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Wie tief der Dax jetzt sinken kann - und wann er nach oben dreht

Die Börse blickt auf das Wachstum in China, den Amtsantritt von Trump und mögliche Zinsschritte der Notenbanken: Wie sich Dax-Aktien in diesem Umfeld schlagen, und was kleinere Korrekturen für Anleger bedeuten.

Chinas Wirtschaft ist im vergangenen Jahr offiziell um 6,8 Prozent gewachsen. Das ist ein Wert in erwarteter Höhe und – auch wenn man im Vergleich zu westlichen Angaben sicherlich einiges abziehen darf – für die Kapitalmärkte nicht schlecht. China befindet sich weiterhin auf seinem langfristigen Wachstumspfad.

Wenn man bedenkt, wie dauerhaft die bisherige Entwicklung läuft und wie oft schon ihr Ende (vor allem von westlichen Beobachtern) herbeigeredet wurde, so stehen die Chancen für die nächste Stufe nicht schlecht: Schrittweise die eigene Innovationskraft zu heben und zugleich durch eine starke Binnenwirtschaft weniger von äußeren Einflüssen abhängig zu sein.

Denn da braut sich mit der neuen US-Regierung einiges zusammen. Allerdings, China ist auch größter Besitzer von US-Staatsanleihen – und damit eng mit dem Schicksal Amerikas verbunden. Das sollten Anleger jenseits der politischen Rhetorik nicht aus den Augen lassen.

Die chinesische Währung hat gegenüber dem amerikanischen Dollar in den vergangenen drei Jahren um 12 Prozent verloren. Sie hat damit wieder den Stand der Jahre 2008 bis 2010 erreicht. Dieser Rückgang ist kein Drama und wesentlich unspektakulärer als der Schrumpfprozess des Euros. An der Börse Shanghai haben sich chinesische Aktien nach der Überspekulation 2015 und dem Schock Anfang 2016 mittlerweile Monaten wieder stabilisiert.

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Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass die Entwicklung in China weiter moderat nach oben zeigt. Zugute kommt das besonders Deutschland als wichtigem Handelspartner und den südostasiatischen Staaten sowie Australien.

Trump bleibt ein Risiko, mit dem die Märkte bisher aber gut leben

Aus Sicht der politischen Beobachter gibt Trump derzeit ein Bild ab, das die Hoffnung auf eine sanftere Tour gründlich zunichtemacht. Wenn man dagegen nur die Preiskurven an den Märkten betrachtet, ist von dieser Verunsicherung nichts zu spüren.

In den vergangenen fünf Wochen hat sich der Euro von 1,04 Dollar auf 1,07 Dollar erholt. Das sind knapp drei Prozent Plus und für viele ein Zeichen dafür, dass der Trump-Effekt schwindet.

Doch was sich an den Währungsmärkten abspielt, ist nur eine Gegenbewegung auf den vorangegangenen Verfall. Da hatte der Euro in sechs Wochen sechs Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Im Euro-Abschwung war die Dynamik also etwa doppelt so hoch. Damit steckt hinter der aktuellen Euro-Erholung kein neuer Richtungsentscheid, sondern nur die Bestätigung der übergeordneten Abwärtsbewegung. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn der Euro in den nächsten Wochen bis auf 1,10 Dollar käme. Um den großen Trend zu drehen, müsste der Euro über 1,16 Dollar klettern. Davon ist er derzeit weit entfernt.

Für einen weichen Euro sorgt schon die EZB. Sie hat in ihrer jüngsten Sitzung nichts an ihrer Zinspolitik verändert und diesen Kurs auf absehbare Zeit zementiert. Die Auseinanderentwicklung von EZB und amerikanischer Fed, die seit mehreren Monaten spürbar ist, wird damit noch ein Stück größer. Hintergrund sind die in Europa anstehenden Wahlen und das schwierigere Verhältnis, das sich zwischen Europa und der neuen US-Regierung ankündigt. So gesehen trägt Trump dazu bei, die Renditen in Europa am Boden zu halten.

Die realen Renditen können noch negativer werden

Der Anstieg der Inflationszahlen, in Deutschland stärker als in Europa insgesamt, wird daran nichts ändern. Zum einen dürfte die EZB damit rechnen, dass der stärkste Treiber dieser Inflation – die Rohölpreise – sich auf erhöhtem Niveau beruhigt. Zum anderen strebt die EZB selbst rund zwei Prozent Inflation an.


Überdurchschnittliche Stärke

Leidtragender der Entwicklung sind Sparer und Anleger, die mittlerweile negative Realrenditen in Kauf nehmen müssen. Die Hoffnung, dass im Gleichschritt mit der Inflation auch die Zinsen anziehen, erfüllt sich bisher nicht. Bei einer Umlaufrendite von 0,13 Prozent und einer Inflation in Europa von 1,1 Prozent besteht derzeit rund ein Prozent negative Realrendite.

Für die Währungs- und Zinsmärkte bedeutet das für die nächsten Wochen: Eine leichte Erholung des Euro ist noch möglich, an seiner grundlegenden, inneren Schwäche hat sich nichts geändert. Mittel- bis langfristig ist weiterhin ein Abgleiten bis zur Parität und darunter möglich. Die Zinsen im Euroraum können zwar ebenfalls noch etwas zulegen, der große Zinsanstieg, der vielfach befürchtet wird, ist in Europa derzeit aber nicht in Sicht.

