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Thyssen-Krupp-Fusion mit Stahlhändler Klöckner ist vom Tisch

Der einstige Wunschpartner springt ab: Klöckner beerdigt die Fusion mit Thyssen-Krupps Werkstoffsparte. Dabei spielt das Aus von CEO Kerkhoff eine Rolle.

Noch bevor Vorstandschef Guido Kerkhoff die Schlüssel für das Thyssen-Krupp-Quartier an seine designierte Nachfolgerin Martina Merz übergibt, folgen die ersten Konsequenzen aus dem Personalwechsel. Die Gespräche über einen Zusammenschluss mit Thyssen-Krupps Werkstoffgeschäft hat der Stahlhändler Klöckner & Co. einseitig beendet, erfuhr das Handelsblatt aus Kreisen des Klöckner-Aufsichtsrates.

Grund dafür sei Kerkhoffs Rauswurf gewesen, heißt es. Am Dienstagabend hatten dessen Aufsichtsratsspitzen empfohlen, mit Kerkhoff Gespräche über eine Vertragsauflösung aufzunehmen. Gründe dafür nannten die Kontrolleure nicht. Doch wie es scheint, führte ein Konflikt über die Zukunft der Aufzugssparte zu dem Zerwürfnis: Während Kerkhoff einen Teilverkauf favorisierte, fordert der Investmentfonds Cevian einen Komplettverkauf.

Wie es mit dem Ruhrkonzern nun weitergeht, ist ungewiss. Derzeit ist der Aufsichtsrat auf Personalsuche, da Merz als Chefkontrolleurin laut Aktiengesetz höchstens zwölf Monate in den Vorstand entsendet werden darf. Zahlreiche Kandidaten hatten den Posten in der Vergangenheit abgelehnt – darunter der frühere ABB-Chef Ulrich Spiesshofer sowie der ehemalige Kuka-Chef Till Reuter.

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Klöckner-Vorstandschef Gisbert Rühl rechnet deshalb nicht damit, bald ein konkretes Fusionsangebot des Ruhrkonzerns zu Gesicht zu bekommen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Management und Shareholder von Thyssen-Krupp in der derzeitigen Lage an Akquisitionen denken“, sagte der Manager auf Anfrage des Handelsblatts.

Dabei würde die Börse eine solche Fusion durchaus begrüßen. Als die Gespräche der beiden Unternehmen vor einigen Wochen durch einen Bericht des Handelsblatts erstmals öffentlich wurden, reagierte die Klöckner-Aktie mit einem zweistelligen Kurssprung. Analysten lobten das dahinterliegende Konzept einer „Deutschen Stahl AG“, die langfristig auch den Konkurrenten Salzgitter hätte umfassen können.

Doch dazu wird es nun auf absehbare Zeit nicht kommen. Denn ursprünglich sollte Kerkhoff bis zum November eine Strategie ausarbeiten, die auch eine langfristige Perspektive für das Stahlgeschäft beinhaltet hätte. Doch mit der Entscheidung, Kerkhoff zu ersetzen und dem bisherigen Spartenvorstand Klaus Keysberg im Gesamtkonzern die Verantwortung für Werkstoffe und Stahl zu übertragen, ist dieser bisherige Plan dahin.

Wochenlange Gespräche dahin

Dabei galt Klöckner & Co. bislang als Wunschpartner des Managements, um den Vertrieb der eigenen Stahlprodukte auszuweiten. Denn der Duisburger Stahlhändler verfügt über ein dichtes Netz vor allem in Europa und Nordamerika. In beiden Regionen wäre durch die Fusion der größte Anbieter in einem sonst stark fragmentierten Markt entstanden.

Über Wochen hatte eine Projektgruppe beider Unternehmen mögliche Vorteile ausgelotet. Mehrfach kam es in der Vergangenheit auch zu Gesprächen zwischen Kerkhoff und Rühl, die schon lange einen Zusammenschluss ins Auge gefasst hatten. Dabei kam es wegen der strategischen Volten von Thyssen-Krupp zu verschiedenen Konstellationen: Mal war Thyssen-Krupp, mal Klöckner als Käufer im Gespräch.

Ungeachtet Kerkhoffs geplanter Abberufung treibt der Konzern die Veräußerung des Aufzugsgeschäfts weiter voran. Interessiert gezeigt haben sich bislang der finnische Konkurrent Kone, aber auch Finanzinvestoren. Mit Kerkhoffs Weggang ist ein Komplettverkauf der Sparte wahrscheinlicher geworden. Beobachter messen der Sparte einen Wert von 17 Milliarden Euro zu.

Ginge es nach dem Investmentfonds Cevian, würde ein großer Teil des Geldes an die Aktionäre ausgeschüttet. Die gemeinnützige Krupp-Stiftung hat sich bislang nicht zu dem Thema geäußert. Im Stiftungs-Kuratorium sitzt auch N'RW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Auch an dieser Stelle vermisst die Opposition eine klare Positionierung der Landesregierung.

„Die Situation bei Thyssen-Krupp verunsichert die Beschäftigten“, sagte Mona Neubaur, NRW-Landeschefin der Grünen, an diesem Freitag. „Sie müssten aus den Medien erfahren, dass ihrem Arbeitgeber die Zerschlagung und ein potenziell existenzbedrohender Abfluss von Mitteln drohe. Laschet kommentiere das wie ein unbeteiligter Beobachter, kritisierte Neubaur. „Es ist an der Zeit, dass er diese Rolle verlässt.“

Am Donnerstag hatte Laschet betont, es müsse bei Thyssen-Krupp alles getan werden, „dass es nicht zu einer Zerschlagung kommt und dass das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt“. Nach Meinung des Politikers komme der Ruhrkonzern dabei um strukturelle Reformen nicht herum.