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Top-Staatsanwalt im Fall Carlos Ghosn stürzt über Mahjong-Spiel

Japans Regierungschef Shinzo Abe wollte den Oberstaatsanwalt von Tokio eigentlich befördern. Doch sein Spieltrieb bringt Hiromu Kurokawa nun zu Fall.

Rund um den geflohenen Ex-Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn stürzen derzeit Freund und Feind. Erst wurden in den USA auf Antrag Japans zwei seiner Fluchthelfer aus Tokio verhaftet. Am Freitag nahm Japans Justizministerium das Rücktrittsgesuch von Hiromu Kurokawa an, der als Oberstaatsanwalt Tokios das Verfahren gegen Ghosn wegen den des Verdachts auf Verstoß gegen Finanzgesetze und Veruntreuung geleitet hat. Sein Vergehen hatte allerdings nichts mit dem prominenten Ex-Manager zu tun, sondern seinem Spieltrieb.

Kurokawa hatte am 1. und 13. Mai mit drei Journalisten um Geld Mahjong gespielt, obwohl in Japans Hauptstadt der Corona-Notstand herrschte und die Menschen zuhause bleiben sollten. Allein deswegen war er moralisch nicht mehr tragbar. Doch darüber hinaus bezahlten die Journalisten, allesamt gestandene Gerichtsreporter, ihrem prominenten Mitspieler das Taxi. Und die Annahme dieser Aufmerksamkeit verstößt gegen Regeln des Beamtenstands.

In der Welt der großen Korruption mag Kurokawas Fall wie eine Petitesse wirken. In Japan wurde sie allerdings zu einem großen politischen Skandal, der Japans skandalgeplagten Ministerpräsidenten Shinzo Abe weiter schädigen könnte. Denn Kurokawa war nicht nur ein weiterer Verbündeter von Japans am längsten amtierenden Regierungschef, der Regeln freizügig interpretierte. Abe wollte seinen Lieblingsstaatsanwalt im August sogar zu Japans Oberstaatsanwalt ernennen.

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Dafür verlängerte Abe Ende Januar nicht nur mit einem Kabinettsbeschluss in einem bis dahin beispiellosem Akt Kurokawas Amtszeit, der eigentlich am 8. Februar zu seinem 63. Geburtstag pensioniert worden wäre. Die Begründung: Er müsse „bedeutende, kompliziert und schwierige Fälle“ leiten, worunter in Japan unter anderem die Klage gegen Ghosn verstanden wurde.

Dann löste Abe auch noch einen politischen Proteststurm mit dem Gesetzentwurf aus, das Pensionsalter für Staatsanwälte auf 65 Jahre zu erhöhen, verlängerbar mit einem einfachen Kabinettsbeschluss. Die Kritiker warfen Abe vor, damit seinen politischen Einfluss auf die Staatsanwaltschaft ausbauen und sich womöglich in seinen diversen Skandalen vor Nachforschungen schützen zu wollen.

Nun wurde Abes Gesetzentwurf Mitte Mai vorerst beerdigt, nachdem hunderte Prominente, tausende Juristen und hunderttausende Japaner in „Internetdemos“ Stimmung gegen Abes Vorstoß gemacht hatten. Und so wurde Kurokawa kurz vor dem Höhepunkt seiner Laufbahn zum Bauernopfer. Für Ghosn in seiner libanesischen Fluchtburg mag daher Kurokawas abrupter Fall eine besondere Genugtuung sein.