Ein Markt, der sich seit mehr als dreißig Jahren nach unten entwickelt hat, dreht nicht einfach in ein paar Monaten nach oben. Selbst wenn die aktuelle Entwicklung an den Zinsmärkten der erste Baustein der großen Zinswende werden sollte, kann es mehrere Jahre dauern, bis sich ein nachhaltiger Anstieg vollzieht. Wenn die Aufwärtsentwicklung der Zinsen in gleicher Intensität abläuft wie der Abwärtstrend der vergangenen Jahre, würde es bis 2021 dauern, bis die Umlaufrendite ein Niveau um zwei Prozent erreicht.

Spielraum für eine Dax-Korrektur bis maximal 10.700/10.800 Punkte

Während in der öffentlichen Diskussion vom Ende des Trump-Effekts die Rede ist, hält sich der Dax erstaunlich gut. In der Anstiegsphase von Anfang November bis Anfang Januar hat er 1400 Punkte gewonnen. Seitdem läuft eine Konsolidierung. Hierbei könnte der Dax nach klassischen Regeln rund 40 Prozent abgeben, schlimmsten Falls sogar bis zu zwei Drittel, und noch immer wäre der große Trend nach oben gerichtet.

Eine praktikable Untergrenze dürfte durch die Kursspitzen von Sommer und Herbst sowie die 200-Tage-Linie markiert werden, die in den nächsten Wochen auf 10.700 bis 10.800 hochzieht. Diese Zone dürfte bis ins Frühjahr hinein die maximale Untergrenze bilden, die der Dax in einem Hausse-Szenario nicht unterschreiten sollte.

Mit aktuell 11.600 ist der Dax davon weit entfernt. Der Markt weist damit noch immer eine überdurchschnittliche Stärke auf. Das Risiko, dass er in der laufenden Konsolidierung doch noch nach unten durchrutscht, wird damit immer kleiner – und die Chance, dass er nach der Konsolidierung seinen Weg nach oben fortsetzt, umso größer.

Bei 25 von 30 Dax-Werten verlaufen die aktuellen Kurse derzeit oberhalb der 200-Tage-Linie. Diese Quote von 83 Prozent, die bemerkenswert hoch ist in einer Konsolidierung, kennzeichnet einen stabilen Markt. Zudem sind darunter alle führenden Industrie- und Finanzwerte versammelt: Von Allianz bis Daimler, von Siemens bis SAP. Es handelt sich also nicht nur um ein technisches Eigenleben der Börse, vielmehr wird der Trend bestätigt durch das Who‘s Who der deutschen Wirtschaft.

Fazit: Im Dax sollte sich zunächst die Konsolidierung der vergangenen Wochen fortsetzten. Maximal dürfte dabei ein Risiko bis auf 10.700/10.800 nach unten bestehen, wahrscheinlich ist es sogar geringer. Die hohe innere Stärke des Marktes deutet darauf hin, dass der nächste Impuls danach wieder nach oben zeigt. Die neuen Favoriten dürften dabei die alten sein: etwa SAP und Infineon (die von den großen Technologietrends profitieren) oder Daimler und BMW (die substanzielles Wachstum mit günstiger Bewertung und hoher Dividende verbinden). Als Spekulation kommt Volkswagen infrage (trotz negativer Presse zunehmende Kursstärke) – und für Hartgesottene die Deutsche Bank. Wenn die Manager der Deutschen Bank bei ihrer nächsten Vorstellung von Zahlen und Strategie nicht wieder völlig enttäuschen, könnte die Aktie im Frühjahr in den Bereich bis 24 Euro vorstoßen.

KONTEXT

Die Wahlversprechen Donald Trumps

Arbeitsplätze

- Schaffung von 25 Millionen Jobs in der ersten Amtszeit

Einwanderung und Einreise

- Bau einer Mauer auf der kompletten Grenze zu Mexiko, für die Mexiko bezahlt

- Abschiebung von zwei Millionen illegalen Immigranten

- „Extreme Überprüfung“ aller Einreisenden

- Einstellung von Visa an Angehörige von Staaten, die „kriminelle illegale Einwanderer“ nicht „zurücknehmen“

- Verschärfung der Visa-Regeln

Gesundheit

- Die Gesundheitsversicherung Obamacare soll abgeschafft und ersetzt werden

Handel

- Das Handelsabkommen Nafta soll neu verhandelt werden

- Rückzug aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP

Oberstes Gericht

- Auswahl eines Richters von einer Vorschlagsliste mit 20 Namen

Regulierungen

- Für jede neue Regulierung sollen zwei alte abgeschafft werden

Steuern

- Reduzierung der Steuerklassen von sieben auf drei

- Runterfahren der Unternehmenssteuern von 35 auf 15 Prozent

Umwelt-Klima

- Aufhebung der „Begrenzungen“ für Jobs in der Energiebranche

- Wiederbelebung gestoppter Energie-Infrastrukturprojekte wie der Keystone-Pipeline

- Einstellung der Zahlungen an UN-Klimaprogramme

Unternehmen

- Strafzölle für Unternehmen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlegen

Verteidigung

- Ausweitung des Militäretats

Wirtschaft

- Die US-Wirtschaft soll um vier Prozent wachsen