko-Bewertungen gehören dazu. Die Forschung gelangt laufend zu neuen Erkenntnissen, die Granzer dann zum Beispiel in Handlungsanweisungen für Ärzte und Plegepersonal übersetzt.

Stefan Granzer, Medical Science Liaison Manager bei Merck Healthcare.
Stefan Granzer, Medical Science Liaison Manager bei Merck Healthcare.

In seiner Funktion ist ein Medical Science Relations Manager also Kommunikationsspezialist. Für Granzer gilt das besonders. Bis 2018 war er Senior PR-Manager im Bereich Healthcare Communications bei Merck. Mit der verständlichen Vermittlung komplexer Sachverhalte hatte er also schon zu tun, ehe er ganz auf die Fachseite wechselte. Wenn er heute mit Fachpersonal zu den neuesten Erkenntnissen und Therapiewegen bei MS mit seinen im Gespräch ist, hilft ihm diese Erfahrung. Ebenso das Netzwerk, das er sich seither aufbauen konnte.

Ein weiterer Teil seines Jobs ist die Erstellung von Informationsmaterialien für den Pharma-Außendienst von Merck oder für die Schulung von Kolleginnen und Kollegen. Außerdem bereitet Granzer Produkte fachwissenschaftlich auf und begleitet medizinische Studien und ihre Durchführung – er erlebt also beide Welten aus nächster Nähe: Die Medikamente und die Menschen, denen durch sie geholfen wird. Merck entwickelt Produkte für die Biotech- und Pharmaindustrie und für die akademische Forschung sowie Spezialchemikalien.

Wichtige Skills von MSL-Managern: Neugier, Networking, Kommunikation

„MSL-Experten haben einen komplexen Job mit viel Verantwortung“, sagt Personalberater Gerhard Nienaber, der für die Personal- und Unternehmensberatung QRC seit Jahren Fach- und Führungskräfte in spezifische Felder der Pharmaindustrie vermittelt. „Sie kommunizieren auf hohem wissenschaftlichem Niveau mit Entscheidern, Mitgliedern von Qualitätszirkeln, Therapierichtlinien-Gremien oder Arzneimittel-Kommissionen.“

Die Aufgaben seien stark auf Austausch und persönliche Kontakte ausgelegt, bestätigt Matthias Wilken, Geschäftsführer Market Access, Märkte und Versorgung beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. „Das hat sich nun in der Pandemie stark in die virtuelle Welt verlagert. Veranstaltungen finden online statt. Das führt zur Herausforderung, den Kontaktaufbau und die Kontaktpflege nun virtuell durchzuführen.“ Durch ihre fachliche Neugier und die Fähigkeit zum Networking bringen MSL-Manager die dafür nötigen Skills mit.

Viele von ihnen kommen mit einer Promotion in Naturwissenschaften oder Medizin in den Job, Stefan Granzer etwa im Fach Mikrobiologie. Der Doktor ist für den Beruf aber kein Muss. Dafür Berufserfahrung: drei bis fünf Jahre seien die Regel, sagt Personalberater Nienaber.

Jahresgehalt von MSL Managern: im Schnitt rund 95.000 Euro brutto

Neben Empathie und Kommunikationsfähigkeit zähle bei dieser Tätigkeit auch kreatives Denken. „Wer als Manager oder Managerin MSL arbeitet, sollte nicht nur fachlich up to date sein und sich abzeichnende Trends sehen“, sagt der Berater. „Man sollte sein Wissen auch kreativ und mit innovativen Ansätzen ins eigene Netzwerk tragen können.“

Welche Zuständigkeitsbereiche ein Medical Science Liaison Manager hat, hängt ab von den Anwendungsgebieten und Schwerpunkten seines Arbeitgebers. Wie viele dieser Fachkräfte es in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. „Doch der Bedarf wird weiter steigen“, glaubt Personalberater Nienaber. Laut BPI gab es 2020 deutschlandweit 510 pharmazeutische und 670 Biotechnologie-Unternehmen, von denen die meisten für die Verbreitung ihrer Produkte und Anwendungsgebiete auf MSL-Spezialisten angewiesen sein dürften.

Diese Expertise wird gut bezahlt. Medical Science Liaison Manager erzielen laut der Online-Stellenbörse Indeed im Schnitt 95.000 Euro Jahresgehalt – und sind derzeit rar. Die Resonanz auf ausgeschriebene Stellen ist eher gering. Indeed-Analysten untersuchten 30 Berufe mit einem jährlichen Gehalt von über 75.000 Euro, für die sich im Vergleich zu den durchschnittlichen Aufrufen pro Stellenausschreibung die wenigsten Jobsuchenden interessieren. Das Bewerberaufkommen für MSL-Fachkräfte ist demnach um rund 42 Prozent geringer als bei einem Durchschnittsjob. Wenn sich also durchschnittlich 100 Personen für eine bei Indeed gelistete Stelle interessieren, sind es bei MSL Managern 58.

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