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Thyssen-Krupps Aufsichtsratschefin Merz steht die größte Aufgabe bevor

Martina Merz leitet den Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp seit gut einem Jahr. In dieser Woche muss die Aufseherin wichtige Weichen stellen.

Dass Merz in der Lage ist, auch schwierige Zeiten zu überstehen, hat sie mehrfach unter Beweis gestellt. Foto: dpa
Dass Merz in der Lage ist, auch schwierige Zeiten zu überstehen, hat sie mehrfach unter Beweis gestellt. Foto: dpa

Wenn die Vorsitzende Martina Merz am Mittwoch die Kontrolleure von Thyssen-Krupp zur Aufsichtsratssitzung lädt, haben die zwanzig Damen und Herren, die über das Management des Industriekonzerns wachen, einiges zu besprechen.

Denn Vorstandschef Guido Kerkhoff wird voraussichtlich mit vollen Händen erscheinen: Zahlreiche Finanzinvestoren und Konkurrenten werden bis dahin ihre Angebote für die Aufzugsparte von Thyssen-Krupp abgegeben haben, nachdem der Vorstand sie in einem Brief dazu aufgefordert hatte.

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Mit einer Entscheidung ist bei der nächsten Sitzung zwar noch nicht zu rechnen. Doch Merz und die anderen Kontrolleure werden sich einen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen können, unter denen der Ruhrkonzern seine Neuausrichtung starten kann.

Zur Debatte stehen ein Börsengang, ein Teilverkauf und eine Veräußerung der Ertragsperle, die bislang zuverlässig Schwächen in anderen Geschäftsbereichen ausgeglichen hat. Im letzteren Fall dürfte Thyssen-Krupp mit einem Erlös von rund 15 Milliarden Euro rechnen – Geld, das der Konzern für den geplanten Umbau dringend braucht.

Dass ein solcher Schritt überhaupt zur Debatte steht, ist auch auf Merz zurückzuführen. Denn nachdem die Stahlfusion mit Tata Steel Europe am Veto der EU-Kommission gescheitert war, war damit schnell auch die geplante Aufspaltung in einen Technologie- und einen Werkstoffkonzern hinfällig.

Merz besorgte ein einstimmiges Votum im Aufsichtsrat für die Absage der Teilung und beauftragte den Vorstand damit, eine neue Strategie für Thyssen-Krupp auszuarbeiten.

Deren Kernbestandteil ist nun die Stärkung des Werkstoffgeschäfts, wobei sich der Konzern in den kommenden Jahren nach und nach von seinen verbleibenden Technologiesparten trennen dürfte.

Guter Draht zu Großaktionären

Spätestens im November sollen die Details der neuen Strategie vorliegen. Dann ist es auch an der früheren Bosch-Managerin, Jahrgang 1963, zu entscheiden, wohin die noch ungewisse Reise für Thyssen-Krupp geht. Dabei helfen dürfte ihr das gute Verhältnis zu den beiden Großaktionären, dem schwedischen Investmentfonds Cevian und der Krupp-Stiftung.

Beide waren an der Wahl von Merz beteiligt und haben die Absage der Aufspaltung ebenso wie die Arbeitnehmer einhellig unterstützt.

Doch ob Merz die Einigkeit in dem Gremium auch unter erschwerten Bedingungen noch aufrechterhalten kann, wird sich zeigen. Denn spätestens, wenn die Aufzugsparte ganz oder teilweise verkauft ist, werden die unterschiedlichen Interessen der Akteure wieder verstärkt an die Oberfläche drängen.

So könnten die beiden Großaktionäre angesichts der milliardenschweren Erlöse auf eine Sonderdividende pochen – während die Arbeitnehmervertreter das Geld freilich gern im Unternehmen behalten würden, um die verbleibenden Geschäfte zu stärken.

Dass Merz in der Lage ist, auch schwierige Zeiten zu überstehen, hat die studierte Maschinenbauerin in ihrer Karriere mehrfach unter Beweis gestellt. So war sie als Geschäftsführerin bei verschiedenen Bosch-Töchtern gleich zweimal davon betroffen, dass ihr Geschäftsbereich verkauft wurde.

Beide Male wechselte sie mitsamt der Mannschaft zum neuen Eigentümer – und setzte dort auch einen Personalabbau durch. Letztlich zog es sie aber immer wieder zu Bosch. Frühere Weggefährten lobten sie dabei dafür, „immer die Kommunikation mit den Mitarbeitern im Blick“ gehabt zu haben.

Sie selbst sagte einmal in einem Interview, sie habe sich in ihrem Studiengang auf die Fertigungstechnik spezialisiert, „weil ich immer gerne mit vielen und verschiedenen Menschen zu tun haben wollte“. Dabei entwickelte die Managerin schon früh ein eigenes Verständnis von Führung. „Schwache Führungskräfte scheuen sich, kritische Themen anzusprechen“, sagt die Managerin.

Daran zumindest dürfte es bei Thyssen-Krupp erst einmal nicht mangeln.