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Bei Tomorrow werden die Probleme von Öko-Fintechs ersichtlich

Inas Nureldin, Michael Schweikart und Jakob Berndt gründeten 2018 Tomorrow.
Inas Nureldin, Michael Schweikart und Jakob Berndt gründeten 2018 Tomorrow.

Die Hamburger Neobank Tomorrow bietet Neukunden ab Oktober nur noch gebührenpflichtige Girokonten an. „Das neue Preismodell ist entscheidend für unsere eigene finanzielle Nachhaltigkeit als Unternehmen, da wir so unseren Aufwand und unsere Kosten ausgleichen können", erklärt das Fintech auf seiner Homepage. Damit fällt ein bislang im Vergleich zu manchem Wettbewerber überzeugendes Argument für Tomorrow weg. Wie das Fintech in Zukunft weitere Kunden für sich gewinnen will, könne erst in einigen Wochen beantwortet werden, heißt es auf Nachfrage von Gründerszene. Es ist nicht die erste Hürde, die das selbsternannte „Öko-Fintech“ nehmen muss.

Tomorrow wurde 2018 von Jakob Berndt, Inas Nureldin und Michael Schweikart gegründet, Anfang 2019 startete die Banking-App. Die Spareinlagen seiner Kunden legt das Startup nach eigenen Angaben ausschließlich in grünen Fonds an. Zudem werden bei jeder Kreditkartenzahlung Aufforstungsprojekte finanziert. Im Herbst 2019 waren anfangs enthusiastische Investoren bereit, das Fintech mit 8,5 Millionen Euro zu unterstützen. Im vergangenen Herbst kamen weitere drei Millionen Euro zusammen, dieses Mal über eine Crowdfunding-Kampagne.

Nur 90.000 statt eine Million Kunden

Diese allerdings rief schnell Kritik hervor. So stellten die Gründer interessierten Anlegern selbstbewusst eine Verzwanzigfachung ihrer Einsätze in Aussicht, was dem Branchenmagazin Finanz-szene.de nicht nur wenig nachhaltig erschien. Auch hätten sich die Altinvestoren im Zuge der Kampagne mit deutlich weniger Kapital an dem Fintech beteiligt als noch im Jahr zuvor, was sich ebenfalls nicht als Vertrauensbeweis deuten ließ.

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Noch ein Grund für die Vorsicht bei den Geldgebern dürfte die geringe Zahl an Nutzern sein. Geplant war eine Kundschaft von einer Million im Frühjahr 2022 oder spätestens zwei Jahre später. Momentane Zahlen zeigen jedoch, dass es bis dahin noch ein sehr weiter Weg ist: Das Fintech zählt laut Homepage nur etwas mehr als 89.000 Kunden. Für eine Challenger-Bank mit Gratiskonto ist das keine bemerkenswerte Bilanz. Zum Vergleich: Die nur etwas ältere Berliner Smartphone-Bank N26 bringt es inzwischen auf sieben Millionen Kunden.

Im August mahnte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Tomorrow zudem wegen irreführender Werbung ab. Die Neobank warb mit ihrem teuersten Girokonto namens „Zero", dass es das erste „klimaneutrale" Girokonto sei. Kunden bekamen unter anderem eine Debit-Karte aus Holz. Verbraucherschützer kritisierten dabei die ihrer Meinung nach irreführende Aussage, dass Kontoinhaber für 15 Euro im Monat auch eine „Kompensation des eigenen CO2-Fußabdrucks" bekämen. Inzwischen hat das Unternehmen den Slogan auf die „Kompensation des durchschnittlichen monatlichen CO2-Fußabdruck eines Deutschen“ geändert.

Gewinne sind manchmal entscheidender als guter Wille

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre sind viele Neobanken entstanden und haben die traditionelle Bankenlandschaft aufgemischt. Einige von ihnen – wie N26, Revolut, Monzo und Chime – können bereits eine Bewertung in Milliardenhöhe verzeichnen. Aber nur sehr wenige der Anbieter sind heute schon profitabel oder werden es in den kommenden Jahren sein. Dazu kommen geringe Margen pro Kunde und steigende Kosten – etwa durch Strafzinsen, welche die Europäische Zentralbank den Banken für lange Geldhaltung auferlegt. Der enge Fokus auf nachhaltiges Banking wie ihn Tomorrow verfolgt macht die Monetarisierung noch schwieriger.

Nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Pandemie drängen Investoren deshalb vermehrt darauf, dass Neobanken ihren Fokus von Wachstum auf Rentabilität ändern. Um das zu erreichen, müssen bestehende Gebühren-Strukturen und Angebote neu positioniert werden. Daran versucht sich nun offenbar auch Tomorrow. Gegenüber Gründerszene gibt sich das Fintech jedenfalls zuversichtlich: Durch Gebühren aus Kreditkartenzahlungen sei man der „Nachhaltigkeitsvision“ bereits „näher“ gekommen. 23 Millionen Quadratmeter Regenwald sollen so bislang geschützt und mehr als 30 Millionen Euro der Einlagen in grüne und soziale Anleihen investiert worden sein. Dass sich damit auch Geld verdienen lässt, wird das Fintech möglichst bald beweisen müssen.