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Thyssen-Krupp schrumpft weiter

Der Ruhrkonzern will noch mehr Teile abgeben. Verhandelt wird nun auch über die Stahlsparte, die in Zukunft das neue Kerngeschäft sein sollte.

Als Thyssen-Krupp vor zehn Jahren auf sein altes Firmengelände in Essen zurückgezogen war, da beschwor die damalige Führungsmannschaft den „Beginn einer neuen Zukunft“. Mit seinen lichtdurchfluteten Räumen sollte die quadratisch gebaute Zentrale für Transparenz stehen und ein Symbol für den Aufbruch sein.

Von dieser Euphorie wird an diesem Montag wenig zu spüren sein, wenn die Aufsichtsräte ab 14 Uhr zusammenkommen. Auf der Tagesordnung steht die neue Strategie, mit der der Vorstand um seine Chefin Martina Merz den Ruhrkonzern stabilisieren will.

Ihr Spielraum ist begrenzt, da die Coronakrise das Unternehmen wirtschaftlich hart trifft. Der Verlust dürfte sich im laufenden Geschäftsjahr im Milliardenbereich bewegen. Die ursprünglichen Planungen hat der Vorstand daher auf den Prüfstand stellen müssen. „Da arbeiten wir gerade an Lösungen und Optionen“, hatte Merz intern erklärt.

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Dazu zählt nach Angaben aus Konzernkreisen auch eine Fusion der Stahlsparte mit einem Wettbewerber. Hierüber liefen bereits Gespräche mit Konkurrenten aus dem In- und Ausland, hieß es. Ein Beschluss dazu werde aber auf der Aufsichtsratssitzung nicht fallen.

Die Kontrolleure werden sich mit den konkreten Planungen befassen: Den Konzernkreisen zufolge sieht die neue Strategie den Verkauf weiterer Teile vor. Fest steht bereits, dass Bereiche wie der Anlagenbau und wesentliche Elemente der Komponentenfertigung abgegeben werden. Diese Liste werde nun verlängert, hieß es in Kreisen des Unternehmens. Zum Verkauf soll nun offiziell auch die Werftensparte gestellt werden.

Keine zukunftssichere Aufstellung

Die Aktivitäten, die Thyssen-Krupp abgeben will, sollen in eine eigene Einheit umgruppiert werden. Damit könne den Investoren gegenüber klarer dargestellt werden, wofür das Unternehmen mit seinen aktuell 160.000 Mitarbeitern stehen wird. Nach dem Zickzackkurs der vergangenen zwei Jahre sei dies nötig.

Mit den bislang bekannten Verkäufen wird sich der finanziell marode Konzern allerdings nicht zukunftssicher aufstellen lassen. „Corona hat einmal mehr die Schwächen offengelegt“, sagte ein Manager dem Handelsblatt. Der Schrumpfkurs von Thyssen-Krupp müsse weitergehen.

In den Fokus rückt nun die Stahlsparte, die mit ihren Erlösen in guten Jahren die Kassen füllt. Geht es allerdings mit der Wirtschaft bergab, dann reißt das Stahlgeschäft tiefe Löcher in die Bilanz. Dies ist ein Grund, warum die vorherigen Vorstandschefs Heinrich Hiesinger und Guido Kerkhoff den Bereich hatten ausgliedern wollen.

Sie hatten Thyssen-Krupp auf die Aufzugssparte Elevator fokussieren wollen. Das Geschäft liefert unabhängig von der Konjunktur solide Erlöse, mit der die Pensionsverpflichtungen des Konzerns hätten bezahlt werden können. Denn Jahr für Jahr muss die Firma rund eine halbe Milliarde Euro an ihre Pensionäre überweisen.

Auf Druck des Finanzinvestors Cevian und mit Billigung des Großaktionärs Krupp-Stiftung besiegelte Merz den Verkauf von Elevator für 17,2 Milliarden Euro. Mit dem Großteil dieser Summe muss das Unternehmen seine Schulden- und Pensionslast absichern. Weitere Gelder sind für den Umbau des verbliebenen Geschäfts vorgesehen.

Gespräche über die Stahlsparte

Dieser Betrag allerdings hat sich durch die Coronakrise dramatisch verringert, die Thyssen-Krupp mit einigen Milliarden Euro belasten dürfte. Dem Vernehmen nach will der Vorstand um Merz nun Investitionen in die Stahlsparte strecken.

Die Überlegungen reichen indes weiter: Das Management führe derzeit mit Vertretern anderer Stahlproduzenten Gespräche über die Stahlsparte, erfuhr das Handelsblatt aus Kreisen des Unternehmens und der Branche. Zu den Interessenten zählten unter anderem die chinesische Baosteel, SSAB aus Schweden sowie Tata Steel Europe. Thyssen-Krupp lehnte einen Kommentar dazu ab.

Innerhalb der IG Metall werden diese Gespräche mit großer Sorge betrachtet. Die Gewerkschaft fürchtet wie der Betriebsrat einen Ausverkauf der Hüttensparte ins Ausland. Baosteel wie auch SSAB würden bevorzugt eine Mehrheit übernehmen, sagte ein mit den Überlegungen vertrauter Manager. Dies dürfte auch für Tata gelten, mit dem ein 50-50-Joint-Venture im vergangenen Jahr gescheitert war.

Deutschlands größter Stahlkonzern würde dann in ausländische Hände kommen. Die IG Metall bevorzugt hingegen eine Fusion von Thyssen-Krupp Steel, den Saarhütten und Salzgitter. Die Gespräch darüber verliefen indes bislang ergebnislos.