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Norwegen will U-Boote von Thyssen-Krupp

Thyssen-Krupp hat gute Chancen auf einen wichtigen U-Boot-Auftrag aus Norwegen. Nach einer herben Schlappe in Australien wäre das ein dringend benötigter Erfolg für die angeschlagene Marinesparte des Konzerns.

Das Geschäft mit Marineschiffen und U-Booten war für Thyssen-Krupp noch nie einfach: Läuft es gut, winken satte Vorauszahlungen und Margen, die der Ruhrgebietskonzern angesichts seiner dünnen Finanzdecke gut gebrauchen kann. Bleiben die Aufträge aus, wächst der Druck bei der nächsten Ausschreibung – denn die Zahl der staatlichen Kunden ist naturgemäß begrenzt.

Insofern herrschte am Freitag bei Thyssen-Krupp große Erleichterung nach einer positiven Nachricht aus Norwegen: Das Verteidigungsministerium in Oslo teilte mit, es habe Deutschland als strategischen Partner ausgesucht. „Deutschland und Norwegen beschaffen gemeinsam sechs identische U-Boote, davon zwei für die deutsche Marine und vier für die norwegische“, erklärte auch das Verteidigungsministerium in Berlin. Im Anschluss an die Verhandlungen mit der deutschen Regierung will Norwegen die Gespräche mit Thyssen-Krupp aufnehmen.

Endlich kann Thyssen-Krupp nach mehreren Rückschlägen in jüngster Vergangenheit mal wieder punkten: 2016 hatte die Sparte Marine Systems im Rennen um einen 34 Milliarden Euro teuren U-Boot-Auftrag aus Australien gegen den französischen Rüstungskonzern DCNS noch den Kürzeren gezogen. Die Franzosen hatten sich auch in Norwegen beworben.

Eine Bestellung in so einer Größenordnung käme für den Konzern gerade zur rechten Zeit. Der Auftrag könnte 2019 unterzeichnet und die U-Boote ab Mitte der 2020er-Jahre ausgeliefert werden. „Wir sind sehr stolz, diesen bedeutenden Auftrag gewonnen zu haben“, sagte Peter Feldhaus, Chef der Marinesparte.

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Denn im vergangenen Jahr war Marine Systems bei Großbestellungen noch leer ausgegangen. Die Sparte konnte lediglich kleinere Wartungs- und Serviceaufträge verbuchen. Das Geschäft ist derzeit nicht ausgelastet. Konzernchef Heinrich Hiesinger musste sich vor einer Woche auf der Hauptversammlung noch Kritik einiger Aktionäre anhören, die den Verkauf der Sparte verlangten.

„Nachdem der lukrative Deal mit Australien verpasst wurde und die Auftragsbücher beinahe leer sind, gibt es keinen Grund mehr, das U-Boot-Geschäft weiterzuführen“, verlangte Portfoliomanager Ingo Speich. „Für das U-Boot-Geschäft gibt es bessere, finanzkräftigere Eigentümer als Thyssen-Krupp.“


Eine Trennung wird immer wieder durchgespielt

Die Marinesparte wird zudem immer wieder mit Korruptions- und Bestechungsskandalen in Verbindung gebracht. So war im November bekannt geworden, dass die israelische Staatsanwaltschaft einen U-Boot-Vertrag mit Thyssen-Krupp unter die Lupe nimmt. Eigene Untersuchungen von Thyssen-Krupp hätten bislang aber noch keine konkreten Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten des Konzerns ergeben, teilte Compliance-Chef Donatus Kaufmann mit.

Im Konzern gibt es schon seit längerem Überlegungen, sich von der Marinesparte zu trennen. Ein möglicher Verkauf ist jedoch bislang am Preis gescheitert, so hatte Thyssen-Krupp bislang mindestens zwei Milliarden Euro gefordert. Doch das war noch vor dem gescheiterten Milliardendeal in Australien. Branchenkreise gehen davon aus, dass die Sparte inzwischen günstiger zu haben wäre. Allerdings muss sich auch erst einmal ein genehmer Käufer finden. Denn die Bundesregierung hat bei sensiblen Geschäften rund um Rüstungsgüter ein gewichtiges Wort mitzureden.

Am Freitag begrüßte das Bundesverteidigungsministerium jedenfalls die Nachricht aus Norwegen. „Das bedeutet, dass Deutschland seine bisherige Planung bei der Beschaffung neuer U-Boote deutlich vorzieht.“ Die norwegische Entscheidung werde dazu beitragen, eine zukunftsweisende Schlüsseltechnologie für die nächsten Jahrzehnte in Deutschland zu sichern. Es sei vereinbart worden, dass wichtige Anteile durch die norwegische Industrie geleistet werden.

Thyssen-Krupp Marine Systems beschäftigt in Kiel, Hamburg und Emden rund 3200 Mitarbeiter. Neben Norwegen bewirbt sich die Sparte noch um einen U-Boot-Auftrag aus Indien und für den Bau von Kriegsschiffen der deutschen Marine. Die Werften gehören bei Thyssen-Krupp neben dem Anlagenbau zur Sparte Industrial Solutions. Diese soll nach einem Rückgang der Aufträge neu aufgestellt werden.