Top-Ökonom warnt: China steuert auf einen "sehr bösen Absturz" zu, weil Xi Jinping nicht mehr wie ein Kommunist handelt
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Damit China seinem wirtschaftlichen Schicksal entgehen kann, muss es seinen kommunistischen Wurzeln wieder treuer werden – davon zumindest ist der US-Ökonom Paul Krugman überzeugt.
"China ist ideologisch gesehen ein merkwürdiger Ort. Es ist eigentlich keine kommunistische Gesellschaft im herkömmlichen Sinne", sagte der Wirtschaftsnobelpreisträger in einem Audio-Essay der "New York Times". "Auf der einen Seite mögen sie es nicht, den Menschen einfach Geld zu geben. Denn sie mögen es nicht, wenn die Menschen finanziell unabhängig sind, weil sie immer noch wollen, dass die Regierung die Kontrolle hat."
Große Konjunkturprogramme? Fehlanzeige
Pekings Weigerung, seinen Verbrauchern und Unternehmen in irgendeiner Form zu helfen, etwa durch ein umfangreiches Konjunkturprogramm, bedeute jedoch, dass sich die derzeitigen wirtschaftlichen Probleme weiter ausbreiten können.
Deflation, massive Verschuldung, sinkendes Wachstum und steigende Arbeitslosigkeit waren in diesem Jahr in China wichtige Themen, da die Verbraucher ihre Ausgaben weitgehend eingeschränkt haben.
Als Reaktion auf diese Probleme haben sowohl Investoren als auch Analysten eine große Lösung für die Konjunktur gefordert. Stattdessen hat sich die chinesische Führung für kleinere Unterstützungsmaßnahmen entschieden, von denen die meisten wenig Wirkung gezeigt haben. Diese reichen von Zinssenkungen bis hin zur Lockerung der Beschränkungen für Immobilienkäufe.
Wirtschaftskrise könnte politische Krise werden
"China befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise und ist an die Grenzen dessen gestoßen, was es bisher getan hat, um seine Wirtschaft über Wasser zu halten", so Krugman, "wenn die chinesische Regierung nicht bereit ist, sich der Notwendigkeit zu stellen, etwas ganz anderes zu tun, dann steht China ein sehr böser Sturz bevor."
Die Zurückhaltung der Regierung in Bezug auf Konjunkturprogramme spiegelt zum Teil auch die Ideologie von Präsident Xi Jinping selbst wider. Obwohl er an der Spitze der Kommunistischen Partei Chinas steht, scheint der autoritäre Staatschef laut Krugman eher einem konservativen Republikaner zu entsprechen, denn Xi hat die "Gefahren des Wohlfahrtsstaates" verurteilt.
Während diese "puritanische Haltung" in Zeiten hohen Wachstums kein Problem darstellte, muss Peking seiner Bevölkerung ein gewisses Maß an Ausgabenfreiheit zugestehen, wenn es seine Wirtschaft wieder ankurbeln will, so Krugman.
Andernfalls könnte sich die Wirtschaftskrise in eine politische Krise verwandeln, da Chinas arbeitslose Bürger an ihrer Führung zu zweifeln beginnen. Da Pekings Legitimität darauf beruht, dass es in den letzten Jahrzehnten ein rasantes Wachstum zu verzeichnen hatte, wird ein abruptes Ende dieses Trends zu Problemen führen.